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14.03.09 / Grenzgänger zwischen den Stilen / Ausstellungen in Wien und Regensburg mit Werken von Lovis Corinth

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-09 vom 14. März 2009

Grenzgänger zwischen den Stilen
Ausstellungen in Wien und Regensburg mit Werken von Lovis Corinth

Gleich zweimal erinnern bedeutende Museen an den Maler und Graphiker Lovis Corinth (1858–1925). Schon zum 150. Geburtstag des Künstlers gab es eine große Retrospektive.

Das Belvedere in Wien präsentiert eine neue Ausstellungsserie: Jeweils im Frühjahr und Herbst demonstrieren Sonderpräsentationen ausgewählter Werke der Sammlung die hohe Qualität der Bestände etwa der internationalen Klassischen Moderne, der deutschen Romantik oder des französischen Impressionismus. Gezeigt werden sowohl Retrospektiven einzelner Künstler als auch Schlüsselwerke wichtiger stilistischer Entwicklungen von der Gotik bis in die Gegenwart.

Begleitende Publikationen belegen den neuesten Stand der wissenschaftlichen Aufarbeitung. Den Anfang dieser Ausstellungsserie macht eine Schau mit zehn Gemälden von Lovis Corinth. Das Belvedere besitzt Werke aus allen entscheidenden Schaffensphasen des Künstlers, so daß die Entwicklung seiner expressiven Malerei anschaulich nachvollzogen werden kann. Die Ausstellung ist in einem eigenen Raum innerhalb der Sammlung zu sehen.

Als „Nachtrag“ zur großen Corinth-Gemälde-Retrospektive, die auch in Regensburg zu sehen war, eröffnet das Kunstforum Ostdeutsche Galerie am 19. März, um 20 Uhr, die Ausstellung „Corinth auf Papier“. Diese gibt einen intimen Einblick in die Werkgeheimnisse des Grenzgängers zwischen allen Stilen. Annähernd 500 Papier-Arbeiten von Lovis Corinth beherbergt die Graphische Sammlung des Kunstforums. Sie waren noch nie in einer repräsentativen Überblicksausstellung zu sehen. Zu dem reichen Fundus gehören Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphiken – darunter Farblithographien, feinlinige Radierungen oder expressive Kaltnadelarbeiten – sowie Skizzenbücher und illustrierte Bücher, etwa zu Werken von Goethe und Schiller. Die außerordentlich große Zahl der Werke und deren mediale Vielfalt machen das Museum zu einer der bedeutendsten Corinth-Sammlungen weltweit.  

Viele der Arbeiten wurden aus dem direkten Umfeld des Künstlers erworben, etwa von seiner Frau Charlotte und später von seinen Kindern Wilhelmine und Thomas. Damit erklärt sich auch die durchweg hohe Qualität der Zeichnungen, aber auch die ungewöhnlich große Zahl von Probe- und Zustandsdrucken. „Diese Arbeiten sind nicht einmal in den Werkverzeichnissen des Künstlers genannt“, so der Kurator der neuen Schau, Roman Zieglgänsberger, „und stellen dadurch ,unentdeckte‘ Besonderheiten und kleine Schätze dar. Corinths Zeichnungen zu Schillers Gedicht ,Der Venuswagen‘ beispielsweise waren bislang völlig unbekannt.“

Einen weiteren Höhepunkt der Sammlung bilden elf frühe, noch unveröffentlichte Skizzenbücher, die bis zu 30 Seiten umfassen. Sie demonstrieren Corinths schier unerschöpflichen Ideenreichtum. Gleichzeitig zeugen sie davon, daß der Künstler – vor allem als Graphiker – immer wieder um seinen Gegenstand gerungen und sein großes Können erst durch stete Übung in diesem Medium erlangt hat. Die thematisch gegliederte Schau zeigt seine Selbstbildnisse und Bilder aus dem privaten Umfeld des Künstlers, Portraits seiner Freunde und Künstlerkollegen, zahlreiche biblische, mythologische oder genrehafte Szenen und nicht zuletzt die reizvollen späten Walchenseelandschaften Corinths. Kurator Zieglgänsberger betont: „Besonders die späten experimentellen Druckgraphiken und Zeichnungen vom Walchensee fangen auf beeindruckend moderne Weise die spezielle Atmosphäre der oberbayerischen Voralpenlandschaft ein. Hier wird die große Bedeutung Corinths für die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders augenscheinlich – nach dem großen Erfolg und der überwältigenden Publikumsresonanz der Corinth-Retrospektive kann der Besucher nun einen Blick hinter die Kulissen des malenden Lovis Corinth werfen.“            kk/os   

Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Dr.-Johann-Maier-Straße 5, Re-gensburg, 19. März bis 17. Mai, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, Eintritt 4 / 2 Euro.

Oberes Belvedere, Prinz-Eugen-Straße 27 A, Wien, 25. März bis 19. Juli, täglich von 10 bis 18 Uhr, Eintritt 9,50 Euro

Foto: Lovis Corinth: Dame am Goldfischbassin (Öl, 1911)


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