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14.03.09 / Party neben dem Pottwalskelett / Die Königsberger begingen den Internationalen Tag des Wals – Vor 40 Jahren ein Zentrum des Walfangs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-09 vom 14. März 2009

Party neben dem Pottwalskelett
Die Königsberger begingen den Internationalen Tag des Wals – Vor 40 Jahren ein Zentrum des Walfangs

Am 21. Februar wurde in Königsberg der Internationale Tag des Wals begangen, ein Feiertag, der 1985 von der Internationalen Walfangkommission (IWC) eingeführt und 1986 erstmals gefeiert wurde.

Der Ort der diesjährigen Feier war das Ozeanmuseum, genauer gesagt, der Ausstellungssaal, in dem sich das größte Exponat, das Skelett eines Pottwals, befindet. Ein vergleichbares Exponat gibt es nicht einmal in den größten Museen der Welt. Das 17 Meter große Exemplar stammt aus dem Jahr 1975.

In dem Ausstellungsraum richteten die Museumsmitarbeiter eine Feier für Kinder aus, bei der diese viel über die größten Meeresbewohner erfahren konnten. Die jungen Gäste nahmen an einem Quiz und an Spielen teil oder hörten fesselnde Erzählungen über die Wale. Dabei erfuhren sie unter anderem, daß einige dieser größten Säugetierarten der Welt vom Aussterben bedroht sind.

Intensiver Walfang begann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1946 einigten sich die beteiligten Länder in einer Konvention auf eine Begrenzung des Walfangs. Doch leider änderte das nicht viel. Die massenweise Dezimierung der Wale setzte sich bis 1972 fort. Schließlich erließ die Kommission ein Moratorium, das jedweden kommerziellen Walfang untersagte. Die Sowjetunion beteiligte sich nach der Auflösung ihrer Walfangflotte daran.

Eine der größten Flotten war damals im Königsberger Gebiet beheimatet: Während der 15 Jahre zwischen 1960 bis 1975 begleiteten die Königsberger jedes Jahr ihre Walfänger. Der Ministerrat der Sowjetunion entschied am 30. März 1959, eine Antarktis-Walfangflotte im nördlichen Ostpreußen zu stationieren. Sie trug den Namen „Jurij Dolgorukij“ zu Ehren des Offiziers der Walfangstation. Die Geschichte dieser Namensgebung ist recht interessant, denn die Basis sollte zuerst den Namen „Hamburg“ tragen, weil mit ihrem Bau 1924 in der Hamburger Werft „Blohm und Voß“ begonnen worden war. 1926 war ihr Stapellauf. Das Schiff stand bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs im Dienst der Fährlinie Hamburg–New York. Während des Kriegs wurde das Schiff für Truppenverlegungen und Flüchtlingstransporte genutzt.

Im April 1945 wurde das Schiff auf Befehl des Kriegskommandos in der Nähe von Saßnitz versenkt. Im September 1950 bargen sowjetische Taucher es wieder und schleppten es in den Hafen von Warnemünde. Nach einer Generalüberholung ließen die Russen das Schiff in Antwerpen zu einer Walfangstation für Arbeiten in der Antarktis umrüsten. Im März 1960 lief das Schiff im Dock in Warnemünde unter dem Namen „Jurij Dolgorukij“ vom Stapel. Vor dem ersten Auslaufen der Flotte im Jahr 1960 waren gewaltige Vorbereitungen zu treffen: Spezialisten wurden ausgebildet, Schiffsbesatzungen zusammengestellt und die Schiffe ausgerüstet.

Jede Rückkehr eines Walfängerschiffs in den Königsberger Hafen wurde seinerzeit zum Fest für die gesamte Region. Mehrere Generationen erinnern sich noch an die unvergeßlichen Treffen mit den Walfängern im Fischereihafen. Gewöhnlich kehrte die Flotte in der zweiten Maihälfte nach 30000 Seemeilen heim. In einer gesonderten Ausstellung zum Gedenken an die Walfangflotte erzählte eine Fotowand mit Aufnahmen aus den 60er und 70er Jahren vom schweren Beruf des Walfängers.

Heute übersteigt die Zahl der für die Walfänger wertvollsten Grönlandwale kaum die Marke von 5000. Laut Schätzungen von Wissenschaftlern existieren wieder zirka 22000 Grauwale. Rußland erhält von der Internationalen Walfangkommission eine Fangquote von 140 Grauwalen, die für die Bevölkerung von Tschukotka bestimmt sind, weil sowohl Tschuktschen als auch Eskimos von jeher Fleisch und Fett des Grauwals als Nahrungsgrundlage nutzen.

Am Tag des Wals wurde im Ozeanmuseum die Aktion „Kinder schützen Wale“ ins Leben gerufen. An aufgestellten Staffeleien schufen die Kinder Wal-Gemälde. Es gab auch eine Ausstellung von Plüschtieren, die die Kinder selbst hergestellt hatten. Sie nahmen an einem Wettbewerb teil. Zum Tag des Wals hatten einige Schulen einen Malwettbewerb unter dem Motto „Laßt die Wale der Welt leben!“ ausgeschrieben. Die teilnehmenden Schüler hatten eine ganze Galerie mit Aquarellen gefüllt.

Darüber hinaus fand eine wissenschaftliche Konferenz über den Schutz und Erhalt von Walen statt. Die Museumsbesucher konnten sich Filme über die Lebensweise der Meeressäuger ansehen, sich in der Meisterwerkstatt an der Herstellung von Walen aus Pappmaché beteiligen. Die Gewinner erhielten Erinnerungspreise.    

Jurij Tschernyschew

Foto: Ausstellungssaal des Ozeanmuseums: Veranstaltungsort der Feierlichkeiten rund um den Meeressäuger


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