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21.03.09 / Ein Leben für die Tiere / Ausstellung zum 100. Geburtstag des Zoologen Bernhard Grzimek im Oberschlesischen Landesmuseum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-09 vom 21. März 2009

Ein Leben für die Tiere
Ausstellung zum 100. Geburtstag des Zoologen Bernhard Grzimek im Oberschlesischen Landesmuseum

Guten Abend, meine lieben Freunde. Wie Sie schon sehen, habe ich heute wieder einen besonders possierlichen Kameraden mitgebracht.“ Wenn Professor Dr. Bernhard Grzimek in den 60er und 70er Jahren seine Fernsehzuschauer begrüßte, waren die Straßen leergefegt. „Ein Platz für Tiere“ war im deutschen Fernsehen mit Einschaltquoten bis zu 70 Prozent die erfolgreichste Sendung aller Zeiten. Stets assistierten ihm Affen, Raubkatzen, Schlangen oder andere Tiere aus dem Zoo, die manches Mal – zum Entzücken der Zuschauer – für Verwirrung im Studio sorgten. Am Schluß jeder Sendung folgte ein Spendenaufruf zur „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“.

Am 24. April 2009 jährt sich der Geburtstag des charismatischen Zoologen, Tierarztes und Verhaltensforschers zum 100. Mal. Dieses Jubiläum nimmt das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen zum Anlaß, in einer großen Sonderausstellung, die am 22. März um 15 Uhr eröffnet wird, sein Leben und Werk vorzustellen.

Bernhard Grzimek wurde am 24. April 1909 in Neisse in Oberschlesien geboren. Sein ganzes Leben lang begleiteten ihn die Tiere. Bereits als Jugendlicher züchtete er Hühner, wurde dann Tierarzt und später Direktor des im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Frankfurter Zoos.

Anfang der 50er Jahre führte es Grzimek erstmals nach Afrika. Sein Sohn und bester Freund Michael teilte seine Leidenschaft für Tier und Natur und begleitete ihn auf seinen Reisen. Mit ihrer Methode der Tierzählung aus dem Flugzeug heraus legten beide den Grundstein für die moderne Tierschutzarbeit. Der Einsatz für die Umwelt forderte allerdings einen hohen Preis. Sohn Michael kam 1959 bei den Dreharbeiten für den mit einem Oscar prämierten Film „Serengeti darf nicht sterben“ ums Leben.

Nicht nur in Afrika kämpfte Grzimek für den Erhalt der Lebensräume. Bei seinem unermüdlichen Engagement nutzte er geschickt seine große Beliebtheit und Ausstrahlung und wurde – im gefälligen Plauderstil – weltweit zum Vorreiter für den Umweltschutz. Er schrieb zahlreiche Bücher, gründete namhafte Organisationen wie den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und reaktivierte die Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V. (ZGF). Außerdem prägte er die Schlagworte „Naturschutz“ oder „Ökologie“ zu einer Zeit, als diese noch weitgehend fremd waren. Heute sind diese Themen wichtiger denn je.

Was war Bernhard Grzimek für ein Mensch, und was führte ihn zu diesem beharrlichen Einsatz für die Natur? Was hat er erreicht, und was ist geblieben? Wie ist es heute um den Tier- und Naturschutz bestellt? Diese und viele weitere Fragen rund um das bewegte Leben von Bernhard Grzimek werden in der Sonderausstellung beantwortet. Dabei wird der Besucher nicht nur in ferne Länder entführt, sondern auch auf die Natur direkt vor seiner Haustür aufmerksam gemacht. Er begibt sich auf Grzimeks Spuren, von der Vergangenheit bis in die Zukunft, von Oberschlesien bis Afrika.

Anhand von Inszenierungen mit Tierpräparaten, vielen Fotos, Dokumenten und Medienstationen werden Kindheit, Schulzeit und Studium, Familie und Berufsleben dargestellt. Grzimeks frühe Untersuchungen mit Hühnern, seine Forschungen zum Farbsehen und Rückfindevermögen von Pferden während des Zweiten Weltkrieges werden ebenso anschaulich beschrieben wie seine Leistungen beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Frankfurter Zoos. Das Thema Afrika wird als zentraler Berufs- und Lebensabschnitt anhand eines begehbaren Serengeti-Lagers mit entsprechenden Exponaten, Tieren und Medienmodulen erlebbar. Mit einem Flugsimulator kann der Besucher die Serengeti aus der Luft betrachten und erhält so eine Vorstellung von der Bedeutung des Flugzeugs als zentrales Transportmittel für die Arbeit von Bernhard und Michael Grzimek in Afrika. Nur auf diese Weise ließen sich die großen Entfernungen auf dem Kontinent bewältigen und der Umfang von Zebra-, Gnu- und Gazellenherden erfassen. Das berühmte Flugzeug „ENTE“ im Zebramuster wurde zum Symbol der modernen und effektiven Arbeit in Afrika.

Ein wichtiger Aspekt ist hier die Arbeit für den berühmten Film „Serengeti darf nicht sterben“, der auch ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung nichts von seiner Eindringlichkeit und Aktualität eingebüßt hat.

Ausblickend erfährt der Besucher, wie viele nachhaltige Projekte Grzimek initiiert hat. – Und nochmals wird hier die Faszination der afrikanischen Wildnis mit ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt vor Augen geführt.

An den Menschen Bernhard Grzimek, der am 13. März 1987 während eines Zirkusbesuchs in Frankfurt am Main starb, erinnert ein soeben erschienenes Buch von Claudia Sewig. Die Autorin zeigt in ihrer Biografie „Bernhard Grzimek — Der Mann, der die Tiere liebte“ (Gustav Lübbe Verlag, Bergisch-Gladbach, 447 Seiten, 64 Abbildungen, 24,95 Euro) auch die Schattenseiten des populären Mannes auf, seine Mitgliedschaft in der NSDAP, die er später aus Karrieregründen verschwieg, seinen Hang zum Seitensprung. Sewig berichtet aber auch von einem Mann, der einen kindlichen Humor hatte und der Scherzartikel sammelte. Wenn es um die Sache, um den Schutz der Tierwelt ging, kannte Grzimek keine Grenzen — und hat auf seine Weise  viel erreicht.            oslm / PAZ

Die Ausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum, Bahnhofstraße 62, Ratingen, E-Mail: info@oslm.de / Internet: www.oslm.de, ist bis 12. Juli dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.

Foto: In Afrika: Bernhard Grzimek mit Sohn Michael


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