18.04.2024

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04.04.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-09 vom 04. April 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

jetzt beginnt die Karwoche und die Gedanken gehen zurück, weit zurück für die Älteren unter uns, denn viele wurden wie ich an einem Palmsonntag eingesegnet. Und ist auch mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen – ich muß für mich noch etliche Jahre zulegen, denn meine Konfirmation fand am Palmsonntag 1932 statt

–, so erscheint es einem doch, als sei es gestern gewesen, als man im weißen Kleid zum Altar schritt, so aufgeregt, daß man den Einsegnungsspruch, den der Pfarrer sprach, sofort wieder vergaß. Leider bis heute, denn der Konfirmationsschein mit dem darauf eingetragenen Spruch ist wie so vieles verlorengegangen, zwar noch gerettet beim großen Brand, dann aber auf der Flucht verloren. Aber der Name des Pfarrers, der mich einsegnete, ist mir noch geläufig: es war Pfarrer Pensky. Die Erinnerung bekam nun noch einen kleinen Anstoß, denn ich erhielt ein Schreiben von einer Leserin, die diesen Namen trägt. In dem Brief von Frau Renate Penski aus Hilchenbach spielen auch zwei Pfarrerfamilien eine Rolle. Und zwar handelt es sich um die Familien Künstler und Bobeth aus Deutschendorf, Kreis Pr. Holland. Als Pfarrer Künstler nach Oliva ging, wurde Pfarrer Bobeth sein Nachfolger. Beide Ehepaare und auch ihre Kinder waren mit den Großeltern der Schreiberin, Frau Renate Penski, befreundet, die in Schlodien lebten. Von der Großmutter sind Briefe an ihre Tochter erhalten, die in Königsberg lebte und die neben ihren jüngeren Geschwistern auch die bei ihr wohnenden Künstler-Kinder betreute. Diese Briefe sind für Frau Penski wichtig, weil sie ein Spiegelbild des damaligen Familienlebens sind, und sie möchte dieses für die jüngere Generation anschaulicher machen. Es geht nun darum, soviel Wissenswertes wie möglich über die beiden Pfarrerfamilien Künstler und Bobeth zu erfahren. Vielleicht melden sich Nachkommen der Genannten oder andere ostpreußische Pfarrerfamilien bei Frau Penski, die sie mit ihren Erinnerungen unterstützen können. (Renate Penski, In den Kämpen 22 in 57271 Hilchenbach, Telefon 02733/4857.)

Zurück gehen die Erinnerungen an den Karfreitag in der Heimat, den „Stillfreitag“, an dem nur die Orgel in unseren alten Ordenskirchen tönen durfte, klagend und erlösend dann in dem Osterlied der Matthäuspassion. „Wo hätten wir es lieber hören mögen als in unserm Dom“, hat Agnes Miegel einmal geschrieben, sie, die ein besonders inniges Verhältnis zu diesem Gotteshaus hatte, weil sie in seinem Schatten aufwuchs und seine Glocken- und Orgelklänge ihren Lebensweg begleiteten – bis der Dom stumm wurde in dem großen Brand. Damals, als das Bild aufgenommen wurde, das unsere heutige Ausgabe dominiert, ahnte noch niemand, wie bald sich die mahnenden Worte aus der Matthäus-Passion erfüllen würden. Es ist, als sei es erst gestern aufgenommen, so lebendig wirkt das Bild mit dem Kreuzchor und seinem Kantor Prof. Dr. Mauersberger. Wir haben es Herrn Erich Nowack zu verdanken, der es uns zusandte, zusammen mit einem herrlichen Bild von der neuen Domorgel, die nun jeden Dienstag und Donnerstag um 11 und 14 Uhr erklingt und über die wir noch gesondert schreiben werden. Für heute erfreuen wir uns an der Aufnahme aus dem Jahr 1935, vielleicht entdeckt sich auch ein Chorsänger von damals auf dem Bild?`

