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11.04.09 / Israels zweite Stadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Israels zweite Stadt

Wenn eine Stadt des Orients typisch israelisch – man könnte auch sagen europäisch – ist, dann trifft das auf Tel Aviv-Jaffa zu, die zweitgrößte Stadt Israels. Im Einzugsbereich leben mehrere Millionen Menschen. Tel Aviv ist eine noch recht junge Stadt. Heute kann sie ihr 100jähriges Bestehen feiern. Der Grundstein für die Stadt wurde am 11. April 1909 gelegt. Die erste Siedlung dort hieß „Ahuzat Bayit“. Sie wurde später mit Nahalat Binyamin und Geula zu Tel Aviv vereinigt. Das Datum der Grundsteinlegung ist insoweit bemerkenswert, als es vor dem Ersten Weltkrieg und damit lange vor NS-Herrschaft und Holocaust liegt. Dies dokumentiert den Willen der zionistischen Bewegung, einen jüdischen Staat an der historischen Stelle zu errichten, von der die Römer einst die Juden vertrieben hatten.

Tel Aviv wuchs schnell und wurde zum Zentrum städtischen Lebens in Israel, und ist es auch heute noch. Im Gegensatz zum benachbarten, bis heute arabisch geprägten Jaffa war Tel Aviv von Anbeginn eine jüdische Siedlung mit entsprechender Bevölkerungsmehrheit. Nach den Plänen der Uno für Palästina von 1947 sollte Tel Aviv zum jüdischen Staat gehören. Zu diesem Zeitpunkt lebten in der Stadt bereits 230000 Einwohner. Im Unabhängigkeitskrieg von 1948/49 fanden dort auch kaum Vertreibungen der angestammten Bevölkerung statt. 1950 wurden Tel Aviv und Jaffa vereinigt. Auch heute noch ist die Stadt sehr säkular. Nirgendwo in Israel ist der Einfluß der Ultraorthodoxen so gering wie hier.

Tel Aviv hat nunmehr 390000 Einwohner. Es ist das eigentliche Zentrum des Landes. Dort treffen verschiedene Busverbindungen, Eisenbahnlinien und Autobahnen aufeinander. Der Bau einer U-Bahn war immer geplant, ist aber bislang nicht realisiert worden. Nun soll 2014 doch eine erste Strecke in Betrieb gehen. Die Universität der Stadt verfügt über neun Fakultäten, die sich in 90 Institute gliedern. Der gefürchtete Geheimdienst Mossad hat dort seine Zentrale, hier verlas David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung seines Landes. Die Stadt ist nicht nur ein Industrie- und Verwaltungszentrum, sondern auch ein bedeutendes Touristenziel, denn der Mittelmeerstrand der Stadt lockt viele Sonnenhungrige. Geschichtlich interessierte Reisende können das Diaspora-Museum besuchen. Zu den Denkmälern der Stadt zählt die sogenannte „Weiße Stadt“. Sie entstand in den 30er Jahren und wurde von aus Deutschland emigrierten Professoren und Studenten im Bauhausstil errichtet.

Im Gegensatz zu Tel Aviv ist die mit ihr vereinigte Stadt Jaffa sehr alt. Siedlungen haben dort bereits vor 3500 Jahren bestanden, und Ägypter, Kanaaniter, Phönizier, Israeliten, Römer, Kreuzfahrer, Mameluken, Osmanen, Franzosen, wieder Ägypter und Osmanen sowie schließlich die britische Mandatsmacht waren Herren dieser Stadt, bevor die Israelis sie in Besitz nahmen und einen Teil der arabischen Bevölkerung vertrieben.   Hans Lody


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