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18.04.09 / Die Geheimnisse der »Lusitania« / Wer wollte 1915 den Kriegseintritt der USA? – Weit mehr Munition an Bord – Das Rätsel der zweiten Explosion

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

Die Geheimnisse der »Lusitania«
Wer wollte 1915 den Kriegseintritt der USA? – Weit mehr Munition an Bord – Das Rätsel der zweiten Explosion

Im Dezember 2008 wurde bei Tauchgängen am Wrack der „Lusitania“ eine erhebliche Menge an Kriegsmunition gefunden, durch die nun ein neues Licht auf die Geschichte des Ersten Weltkriegs fällt.

Der britische Passagierdampfer „Lusitania“ wurde am 7. Mai 1915 von einem deutschen U-Boot versenkt. Dabei kamen 128 US-amerikanische Passagiere um, was zu einer gigantischen Propagandakampagne führte und damit wesentlich zum (offiziellen) Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika auf britisch-französischer Seite beitrug. Durch dieses Eingreifen der USA wurde der Sieg der Westmächte gegen Deutschland überhaupt erst möglich.

Wie andere britische Schiffe auch transportierte die insgeheim militärisch ausgerüstete und verwendete „Lusitania“ seit längerem illegal Rüstungsgüter aus den USA nach Großbritannien. Sie stellte daher ein kriegsrechtlich legitimes Angriffsziel für die deutsche Marine dar. Der deutsche Angriff geschah, nachdem Berichte über die militärische Ladung durchgesickert waren. Er wurde vom deutschen Konsulat in New York landesweit in den USA annonciert, ja sogar allen Passagieren des Schiffs persönlich vor dem Auslaufen mitgeteilt und war daher allgemein bekannt. Dennoch nahmen über 1000 Passagiere das Wagnis auf sich – vor allem ärmere Amerikaner, die speziell vor dieser Fahrt und auf Anregung des damaligen britischen Marineministers Winston Churchill mit ermäßigten Preisen gelockt worden waren. Den angelsächsischen Politikern ging es bei dieser Fahrt bald weniger um die Verschiffung von dringend benötigtem Kriegsgut als um einen Vorwand für einen US-amerikanischen Kriegseintritt. Churchill hatte in Absprache mit der US-amerikanischen Kriegspartei den Geleitschutz für die „Lusitania“ abgezogen und das Schiff gezielt weg von einer sicheren Route und in den Aktionsraum des deutschen U-Bootes U 20 gelenkt, um so seine gewünschte Versenkung herbeizuführen. Nach dem Untergang des Schiffs wurde dann sogar das britische Rettungsschiff, das sich bereits in Sichtweite der Schiffbrüchigen befand, von der Marine zurückbeordert, ohne einen einzigen Menschen zu retten. Insgesamt kamen so 1198 Menschen ums Leben, darunter Dutzende Prominente, was man nun der deutschen Kriegsführung anlastete. Die britischen und amerikanischen Kriegstreiber behaupteten nämlich trotz einschlägiger Ladungslisten, die „Lusitania“ habe überhaupt keine Kriegsgüter geladen, so daß ihre Versenkung ein Kriegsverbrechen sei. Dieser Argumentation folgte bald auch der US-Präsident, wodurch der Erste Weltkrieg seinen für Deutschland tragischen Verlauf nahm.

Nach einer langen Vorlaufzeit ist es mittlerweile gelungen, die offiziell weiterhin umstrittene Natur der Ladung ein Stück weit aufzuklären. Der US-amerikanische Unterwasser-Archäologe und frühere Marinetaucher F. Gregg Bernis jr. hatte das Wrack zwischen 1968 und 1982 von einer britischen Kriegsrisiko-Versicherung erworben und sich seine Rechte in den folgenden 15 Jahren in umfangreichen Verfahren in den USA, Großbritannien und Irland juristisch bestätigen lassen. Versuche der irischen Regierung, das in ihren Hoheitsgewässern liegende Wrack kurz vor einer geplanten Tauchaktion Bernis’ als vermeintliches „National­erbe“ zu deklarieren und damit jede Betauchung zu verbieten, konnte Bernis 2007 nach langem gerichtlichen Tauziehen vereiteln.

Im Dezember 2008 konnte der mittlerweile über 80jährige Bernis erstmals durch die Behörden streng reglementierte Tauchgänge durchführen. Diese Rechte umfassen ausschließlich die Anfertigung von Bildern, wobei Bernis der einzige ist, der das Schiff mit seinen Händen berühren darf – und dabei immer zusammen mit ihm amtlich zugewiesenen irischen Archäologen vorgehen muß.

Bereits bei den ersten Tauchgängen wurden über 400 Millionen Patronen für britische Kriegswaffen allein in den Bereichen des Schiffes gefunden, die laut allen bisherigen Angaben völlig ladungsfrei waren. Im Gegensatz zu anderen Arealen, in denen laut Ladungspapieren – ungekühlt – Milchprodukte und sogar Austern für die britische Armee transportiert worden sein sollen, standen diese Teile des Schiffes bisher noch nicht einmal im Verdacht, Rüstungsgüter zu haben.

Die irischerseits festgestellten Versuche der britischen Marine in den 50er Jahren, das Schiff in illegalen Kommandoaktionen zu sprengen, haben also offenkundig nicht zum gewünschten Ziel geführt. Allerdings hätten sie den Schiffskörper, so irische Quellen, „zerlöchert wie einen Schweizer Käse“. Zudem wurden das gesamte Wrack und seine Umgebung von der Royal Navy vermint, um eventuelle Tauchaktionen zu behindern.

Hauptziel von Bernis’ Bemühungen bleibt allerdings die Klärung der Frage, was die von den Überlebenden beschriebene zweite Explosion des Schiffes nach seinem Beschuß verursacht hat. Die Antwort ließe wohl weitere Rück­schlüsse über den militärischen Wert der Ladung der „Lusitania“ zu. Aller Wahrscheinlichkeit nach befanden sich nämlich neben der nun sozusagen zufällig gefundenen Munition auch erhebliche Mengen an für militärische Zwecke gedachten Sprengstoffen an Bord. Nach den Tauchgängen ist es offensichtlich, daß die „Lusitania“ weit mehr Kriegsmaterial transportiert hat, als bislang gedacht wurde.

Die von der Reichsregierung vertretene Ansicht zur Art der Schiffsladung und damit zur Völkerrechtsmäßigkeit des Beschusses hat sich damit bereits jetzt als zutreffend erwiesen. Nach Bernis’ Funden erscheinen in der US-amerikanischen und selbst in der britischen Presse vermehrt objektive Berichte zu den Vorgängen zu Beginn des Ersten Weltkriegs, die in der deutschen Zeitungslandschaft bisher freilich ohne Widerhall geblieben sind.   Wolfgang Heinrich


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