Auf solche Zufälle hoffen viele Leserinnen und Leser, wenn sie das Ostpreußenblatt lesen, jede Folge wird da genau geprüft, ob sich ein vertrauter Name findet. Aber wir überlassen das weniger dem Zufall als der gezielten Frage. Und die stellen wir zuerst für unsern Landsmann Hilmar Buttler aus Trappenkamp. Er gehört zu der Generation, die nach langem Berufsleben jetzt im Rentenalter endlich Zeit findet, die eigene Lebensgeschichte aufzuzeichnen, Und da stellt er fest – wie übrigens die meisten Leser, die ähnliche Fragen stellen –, daß er es leider versäumt hat, diejenigen zu fragen, die ihm mit authentischer Auskunft hätten helfen können. In Herrn Buttlers Fall wäre es seine Mutter gewesen, die aber bereits 1989 verstarb. Da er am 15. März 1943 in Königsberg geboren wurde, kann er natürlich keine Erinnerungen an die Bombenangriffe im August 1944 haben, die auch das Wohnhaus der Familie Buttler in der Cranzer Allee zum Einsturz brachten. Seine Mutter Ruth Buttler ist mit dem Kind, das sie in eine Wolldecke gepackt hatte, durch das brennende Königsberg geirrt. Diese Decke ist der einzige Beweis von jenen Vorgängen, denn sie zeigt noch Brandstellen. Frau Buttler hat sie auch auf der Flucht gebraucht, die sie bis Schleswig-Holstein führte, denn sie liegt noch heute im Keller von Hilmar Buttlers Haus in Trappenkamp. Frau Buttler suchte zuerst Zuflucht in dem Gebäude des Königsberger Arbeitsamtes, in dem ihre Schwester Gertrud Hennig tätig war. Dort fanden sich auch die anderen Familienmitglieder ein. Von da an ist eine große Lücke bis zum 30. Januar 1945, wo Frau Buttler mit ihrem Sohn in Gotenhafen auf die „Gustloff“ wollte, aber nicht mitgenommen wurde. Damals für sie eine bittere Enttäuschung, aber wohl ihre Rettung. Sie kamen dann am nächsten Tag mit der „Walter Rau“ heraus und sind sicher in Eckernförde gelandet.

Nun fehlen Herrn Buttler jegliche Informationen über die Zeit dazwischen, da gähnt in der Familiengeschichte ein tiefes Loch. Irgendwo müssen ja Ruth Buttler und ihr Sohn Hilmar nach der Ausbombung Unterkunft gefunden haben. Sind sie in Königsberg geblieben, oder wurden sie evakuiert? Dann wahrscheinlich in die ländliche Umgebung von Königsberg, in das Samland oder in die südlich gelegenen Kreise, jedenfalls haben sie nach der Ausbombung die Heimat nicht verlassen, denn sie schlugen sich ja im Januar 1945 nach Gotenhafen durch. Es ergeben sich also folgende Fragen:

Wer hat die ausgebombte Ruth Buttler mit ihrem eineinhalbjährigen Sohn Hilmar aufgenommen? Wer war mit ihnen in der Zeit zwischen September 1944 und Ende Januar 1945 zusammen? Wer stand mit den Angehörigen der Familie Buttler in diesen Monaten in Verbindung? Gingen andere Landsleute mit den Buttlers gemeinsam auf die Flucht bis Gotenhafen, auf welchem Wege kamen sie dorthin? Wer war ebenfalls auf der „Walter Rau“ und mit Ruth Buttler und Sohn bis Eckernförde und auch danach zusammen?

Ein Fixpunkt für die Erinnerungen könnte das Weihnachtsfest 1944 sein, das die Mutter mit ihrem kleinen Sohn sicherlich nicht allein verbracht hat. Es dürften also viele Menschen gewesen sein, mit denen Ruth Buttler in diesem halben Jahr zusammen gewesen ist, und deshalb glaube ich, daß sich schon einige Anhaltspunkte ergeben werden. (Hilmar Buttler, Hebbelstraße 2 in 24610 Trappenkamp, E-Mail: hilmar.buttler@web.de)

