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11.04.09 / Es gibt keine Auferstehung von den Toten? / Eine christliche Betrachtung zum Osterfest

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Es gibt keine Auferstehung von den Toten?
Eine christliche Betrachtung zum Osterfest

Man kann ein Leben lang Jahr um Jahr Ostern feiern und doch kommt nichts dabei heraus. Natürlich lieben wir diese Ostertage als Fest der wieder erwachenden Natur nach einem langen Winter, den Spaziergang in der milden Frühlingssonne, die beglückende Ansicht der ersten Blumen im Garten und der neuen Knospen und Triebe an Bäumen und Sträuchern, ganz zu schweigen von dem jubelnden Gesang der Vögel. Aber angesprochen auf den geistlichen Inhalt des Festes, geraten wir irgendwie in Verlegenheit. Zu Ostern ist Christus von den Toten auferstanden! So haben wir es gelernt, so wird es am höchsten Feiertag der Christenheit wieder in den Kirchen gepredigt. Aber können wir es glauben? Bedeutet Auferstehung nicht vielmehr das „Weiterleben der guten Ideen Jesu in den Menschen“? So jedenfalls sagen es viele. Auferstehung von den Toten, ewiges Leben oder gar Paradies seien nicht wörtlich zu nehmen, man müsse diese Dinge im übertragenen Sinne verstehen. Was ist nun wahr?

Wir sind vorsichtig geworden. Auch in der christlichen Gemeinde in Korinth, die der Apostel Paulus gründete, hatten einige Leute Schwierigkeiten mit der Osterbotschaft. Nicht, daß sie an der Auferstehung Jesu als tatsächlichem Ereignis zweifelten. Im Gegenteil, die Auferweckung Jesu als Tat Gottes stand für sie unerschütterlich fest. Aber an ihre eigene Auferstehung von den Toten und die aller anderen wollten oder konnten sie nicht glauben. „Es gibt keine Auferstehung der Toten!“, so werden sie im 1. Korintherbrief zitiert. Sprechen sie nicht auch unsere Bedenken aus? Paulus reagiert „knallhart“: „Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist auch euer Glaube umsonst!“

Es ist fast wie mit der Logik einer mathematischen Gleichung. Auch der Osterglaube darf und muß sich in den Formen allgemeinen Denkens mitteilen. Fahren wir fort im Sinne einer Dreisatzrechenaufgabe, kommen wir zu dem Ergebnis: Wenn die Toten nicht auferstehen, so ist euer Glaube umsonst, unsere Predigt vergeblich, also die Kirche überflüssig … Es ist gut, die Osterbotschaft auch einmal im Sinne dieser logischen Schlußfolgerung zu bedenken, in Bezug auf uns ganz persönlich.

So hilfreich die farbigen Ostergeschichten der Evangelien auch sein mögen, die Erlebnisse der Frauen und Jünger am Ostermorgen und danach, wir übersehen dabei zu schnell den unlösbaren Zusammenhang zwischen der Auferweckung Jesu und unserem ganz persönlichen Schicksal.

Zu Ostern geht es nicht um eine fromme Legende, die in die Geistesgeschichte der Menschheit eingegangen ist, nicht um eine großartige Idee, nein – zu Ostern geht es um mich selbst, um mein zukünftiges Schicksal: Was wird aus mir, wenn ich gestorben bin? Dann ist alles aus und vorbei!? Dann fressen mich die Würmer. „Es gibt keine Auferstehung der Toten.“ Mehr als die Hälfte der Menschen im Lande denken so. Es mag sein, daß auch bei vielen unter uns trotz der Erschütterungen durch die moderne Bibelkritik, trotz des Verhaftetseins im nur-naturwissenschaftlichen Denken die Auferstehung Jesu als Urdatum unserer Kirche noch feststeht: Christus ist am dritten Tage auferstanden! Was würde es uns aber weiterhelfen, wenn wir denken müßten: Nun gut, einer – weil er der Sohn Gottes war – hat’s geschafft, wir normalen Menschen  bleiben zurück. Wir können uns nur noch ausrechnen, wie viele Jahre wir voraussichtlich noch leben, bis wir ins Grab sinken.

„Es gibt keine Auferstehung der Toten“ – ein modernes Schlagwort. Aber gewiß kein kulturell-geistiger Fortschritt, sondern Zeichen höchster Resignation, Nihilismus, letztlich eine Verneinung jeglichen Lebenssinnes. Von unserem Gottesglauben her gesehen würde es bedeuten: Ein Gott, der uns dem Tode überläßt, gibt zu erkennen, daß er kein ernsthaftes Interesse an uns hat. „Es gibt keine Auferstehung der Toten“, diese Parole kursierte auch in Korinth. Interessant, wie Paulus den Vertretern dieser These gegenübertritt. Er tut nicht das, was man heute so in unserer Kirche tun würde und laufend tut, er versucht nicht bei seinen Gesprächspartnern soviel wie möglich zu halten, sondern er macht ihnen klar, daß sie, indem sie eines preisgeben, alles dahinfällt. Wenn ihr schon etwas ablehnt, dann bitte konsequent bis zum Ende! Nicht auf halbem Wege stehenbleiben!

„Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.“ Paulus meint das nicht in dem Sinne, daß eine allgemeine Regel nicht auch einmal eine Ausnahme dulden könnte, sondern er will sagen: Christus ist für uns auferstanden, so wie er für uns – nicht nur durch uns! – gestorben ist, zu unserer Rettung auferstanden. Seine Auferstehung ist eine universale, geradezu kosmische Tat Gottes, die seine erste Schöpfung durchbricht und damit das Geschick aller Menschen prägt.

Wir hätten die Nachricht von der Auferweckung Jesu nur halb verstanden, wenn wir nur darüber staunten, was Gott an diesem Jesus für wunderliche Dinge vollbringt, wir aber nicht merkten, daß Gott in allem, was er tut, es eben auf uns abgesehen hat. Hätte Christus bei seinem Sterben und Auferstehen nicht an uns gedacht, er hätte sich den schweren Weg ans Kreuz sparen können. Daher rührt die Schlußfolgerung des Paulus: Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden, wir könnten erläuternd hinzufügen: so könnte uns relativ gleichgültig sein, was mit ihm nach seinem Tode geschehen ist, große elementare Bedeutung für uns hätte die Sache nicht.

So aber ist es umgekehrt: Christus ist der erste Mensch, der auferstanden ist, die Todesmauer durchbrochen hat und damit die Menschheit in sein Auferstehungsleben hineingerissen. Jesus ist durch sein Menschsein mit uns Menschen wie durch ein Seil verbunden, an dem er uns nach sich zieht. An einen Bergführer zum Beispiel sind alle Bergsteiger angeseilt. Wenn die Geführten nicht auf dem Gipfel angekommen sind, kann logischerweise auch der Führer nicht angekommen sein. So erklärt sich die Logik des Satzes. „Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.“ Paulus darf aber in den Osterjubel einstimmen:  „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling (also nicht einziger) unter denen, die entschlafen sind.“

Im Joh. 14,19 formuliert es schon der irdische Jesus so: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“ Einer der führenden Theologen der Bekennenden Kirche damals in Ostpreußen, Hans-Joachim Iwand, sagte in einer Predigt zu dieser Stelle: „Das ist das Wunderbare und Besondere an der Geschichte dieses Jesus von Nazareth, daß sie immer auch uns einschließt, uns sterbliche, uns sündhafte Menschen. Sie ist immer zugleich unsere Geschichte. Immer sind wir dabei. Bei seinem Sterben sind wir dabei und bei seinem Auferstehen.“ Daß insoweit uns die erwachende Natur im Frühjahr, in das nun einmal das Fest der Auferstehung Jesu fällt, nun doch als Gleichnis für den geistlichen Gehalt von Ostern dienen kann, drückt der ostpreußische Dichter Max von Schenkendorf in einem Liede so aus: „Ostern, Ostern, Frühlingswehen! Ostern, Ostern. Auferstehen aus der tiefsten Grabesnacht! Blumen sollen fröhlich blühen. Herzen sollen heimlich glühen, denn der Heiland ist erwacht.“         Martin Schenk


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