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11.04.09 / Zweckdienliche Desinformation / Der Historiker Stefan Scheil belegt, daß es Churchill nicht nur um Hitler, sondern um Deutschland ging

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-09 vom 11. März 2009

Zweckdienliche Desinformation
Der Historiker Stefan Scheil belegt, daß es Churchill nicht nur um Hitler, sondern um Deutschland ging

Mit welchen Machenschaften heutzutage Kriege entfesselt werden, weiß man. Doch nur wenige schließen daraus zurück, daß der Zweite Weltkrieg auch anders entstanden sein könnte, als es vom Nürnberger Siegertribunal bis jetzt politisch verbindlich gemacht wurde.

Einige angelsächsische Historiker haben das Geschichtsdekret zwar schon seit langem falsifiziert, doch politisch korrekte deutsche Historiker, Politik und Medien beharren auf der Siegerversion. Walter Post, Gerd Schultze-Rhonhof und Stefan Scheil haben seit einigen Jahren dieses Tabu durchbrochen.

Letzterer hat seiner Trilogie zur Entstehung des Krieges bis zur Eskalation zum Weltkrieg nun eine weitere Studie hinzugefügt, deren Aussagen unglaublich anmuteten, hätte er sie nicht, aus über 650 Quellen schöpfend (darunter erstmals Churchill-Papiere, die oft abgebildet sind), mit rund 900 Fußnoten minutiös belegt. Er zeigt, welche politischen Strömungen, teils noch aus Zeiten des Ersten Weltkrieges, in England und den USA seit 1933 gegenüber Deutschland wirkten: Über die Kompromißbereiten gewannen die kompromißlosen Gegner schließlich die Oberhand. Entscheidend dafür war, daß ab 1936 Vertreter liberaler, linker, konservativer, christlicher und jüdischer Organisationen zusammenwirkten, um Churchill an die Macht zu bringen, wozu letztere außer ihrer Medienmacht auch die finanzielle Basis boten. Damit konnte das „Focus“ genannte britisch-amerikanische Netzwerk ein Sekretariat und alle Kosten seiner umfangreichen Einflußarbeit in Europa und den USA bis hin zum Präsidenten bestreiten.

Eine jüdische Strömung zielte nur auf Beseitigung des NS-Regimes. Ihr ordnete sich zunächst auch Churchill unter. Doch je mehr er im „Focus“ an Macht gewann, desto unerbittlicher zielte er offen auf einen Krieg zur Vernichtung Deutschlands: „Was wir wollen, ist, daß die deutsche Wirtschaft vollkommen zusammengeschlagen wird“, zitiert ihn Brüning im Jahre 1938. Dazu war alles recht: Desinformationen jeder Art zu Lasten Deutschlands über die Presse und Zuspielung an Regierungen.

Man erfand weit übertriebene Rüstungspläne, den Plan zur Beherrschung Südamerikas  und Kriegspläne Hitlers. Letztere sollten Krieg provozieren. Deutsche Angebote zu einer gütlichen Einigung mit Polen wurden unterdrückt oder schlechtgemacht. Das brachte Chamberlain zu einer Garantie, die England Polens Absichten auslieferte. Als Churchill an der Macht war, torpedierte er alle deutschen Friedens- und Rück-zugsangebote. Nach der Lektüre dieses Musterbeispiels für politische Lobbyarbeit und zugleich für Blindheit gegenüber dem Risiko des Vabanque-Spiels fragt man sich, da es der Autor offen läßt: Was hätte das Reich tun oder lassen müssen, um den unbändigen Vernichtungswillen unwirksam zu machen? Ohne den Antisemitismus der deutschen Diktatur und ohne die Unterwerfung der sogenannten „Rest-Tschechei“ unter ein Protektorat hätte es der „Focus“ sicher schwerer gehabt, erfolgreich zu sein.

Doch Antisemitismus war damals weit verbreitet. In Polen hatte er bis dato mindestens so schlimme Folgen wie in Deutschland – für viel mehr Menschen. „Focus“ sah darüber hinweg.  Der Rechtsbruch des Einmarsches in die „Rest-Tschechei“ war wohl auch nicht entscheidend, denn der „Focus“ hatte vorher versucht, die Tschechoslowakei mit der Vortäuschung eines deutschen Aufmarsches in einen aussichtslosen Krieg zu treiben. Der deutschen Diktatur vorwerfbare Menschenrechtsverletzungen spielten sicher auch keine Rolle, denn der „Focus“ suchte die Verbindung zu Stalin trotz dessen Unterwerfungs- und Vernichtungspolitik. Wenn es wirklich um die friedliche Lösung von Interessenkonflikten gegangen wäre, hätte der „Focus“ darauf hinwirken müssen, Hitler entsprechende Forderungen zu stellen. Doch dies wurde nicht einmal versucht. So bleibt, auch wenn man gemäß der Studie die polnischen Gelüste nach deutschem Land und Stalins Wille, „die Mine unter Europa zu sprengen“, einrechnet, nur der Schluß: Es war nicht, wie Scheil im Vorwort betont, „eine Kombination realpolitischer Faktoren der internationalen Politik“, die zum Desaster führte, sondern das unerbittliche Streben, durch wohlberechnete Stimmungsmache, Täuschungen und Torpedieren jedes friedlichen Lösungsansatzes Deutschland zu vernichten.

Scheil zeigt an vielen Beispielen, daß die gängige Geschichtsschreibung durch Auslassen wesentlicher Fakten, durch Behauptungen oder durch Akzeptieren leicht erkennbarer Fälschungen diesen Schluß verhindert. Seine Studie ist daher sehr mutig. Sie liest sich trotz ihrer wissenschaftlichen Faktenfülle wie ein Krimi.        Manfred Backerra

Stefan Scheil: „Churchill, Hitler und der Antisemitismus – Die deutsche Diktatur, ihre politischen Gegner und die europäische Krise der Jahre 1938/39“, Duncker & Humblot, Berlin 2008, geb., 335 Seiten, 28 Euro


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