20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.04.09 / Endlich: Berlin kontrolliert Radler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

Endlich: Berlin kontrolliert Radler
von Harald Fourier

Neulich war ich mit dem Auto unterwegs. Plötzlich – am Alexanderplatz – große Polizeipräsenz. „Schau mal da“, sagte ich zu meiner Freundin auf dem Beifahrersitz, „eine Mausefalle.“ Dann aber sahen wir, daß die Uniformierten Fahrradfahrer auf der Karl-Liebknecht-Straße herauswinkten – und nicht Autofahrer, wie ich zunächst vermutet hatte.

Wenig später warnte mich ein Freund: „Wenn du mit dem Fahrrad die Schönhauser Allee langfährst, gib acht. Die Polizei kontrolliert alle Fahrradfahrer. Ob ihre Bremsen funktionieren, ob das Licht geht, ob sie über rote Ampeln fahren und so.“ Mein Freund (Nicht-Autofahrer) war außer sich vor Wut. „So eine Schikane“, schimpfte er. Ich dachte nur eins: endlich! Endlich werden auch Radfahrer mal überprüft.

Am nächsten Tag las ich es im „Berliner Kurier“: Knallharte Kontrollen von Radfahrern zum Frühlingsbeginn würden jetzt vorgenommen, hieß es auf der ersten Seite. Ich blätterte mich durchs Blatt und las wieder das Wort, das ich selbst auch sofort im Kopf gehabt hatte: endlich. Endlich werden die Radfahrer mal kontrolliert, schrieb die Zeitung. Der „Tagesspiegel“ ging dieser Tage noch weiter und schimpfte über die „Fahrradterroristen“, die die Straßen unsicher machten.

Vielleicht muß jemand wie ich beide Seiten kennen, um sich ein ausgewogenes Bild von Fahrradfahrern in Berlin machen zu können. Ich fahre inzwischen gerne mal mit dem Rad. Vorzugsweise in die Innenstadt, wo es wenig Parkplätze gibt, und bei Sonnenschein. Sonst nehme ich wie früher lieber das Auto.

Ich habe im Laufe von wenigen Monaten gelernt, daß es keinen Sinn hat, sich an Verkehrsregeln zu halten. Der ehrliche Radfahrer ist der dumme. Am Anfang habe ich immer gewartet, wenn ich an eine rote Ampel kam. Die  Radler sind dann alle an mir vorbeigeschossen. Irgendwann hatte ich das Gefühl: Du bist  bescheuert, wenn du stehenbleibst. Es wird niemals geahndet. Und wenn ein Unfall passiert, dann ist sowieso der Autofahrer schuld. So hieß es sofort, als ich als Autofahrer mit einem Radler zusammen­gerasselt war.

So entsteht eine Erosion des Rechtsstaats. Inzwischen glauben wirklich die meisten Berliner Radfahrer, daß sie immer im Recht sind und daß die Autofahrer auf sie aufzupassen haben. Auch Fußgängern gegenüber sind Radler oft rüpelhaft. Es war wirklich Zeit, daß endlich mal etwas passiert. Hoffentlich greift die Polizei nun öfter gegen rabiate Radfahrer durch. Bislang fallen die massiven Kontrollen noch unter das Motto: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren