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21.03.09 / Laboratorium der Ideen / Das Bauhaus wird 90 Jahre alt – Weimar feiert das Ereignis mit sechs Ausstellungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-09 vom 21. März 2009

Laboratorium der Ideen
Das Bauhaus wird 90 Jahre alt – Weimar feiert das Ereignis mit sechs Ausstellungen

Goethe und Schiller, Herder und Anna Amalia – mit diesen Namen verbindet man Weimar. Doch die Stadt in Thüringen gilt auch als Wiege der modernen Architektur. Dort wurde vor 90 Jahren das Bauhaus gegründet. Eine Idee, die man mit Ausstellungen feiert.

Unter dem gemeinsamen Titel „Das Bauhaus kommt“ werden an sechs verschiedenen Stationen bekannte und unbekanntere Facetten des frühen Bauhauses ausführlich vorgestellt, darunter als ein Höhepunkt die Arbeiten aus den Werkstätten der Schule, in denen der Übergang zum Design vollzogen wurde. Meisterwerke freier Kunst von berühmten Bauhaus-Meistern wie Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Johannes Itten, Paul Klee, László Moholy-Nagy oder Oskar Schlemmer werden ebenso zu sehen sein wie innovative Bühnenprojekte und Experimente, die im Zusammenhang mit der Bühnenwerkstatt des Bauhauses entwickelt wurden und Maßstäbe setzten.

Das Bauhaus war in vielerlei Hinsicht stilprägend. Zusammen mit De Stijl, einer niederländischen Gruppe von Malern, Architekten und Designern, und dem Konstruktivismus gehörte es zu den einflußreichsten Vorläufern des modernen Industriedesigns. Entstanden durch die Vereinigung der Kunstschule in Weimar mit der 1907 von Henry van de Velde (1863–1957) gegründeten Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar nahm die Hochschule im Frühjahr 1919 unter der Direktion des Architekten Walter Gropius in van de Veldes Schulgebäuden ihre Arbeit auf. 1925 erfolgte der Umzug nach Dessau – ab 1926 im Gebäude des Bauhauses Dessau, das von Walter Gropius (1883–1969) entworfen, 1996 in die Unesco-Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde und noch heute für den sogenannten „Bauhausstil“ steht. 1932 mußte das Bauhaus nach Berlin umziehen und wurde 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen.

An der Hochschule gaben Lehrer ihr Wissen weiter, die heute in jedem Who-is-Who der modernen Kunst- und Architekturgeschichte zu finden sind. Im Bauhaus wurden die traditionell getrennten Bereiche der Bildenden Kunst, der Angewandten Kunst und der Darstellenden Kunst miteinander verbunden, in der Absicht, die Kunst von der Industrialisierung zu emanzipieren und das Kunsthandwerk wieder zu beleben.

Ein Bauhaus wie in Dessau gibt es in Weimar zwar nicht mehr, dafür aber ein Bauhaus-Museum, das eine der umfangreichsten Sammlungen mit Bauhaus-Exponaten beherbergt. Hier und an den fünf anderen Schauplätzen wird die Jubiläumsausstellung zu sehen sein, in der Weimar als Laboratorium dargestellt wird, in dem vorausgedacht wurde, was dann in den weiteren Bauhaus-Stationen in Dessau und Berlin zur Entfaltung gelangte und weltweite Akzeptanz fand. Im Bauhaus-Museum, Theaterplatz, befinden sich Besucherinformation, Museumsshop und Hauptkasse der Ausstellung. Ein begehbares Bild-Panorama und ein Einführungsfilm geben Einblick in die Geschichte der Weimarer Republik und des Bauhauses. Im Goethe-Nationalmuseum, Frauenplan 1, sind Meisterwerke von Gerhard Marcks, Lyonel Feininger, Johannes Itten, Georg Muche, Lothar Schreyer, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy zu sehen. Sie offenbaren die Vielschichtigkeit des Bauhauses. Die Ausstellung im Neuen Museum, Weimarplatz 4, thematisiert die Werkstätten, das „Leben am Bauhaus“ und die Gründungsgeschichte der Schule. Zu sehen sind unter anderem Arbeiten aus den Werkstätten Keramik, Metall, Textil, Tischlerei, Bildhauerei, Weberei, Druckerei, Wandmalerei und Buchbinderei. Im Untergeschoß des Neuen Museums werden filmische Experimente am historischen Bauhaus und heutige Filmexperimente von Studenten der Bauhaus-Universität Weimar gezeigt.

Das Schiller-Museum, Schillerstraße 12, präsentiert Bühnenwerke von Lothar Schreyer, Beispiele von Schülerarbeiten zum „Mechanischen Ballett“ und zur Marionettenbühne, Bühnenwerke von Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky sowie utopische Bühnenprojekte von László Moholy-Nagy samt zeitgenössischer Übersetzung, Konzeptionen für Theaterräume von Walter Gropius und Andor Weininger.

Das Musterhaus Am Horn nach dem Entwurf von Georg Muche entstand 1923 unter Beteiligung aller Bauhauswerkstätten und gilt als frühestes erhaltenes Zeugnis der Bauhausarchitektur. Eine Ausstellung zeigt Entwürfe zum Haus Am Horn und beschäftigt sich mit der Architekturlehre am Bauhaus in Weimar von 1919 bis 1925.

Im Oberlichtsaal der Bauhaus-Universität werden ab 26. Juni zwei der wichtigsten historischen Präsentationen moderner Architektur vorgestellt: die „Ausstellung unbekannter Architekten“ des Arbeitsrats für Kunst 1919 und die „Internationale Architekturausstellung 1923“ im Rahmen der Bauhaus-Woche 1923. Die Ausstellungen in Weimar machen den Erfolgsweg einer Idee sichtbar, die ihren Ursprung in Thüringen hatte.      S. Osman

Die Ausstellungen sind vom 1. April bis 5. Juli Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt 15 / 10 Euro.

Drei neue Bücher aus dem Prestel Verlag beschäftigen sich mit dem Bauhaus: Bauhaus 1919 — 1939 (144 Seiten, 16,95 Euro, von Hans Engels und Ulf Meyer), Living-Art: Bauhaus (128 Seiten, 9,95 Euro, von Boris Friedewald), 50 Bauhaus-Ikonen, die man kennen sollte (176 Seiten, 19,95 Euro, von Josef Strasser).

Foto: Zeitlos: Das von Walter Gropius entworfene Bauhaus-Gebäude in Dessau


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