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28.03.09 / Unfreiwillige Heimkehr / Die Herkunftsländer der Gastarbeiter sind doppelt betroffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-09 vom 28. März 2009

Unfreiwillige Heimkehr
Die Herkunftsländer der Gastarbeiter sind doppelt betroffen

Die Wirtschaftskrise führt bereits weltweit zu einem massiven Ansteigen der Arbeitslosigkeit, von der gering qualifizierte Gastarbeiter besonders betroffen sind. Millionen von ihnen entschließen sich daher mehr oder weniger freiwillig zur Heimkehr. Das entlastet den Arbeitsmarkt in den bisherigen Gastländern, kann aber auch dort ein weiteres Steigen der Arbeitslosigkeit nicht verhindern.

Die Rückkehrwelle, die bereits im Vorjahr eingesetzt hat und in diesem Jahr dramatische Ausmaße annehmen dürfte, verschärft die Lage in Herkunftsländern, wo es ohnehin meist eine hohe Sockelarbeitslosigkeit gibt und wo die rezessionsbedingten Export-Einbußen viel Beschäftigung kosten. Da aber arbeitslose Gastarbeiter und Heimkehrer kein Geld mehr überweisen können, verschlimmern sich zugleich auch Zahlungsbilanzen und Budgetdefizite. Selbst jene, die ihren Arbeitsplatz im Ausland behalten, schicken jetzt oft weniger Geld nach Hause.

Der Umfang dieses Problems ist enorm: Die Überweisungen von Gastarbeitern machten 2007 weltweit noch rund 320 Milliarden Dollar aus – das ist etwa dreimal soviel wie alle staatliche Entwicklungshilfe zusammen. 140 Milliarden gingen bisher in asiatische Länder, davon 20 nach Indien und 16 nach den Philippinen – jeder achte Philippine sorgte bisher als Gastarbeiter für den Unterhalt seiner Familie daheim. Nach Lateinamerika flossen über 60 Milliarden Dollar jährlich.

Doch selbst in Spanien und in den „Reformländern“ gibt es Millionen Gastarbeiter, die nun zum Problem werden. Spanier sind wieder bereit, schlecht bezahlte landwirtschaftliche Arbeit anzunehmen, die man bisher Rumänen, Bulgaren und Afrikanern überlassen hatte. Und Polen, die in großer Zahl aus Großbritannien und Irland rück-wandern müssen, stoßen daheim auf hunderttausende Gastarbeiter aus Weißrußland und der Ukraine. In der Russischen Föderation gab es zuletzt 16 Millionen Gastarbeiter aus den ehemaligen Sowjet-Republiken, davon allein 2,5 Millionen in Moskau. Viele von ihnen stehen jetzt ohne soziale Hilfe da, manche haben nicht einmal das Geld für die Heimreise.

Noch dramatischer ist die Situation in China: Wegen des rasanten Aufschwungs waren in den letzten zwei Jahrzehnten rund 200 Millionen Chinesen unter Zurücklassung ihrer Familien in die Ballungszentren gezogen. Der massive Rückgang bei den Exporten und in der Bauwirtschaft führt nun zu millionenfacher Arbeitslosigkeit in den Städten. Da die Regierung Unruhen befürchten muß, hat sie sich darauf verlegt, überzählige Wanderarbeiter wieder in ihre Dörfer zurückzuschicken. Diese vorerst billige und einfache Lösung droht aber auf längere Sicht eine noch viel explosivere Lage zu schaffen. Richard G. Kerschhofer


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