Um seine Familiengeschichte geht es auch meinem „Kollegen von der Feder“, dem Journalisten Dieter W. Leitner aus Pfungstadt. Seine Wurzeln liegen in Ostpreußen, vor allem im Kreis Treuburg. Gezielt sucht Dieter Leitner nach Nachkommen seines Großonkels Karl Syperreck – auch Sypereck oder Syperek geschrieben – aus Wiesenhöhe, dem früheren Judzieken. Karl S. verstarb im Sommer 1943, er hinterließ zwei Söhne, die damals bei der Wehrmacht waren. Ob sie den Krieg überlebt haben, ist nicht bekannt. Seine Eltern waren der Schmied Gottlieb Syperreck und Karline geborene Kirstein. Karl hatte zwei jüngere Schwestern, die beide verheiratet waren. Eine von ihnen, Auguste Ehlert, lebte als Altsitzerin in Schönhofen, zuvor Lakellen, Die kinderlos gebliebene Frau ist vermutlich auf der Flucht im Oktober 1944 in Sensburg verstorben. Die jüngste Schwester Johanna Leitner, * 1879 in Judzieken – hier existiert noch die in Mierunsken ausgestellte Geburtsurkunde –, war die Großmutter von Dieter Leitner. Gesucht werden auch Nachkommen von Fritz Roppel aus Schönhofen, Abbau. Mit dieser Familie ging Auguste Ehlert auf die Flucht. Ein letztes Lebenszeichen von ihr war ein Hinterlegungsschein vom Amtsgericht Treuburg und ihr Postsparbuch, dessen letzte Eintragung am 2. Oktober 1944 in Reimannswalde erfolgte, also noch im Kreis Treuburg. Die Familie Roppel ist bis Mecklenburg gekommen, jedenfalls soll Fritz Roppel dort nach dem Krieg gewohnt haben. Herrn Leitners Urgroßeltern väterlicherseits, die um 1890 nach Danzig zogen, stammten aus einem Dorf aus dem Kreis Darkehmen. Hier gibt es keine Unterlagen, Herr Leitner kann sich nur erinnern, daß die Anfangsbuchstaben des Ortes „Jud“ lauteten. Nun gab es ja vor allem im nördlichen Ostpreußen vor der Umbenennung in den Jahren 1933 bis 1939 einige Ortsnamen prussischen Ursprungs, die so begannen, aber ausgerechnet im Kreis Darkehmen, später Angerapp, kann ich keinen ausmachen. Dafür gab es dort Jodschinn/Sausreppen, und Jodschuhnen/Jodanen. Wenn der Name nur sprachlich weitergegeben wurde, ist der kleine Irrtum durchaus möglich. Ostpreußische Familienforscher haben es bei dieser unglaublichen Namensvielfalt schon manchmal schwer, da durchzusteigen. (Dieter Leitner, Eberstädter Straße 79 in 64319 Pfungstadt, Telefon 06157/6796.)

Und um einen typisch altpreußischen Namen geht es auch in der Frage von Frau Heinke Woop aus Stade, um diesen, ihren Namen. Es ist der ihres verstorbenen Mannes Hans-Günter Woop aus Königsberg. Sie kennt Ostpreußen nicht, hatte auch bisher wenig Verbindung zu den Menschen aus der Heimat ihres Mannes. Seine Mutter, mit der Günter

Woop als Achtjähriger über See flüchtete, war schon verstorben, als Frau Heinke ihren Mann kennenlernte. Daß sie doch eine Beziehung zu der Heimat ihres Mannes hat, beweist die für uns erfreuliche Tatsache, daß sie Abonnentin unserer Zeitung ist, und so ist sie auch mit unserer Ostpreußischen Familie vertraut. Deshalb wandte sie sich an uns, als sie kürzlich in einer Traueranzeige den Ortsnamen Woopen fand, und fragt nun, ob der etwas mit ihrem Ehenamen zu tun habe. Zweifellos, wenn es um den Ursprung geht, denn es handelt sich um einen altpreußischen Namen, wie ich dem Buch von Max Mechow „Deutsche Familiennamen Prussischer Herkunft“, herausgegeben von der Gesellschaft Tolkemita, entnehme: Woop/Wo­pen/Woopen. Das Gut Woopen im Kreis Bartenstein wurde 1785 so benannt, wahrscheinlich durch Besitzerwechsel, vorher hatte es den ebenfalls prussischen Namen Cronpolcken. Die Frage ist nun, ob dieser Name im Kreis Bartenstein häufiger zu finden ist, ob es sich um einen typisch natangischen Namen handelt, ob also die Familie hier ihren Ursprung hat. Vielleicht gibt es weitere Namensträger, die etwas dazu sagen könnten. Wir haben Frau Woop zuerst einmal einige Grundinformationen zugesandt, aber sie würde sich wohl freuen, mehr zu erfahren. (Heinke Woop, Alter Dorfstraße 70 in 21684 Stade.)

Eure Ruth Geede

Foto: Kreuzchor im Königsberger Dom: Am 24./25. Oktober 1935 mit seinem Dirigenten Prof. Dr. Mauersberger


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