© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-09 vom 14. März 2009

Auch ein Verlust für Preußen

Das nun eingestürzte Kölner Stadtarchiv galt als das größte seiner Art nördlich der Alpen. Es verwahrte rund 30000 Regalmeter an Dokumenten, Fotos, Urkunden und Nachlässen aus der rund 2000jährigen Stadtgeschichte. Das älteste Dokument stammte aus dem Jahr 922. Kölns Kulturdezernent Georg Quander bezeichnete den Einsturz des Gebäudes als „Katastrophe“. Das „Gedächtnis des gesamten Rheinlandes“ sei zerstört worden. Die rund 30 Mitarbeiter des Stadtarchivs werden zur Zeit notdürftig in anderen städtischen Dienststellen untergebracht. Viele stehen noch unter Schock.

Verschüttet wurden wohl auch Unterlagen aus 130 Jahren preußischer Geschichte in Köln. Denn die vormals „Freie Reichsstadt“ Köln wurde nach dem Wiener Kongreß von 1815 dem preußischen Staat zugeschlagen und war ein wichtiger Verwaltungssitz der preußischen Rheinprovinz. Die Zugehörigkeit zu Preußen endete erst mit der Auflösung dieses Staates nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Vorsitzende des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare, Robert Kretzschmar, meinte, daß ein „ganz wichtiger Teil unseres kollektiven kulturellen Gedächtnisses“ verloren gegangen sei. Er kenne zwar nicht genau die historischen Bestände des Archivs, doch gehörten zur Preußenzeit ganz sicher die Dokumente und Urkunden zur Auseinandersetzung zwischen Stadt und Kaiser über die Schreibweise „Cöln“ beziehungsweise „Köln“ und alles, was mit der Dom-Vollendung im Jahr 1880 und der Dombau-Finanzierung zusammenhängt. Es gelte jetzt zu retten, was noch zu retten sei. Grundsätzlich sei festzuhalten, daß das Stadtarchiv trotz des zu befürchtenden Verlustes eines großen Teils seiner Bestände seine Existenzberechtigung nicht verloren habe.    Siegfried Schmidtke