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21.03.09 / Springt der Aufstand über? / Paris schaut besorgt nach Martinique und Guadeloupe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-09 vom 21. März 2009

Springt der Aufstand über?
Paris schaut besorgt nach Martinique und Guadeloupe

Die Streikenden auf Martinique und Guadeloupe haben uns gezeigt, wie man es macht.“ Diese Worte eines wütenden Gewerkschafters der Reifenfabrik Continental in Clairoix unweit von Paris sprechen Bände. Continental will, nebst der Lkw-Reifenfabrik in Hannover (780 Arbeitnehmer), diese französische Niederlassung schließen. Dort werden 1120 Franzosen arbeitslos. Nicolas Sarkozy, der sich diesmal gehütet hat, ins Auge des Sturms zu fahren, darf darüber meditieren.

Frankreich leidet in der Krise weniger als andere EU-Staaten. Aber Sarkozy kann nicht mehr hinausposaunen, daß sein Arbeitsmarkt (8,2 Prozent Arbeitslosigkeit) und seine Wachstumsrate (minus 1,5 Prozent 2009) der Krise trotzen. Er hatte Frankreich von seiner chronischen „Demonstrationitis“ fast geheilt. Doch jetzt wird das Land rückfällig.

Am 19. März stand ein Generalstreiktag auf der Gewerkschafts-Agenda. Fast täglich wird demonstriert. Anders als in Spanien, England und zum Teil Deutschland, wo Sozialisten beziehungsweise Sozialdemokraten regieren oder mitregieren, geht die französische Linke auf totale Konfrontation.

Mit dem Anstieg der Arbeitslosenzahlen um jeweils 90000 im Januar und Februar wird es bedrohlich. Linke sind in die Karibik gereist, um Zündstoff zu sammeln. „Ich bin hierher gekommen, um vom Generalstreik zu lernen“, sagte Linksaußen Olivier Besancenot in Guadeloupe. Ihm folgte „Revolutions-Asterix“ José Bové. Ségolène Royal war mit von der Partie: „Die dicken Bosse haben sich jahrelang am neokolonialen System gemästet“, schrie die geborene Agitatorin. „Die müssen sofort bezahlen. Sonst gibt‘s Revolution.“ Mit oder ohne Guillotine?

In den französischen Überseegebieten in der Karibik schlägt die Krise hingegen voll durch. Nur der Tourismus brachte Geld ein, doch der liegt jetzt darnieder. Die Insel Guadeloupe stand 49 Tage lang unter einem Arbeitsverbot ihrer linken Gewerkschaft LKP. Es ging mit Protesten gegen das teure Benzin los. Es folgten teilweise gewaltsame Demos und Blockaden. Stoßtrupps der LKP ließen Geschäften und Unternehmen keine Wahl: entweder schließen oder geplündert werden! Ein Gewerkschafter, Jacques Bino, wurde erschossen. Wohl von seinen Genossen. Man konnte aus ihm kein Polizeiopfer machen. Weht dort übler Wind aus Kuba oder aus Venezuela?

Der Brand weitete sich aus auf die Nachbarinsel Martinique und sprang über den Indischen Ozean auf die Insel Réunion. Alles französische Départements, die vom Sozialstaat Frankreich leben. Die Überseegebiete kosteten 2008 15,5 Milliarden Euro, 2009 sollen es schon 16,7 Milliarden werden. Und nach den letzten Geschenken an die Streikenden wird es noch viel mehr.

Der Wirtschaftsruin in Haiti und Kuba ist eine Warnung. Deswegen wollen 80 Prozent der Bevölkerung französisch bleiben. Da war der autonomistische LKP-Chef Elie Domota vorsichtig. Trotzdem will er die Weißen („bekes“) ins Meer werfen. Ein Mordaufruf hat  ihm bereits eine Klage wegen Aufstachelung zum Rassenhaß eingebracht.        J.-P. Picaper


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