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11.04.09 / Lobeshymne auf Deutschland / Wie sich der Serbe Ljubomir Nenadović über das Volk der Dichter und Denker äußerte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Lobeshymne auf Deutschland
Wie sich der Serbe Ljubomir Nenadović über das Volk der Dichter und Denker äußerte

Alle Osteuropäer haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie lieben Heinrich Heine und sie schätzen Deutsche! Die Achtung vor Deutschen verstecken sie meist hinter Witzen und Ironie, auch bekennt sich selten ein Autor dazu, die Deutschen einfach zu mögen. Ein solcher war der serbische Dichter und Politiker Ljubomir Nenadović (1826–1895), dessen „Pisma iz Nemacke“ (Briefe aus Deutschland) von 1870 in jedes deutsche Lesebuch gehörten. Leider kennen die Deutschen ihren größten „Fan“ zumeist gar nicht.

Nenadović entstammte einer angesehenen serbischen Familie, sein Vater war ein Geistlicher, der Großvater ein Gutsherr, er selber ein genialischer Hansdampf. Er reiste gern, studierte ein bißchen an vielen Universitäten Europas und bestritt seinen Lebensunterhalt mit schönen Gedichten und geistvollen Feuilletons. Ein Examen hat er nie abgelegt, obwohl er den größten Wissenschaftlern seiner Zeit zu Füßen saß. Aber gerade aus seinen deutschen Jahren hat er so viel Wissen gesammelt, daß er daheim Lehrer an einer Belgrader Schule, Staatssekretär im Außenministerium und kurzfristig Minister für Bildung wurde. Lange hielt er es auf keinem Posten aus, verdrückte sich immer wieder in die Ferne, meist nach Deutschland, das er über alles liebte.

„In kein Land kommen so viele Ausländer wie nach Deutschland, denn nirgendwo kann man so bequem und preisgünstig leben wie hier“, schreibt Nenadović und erklärt, warum das so ist: Engländer, Franzosen, Italiener sind selbstverliebt, zwingen Fremde, sich ihnen anzupassen und ihre Sprache zu reden – „Deutsche ehren und akzeptieren das Gute fremder Völker, bei ihnen fühlte sich der Ausländer wie zu Hause“. Und sprachlich? „Kein anderes Volk lernt so viele fremde Sprachen wie die Deutschen, kein anderes rügt auch eigene Fehler und Mängel so streng wie sie.“ In Paris erlebte Nenadović Franzosen, die bei Schillers „Maria Stuart“ laut gähnten – in Deutschland wird fremde Literatur eifrig übersetzt und begeistert gelesen.

„Das deutsche Volk altert nicht und verfällt nicht“, jetzt hat es sogar eine Eisenbahn, „an einem Tag kann man fünf Universitäten besuchen – Würzburg, Heidelberg, Straßburg, Freiburg, Basel – und in allen berühmtesten Wissenschaftlern zuhören“. Volk der Dichter und Denker? „Ich habe mir überlegt: In diesem Land werden 30000 verschiedene Zeitungen gedruckt. Jede Zeitung bringt pro Jahr mindestens einen neuen Roman, was in 100 Jahren eine Million Romane sind. Das kann ein Meer der Weisheit sein.“

Das alles liest sich wunderschön, zumal Nenadović Deutsche auf ihren größten Vorteil aufmerksam macht: Es gibt kein deutsches Paris, London, Sankt Petersburg, aber „in Bildung und Fortschritt sind auch kleine Städte mit Berlin, München und Leipzig ebenbürtig. Zerhaut Deutschland in kleine Stücke – jedes Stück wird allein Erfolg haben und sein deutsches Leben leben.“ Warum haben Slawen das nie geschafft?

„In wenigen kurzen Jahrhunderten haben Deutsche Wunder verrichtet und ihr Land in ein wahres Paradies verwandelt.“ Was sie anfaßten – Industrie, Bildung, Gesetze, Freiheiten, Rechte –, das gelang ihnen, „aber darum hassen alle ihre Nachbarn die Deutschen, was nur Neid ist“. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Deutschen? „Deutsche arbeiten, als würden sie ewig leben, und beten, als müßten sie morgen sterben“.

Nenadović hat Deutschland von der Insel Rügen bis zum Bodensee durchstreift, sich in Bad Homburg und Wiesbaden kuriert und von überall die Leser seiner Zeitschrift „Schumandinka“ mit seinen witzig-informativen Reisebriefen unterhalten. Darin spart er nicht mit bissigen Bemerkungen – „deutsche Weisheit ist weiser, deutsche Dummheit dümmer als anderswo“ –, aber generell war sein Bild von Deutschland so tiefenscharf und übervoll an positiven Aspekten, daß man als deutscher Leser noch heute, 140 Jahre und zwei Weltkriege später, begeistert ist. Es muß ja auch begeistern, bei dem intellektuellen und welterfahrenen Serben Sätze wie diese zu lesen: „Schönes Deutschland, jeder unvoreingenommene Kosmopolit wird achtungsvoll deine großen Verdienste um das Menschengeschlecht anerkennen. Schönes Deutschland, du bist den Idealen nahe, die alle Völker von der Zukunft erhoffen. Die Leistungen deines Geistes und deiner Hände bewundert die ganze Welt. Dein Fortschritt ist der Fortschritt der ganzen Menschheit. Du bist die Sonne, die von West nach Ost wandert und entferntesten Völkern das Licht bringt. Wohin die Strahlen deiner Bildung reichen, dorthin reicht auch das Licht“. Wolf Oschlies


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