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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009
Pfusch am Bau Statt den traditionellen Osterschmaus in den eigenen vier Wänden zu genießen, rückten dieses Jahr viele italienische Familien aus den Abruzzen in stickigen Zelten zusammen und aßen von Plastiktellern. Das Erdbeben vom 6. April mit der Stärke 5,8 in der Gebirgsregion nordöstlich von Rom hatte ihre Häuser zerstört. Knapp zwei Wochen nach der Katastrophe zieht Italien eine verheerende Bilanz mit 294 Toten und fast 30 000 Obdachlosen. Nach Schätzungen der Regierung dürfte der Wiederaufbau angesichts von bis zu 15 000 beschädigten Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden sowie einiger zerstörter Kirchen 1,3 Milliarden Euro kosten. Experten erheben schwere Vorwürfe gegen die Politik und Bauwirtschaft. „Das gleiche Erdbeben in Japan oder Kalifornien hätte wahrscheinlich nicht einmal ein einziges Todesopfer gefordert“, sagte der frühere Vorsitzende des italienischen Katastrophenschutzes Franco Barberi. Besser vorsorgen als nachsorgen, lautet die Devise. Schon seit Jahren rechnet Guido Bertolaso, Leiter des Zivilschutzes, den Politikern vor, daß es sie langfristig billiger komme, den Ka- tastrophen vorzubeugen als jedes Mal den Schaden zu beseitigen. Obwohl Italien neben Griechenland und Rumänien das in Europa am meisten erdbebengefährdete Land ist, sind viele öffentliche Gebäude wie Schulen, Rathäuser und Krankenhäuser nicht ausreichend katastrophengesichert. Während des Baubooms der 1970er und 1980er Jahre wurden die Vorschriften häufig mißachtet und mager angemischter Sparzement verwendet, um Kosten zu sparen. Viele private Häuser sind ohne Genehmigung entstanden und genügen nicht den Sicherheitsstandards. Vor allem im Süden des Landes hat die Mafia ihre Finger im Spiel, deren nahestehenden Firmen bei der Vergabe öffentlicher Aufträge häufig nicht mit den besten Materialien arbeiten. Großzügig erließ Silvio Berlusconi 1994 und 2001 Amnestien für die illegalen Hausbauer und will jetzt die Wirtschaft mit einem Wohnungsbauprogramm ankurbeln, das Erweiterungen sogar ohne besondere Genehmigung erlaubt. Sophia E. Gerber |
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