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28.03.09 / Migranten contra Dealer / Grünen-Chef Özdemir: Randgruppen gegen Randgruppen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-09 vom 28. März 2009

Migranten contra Dealer
Grünen-Chef Özdemir: Randgruppen gegen Randgruppen

Die Gegend um das Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg war noch nie eine „gute“ Wohngegend. Die alliierten Bomber hatten in dem Bezirk vieles kurz und klein geschlagen. Diejenigen, die es sich leisten konnten, zogen weg. Dafür wanderten Studenten, Wehrdienstverweigerer aus Westdeutschland und Südländer zu. Der Platz am Kottbusser Tor ist seit langem einer der bevorzugten Treffpunkte für Drogenabhängige, Dealer und andere Kriminelle.

Dagegen setzt sich nun die übrige Wohnbevölkerung zur Wehr. Vier von fünf Anwohnern sind Migranten, die größte Gruppe stellen die Türken. Sie fühlen sich von den Politikern im Stich gelassen. Wer in besseren Gegenden wohnt, der nimmt die Gruppen von Fixern und Trinkern an den U-Bahn-Eingängen im „Problem-Kiez“ nicht so deutlich wahr. Auf zirka 300 schätzt Astrid Leicht, Leiterin der Drogenhilfe „Fixpunkt“, die Zahl der Abhängigen, die sich am „Kotti“ treffen. Den harten Kern bildeten etwa 100 Leute.

Nun engagieren sich Anwohner ausländischer Herkunft in der Anwohnerinitiative Kottbusser Tor. Jeden Sonnabend stehen die Aktivisten neben dem Obststand vor dem Neuen Kreuzberger Zentrum – einem tristen „Sozialpalast“ aus den 70 Jahren. „Nein zu Drogen am Kottbusser Tor“ steht auf ihrem Plakat. In ihrem Flugblatt heißt es: „Jeder hat ein Recht auf ein Leben in Würde. Das gilt aber nicht nur für Drogenkonsumenten und Alkoholiker, sondern für alle.“ Ein Sozialarbeiter berichtet, manche Väter seien so wütend, daß sie „bereit zur Selbstjustiz“ seien. In die gleiche Richtung weist die Initiative „Mütter ohne Grenzen“, deren Aktivisten nachts durch die Hinterhöfe und Durchgangswege streifen, um Drogenhändler zu vertreiben.

Nun hat Kreuzbergs Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) Öl ins Feuer gegossen. In einem ehemals besetzten Haus will er einen Drogenkonsumraum einrichten. Im unteren Stock des Gebäudes werden demnächst die Betreiber eines kurdischen Cafés ausziehen – laut Schulz „der ideale Raum“ als Anlaufstelle für Drogenabhängige in Aussteigerprogrammen. Besondere Brisanz gewinnt der Konflikt dadurch, daß Cem Özdemir, neu gewählter Bundeschef der Grünen, jetzt im Kiez wohnt. „Es kann nicht angehen, daß hier die eine Minderheit, nämlich die Drogenabhängigen, gegen die andere Minderheit, die Migranten, ausgespielt wird. Es muß eine Lösung unter Einbeziehung der Anwohner gesucht werden“, so der ambitionierte Grüne. Indes kam nun die Frage auf: Wenn die Anwohner deutscher Herkunft wären, müßte man dann laut Özdemir nicht mit ihnen reden? Hans Lody


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