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14.03.09 / Umschwärmt und kritisiert / Vor 100 Jahren starb der Schauspieler Adalbert Matkowsky

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-09 vom 14. März 2009

Umschwärmt und kritisiert
Vor 100 Jahren starb der Schauspieler Adalbert Matkowsky

Die Kritiker bescheinigten ihm „überschäumendes Temperament und un-glaubliche Vitalität, eine ungemein große Wandlungsfähigkeit und eine besonders volle Stimme“, mit der er sein Publikum in den Bann zog. Adalbert Matkowsky, der Mime aus Ostpreußen, wurde seinerzeit gar mit dem großen Österreicher Josef Kainz verglichen. Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, gab er den Faust und den Wallenstein, den Götz und den Karl Moor. Er begeisterte aber auch in den großen Rollen der Shakespeare-Dramen.

Geboren wurde Adalbert als unehelicher Sohn der Näherin Marie Matzkowsky am 6. Dezember 1857 in Königsberg. Die Mutter bemühte sich sehr, dem Sohn trotz der Armut eine gute Ausbildung angedeihen zu lassen. Der aber soll mehr den umherziehenden Schaustellern und so manchem Komödianten nachgelaufen sein, als sich für die Schule und die Hausaufgaben zu begeistern.

Im zarten Alter von neun Jahren gelangte Adalbert nach Berlin, wo er die Realschule besuchte. Als er seinen Abschluß in der Tasche hatte, galt es, einen „anständigen“ Beruf zu erlernen. In einer Berliner Importfirma erhielt der junge Ostpreuße eine Lehrstelle. Zum Theater jedoch fühlte er sich nach wie vor hingezogen, dazu aber gehörte eine gute Ausbildung. So entschloß Adalbert sich denn, seine schulischen Kenntnisse zu erweitern und drückte wieder die Schulbank. Ein Lehrer war es, der ihm den Beruf des Schauspielers empfahl; ihm waren die deklamatorische und die schauspielerische Begabung des Jungen im Unterricht aufgefallen.

Endlich dann war es soweit: Nach der Ausbildung bei Heinrich Oberländer spielte Adalbert Matkowsky mit 20 Jahren am Königlichen Hoftheater in Dresden. – Zu der Zeit hat er auch das Z aus seinem Namen gestrichen. – Hamburg und schließlich Berlin waren die nächsten Stufen auf der Karriereleiter. Matkowsky stürmte von Erfolg zu Erfolg und begeisterte auch auf Gastspielreisen im ganzen Land.

Karl Mauch schrieb anläßlich seines 50. Todestages: „Das Publikum war begeistert, wenn der sehr riesenhafte, sehr männliche Mann seinen Götz oder Othello hinlegte. Seine Stimme, die er bis zu einem kaum hörbaren Flüstern zu dämpfen wußte, ließ bei Ausbrüchen das Haus erzittern.“ Theodor Fontane war hingegen durchaus kritischer Meinung: „Ich bin Anti-Matkowsky, halte seine ganze Spielweise für eine Verirrung und finde diesen nach dem Prinzip von Flut und Ebbe hergerichteten Wechsel von Stentorschreiereien und flüsterndstem Geflüster vorwiegend komisch. Herrn Matkowskys Kunstideal ist nicht das meinige und bei rück-haltloser Würdigung seiner eminenten Gaben habe ich doch immer aufs neue hervorheben müssen, daß er mir bei der Verwendung dieser seiner Gaben zu theatralisch sei.“ Alfred Kerr, der große Theaterkritiker, urteilte knapp: „Ein Kulissenreißer – Ein Wagnersänger ohne Stimme.“

Das aufreibende Leben und der frühe Tod seines einzigen Sohnes mögen dann jedoch dem unruhigen Geist zu schaffen gemacht haben. Adalbert Matkowsky war erst 51 Jahre alt, als er von der Bühne, die ihm so sehr viel bedeutet hat, abberufen wurde. Er starb vor 100 Jahren, am 16. März 1909, in Berlin. „Matkowsky lebte außer und über seiner Zeit; er dachte Fausts Gedanken, lachte wie Siegfried, focht wie Macbeth und litt wie Ödipus an der zweifelhaften Weisheit der Götter“, erinnerten sich seine Freunde. Heute gemahnt noch die Matkowskystraße in Berlin Fried-richshain-Kreuzberg und sein prächtiges Grabmal auf dem Alten Luisenfriedhof II an den großen Schauspieler.     Silke Osman

Foto: Adalbert Matkowsky mit Helene Wickmann, seiner letzten großen Liebe (1905)


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