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11.04.09 / Berlusconis Freiheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Berlusconis Freiheit
von Richard G. Kerschhofer

Wer in Italien eine Partei gründen oder umbenennen will, hat es schwer, denn wie soll man angesichts der vielen, die es schon gibt oder gegeben hat, einen passenden Namen finden? Obendrein sind gängige Attribute wie christlich, sozial, demokratisch, liberal, national, kommunistisch und konservativ allesamt abgenutzt oder belastet.

Silvio Berlusconi hat es leichter, denn er kann jeweils die hauseigenen PR-Leute einspannen. Als er 1993 gezwungen war, selber eine Partei zu gründen, weil die „Altparteien“ seine Medienmacht beschneiden wollten, durfte das Wort „Partei“, Ausdruck des ganzen Jammers, nicht im Parteinamen vorkommen. Also ersann man „Forza Italia“, denn Forza ist nicht bloß Kraft oder Stärke, sondern auch Schlachtruf der italienischen Fußball-Anhänger! 1994 erkannte Berlusconi, daß weniger mehr ist: Er faßte mehrere Parteien zu einem Bündnis zusammen, das er – weil Union, Allianz, Aktion, Liste oder Liga gleichfalls abgegriffen waren – Polo delle Libertà, Pol der Freiheiten, benannte. Daraus wurde später Polo per le Libertà, Pol für die Freiheiten, dann Casa delle Libertà, Haus der Freiheiten, und schließlich Popolo della Libertà, Volk der Freiheit. Dieses Bündnis wurde kürzlich in eine Partei umgewandelt.

Da bei Wörtern wie Libertà Einzahl und Mehrzahl im Italienischen nur durch die Artikel unterscheinbar sind, hat man im Ausland kaum beachtet, daß aus den Freiheiten die Freiheit wurde – die in Einzahl tatsächlich mehr wäre als in Mehrzahl. Leider ist sie nur die Freiheit, die Berlusconi meint.


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