16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.04.09 / 81 Jahre lang Soldat / Der gebürtige Stettiner »Papa Wrangel« war ein Original

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

81 Jahre lang Soldat
Der gebürtige Stettiner »Papa Wrangel« war ein Original

Im Gegensatz etwa zu seinem Landsmann und Zeitgenossen Helmuth von Moltke war Friedrich von Wrangel weniger ein intellektueller Stratege als ein schneidiger Frontoffizier mit kernigem Berliner Humor. In seinen späten Jahren wurde er sogar als „Papa Wrangel“ zum Original. Man sollte ihn jedoch nicht unterschätzen. So werden ihm Schlauheit, Verschlagenheit und schauspielerisches Talent nachgesagt. Der Verdacht liegt nahe, daß er durchaus bewußt an seinem Image des „Papa Wrangel“ gearbeitet hat, um die Akzeptanz seines militärischen Eingreifens in die 48er Revolution zu erhöhen. Andererseits setzte er sich mit seiner Volkstümlichkeit, zu der auch ein grammatikalisch schiefes Deutsch gehörte, dem Vorwurf aus, sich nicht immer standesgemäß verhalten zu haben. Schließlich war der Generalfeldmarschall zeitweise der ranghöchste Angehörige des preußischen Heeres nach dem König.

Vor 225 Jahren, am 13. April 1784, kam der Sohn eines Regimentskommandeurs in Stettin zur Welt. Bereits als Zwölfjähriger ging er als Junker zu den Dragonern. Als Offizier nahm er am Vierten Koalitionskrieg von 1806/07 teil. Für seine Kühnheit und Entschlossenheit wurde mit dem „Pour le Mérite“ ausgezeichnet.

Nach dem Friedensschluß kam er zu den Kürassieren nach Ostpreußen. Am Rußlandfeldzug brauchte er nicht teilzunehmen. Vielmehr wurde er mit seiner Escadron beim Kriegsausbruch nach Schlesien verlegt, von wo er erst in das Feld einrückte, als Preußen bereits Rußlands Verbündeter geworden war. In den Befreiungskriegen diente er unter „Marschall Vorwärts“ Gebhard Leberecht von Blücher.

Ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse, machte er nach dem Friedensschluß einen Abstecher nach London, wo er während einer Parlamentssitzung zu der Überzeugung gelangte, daß der Konstitutionalismus für Preußen nichts sei. Als Regimentskommandeur wurde er nach Westpreußen versetzt. 1821 wurde ihm eine Kavalleriebrigade in Posen unterstellt. 1834 ging er als Divisionskommandeur nach Münster, wo er 1837 Unruhen niederschlug. 1841 wurde er kommandierender General des I. Armeekorps in Königsberg. 1842 wechselte er auf den gleichen Posten beim II. Armeekorps in Stettin.

Nach dem Ausbruch des Schleswig-Holsteinischen Krieges 1848 erhielt Wrangel den Oberbefehl über das Kontingent des Deutschen Bundes. Nach der vorläufigen Beendigung der Feindseligkeiten durch den noch im selben Jahr geschlossenen Waffenstillstand von Malmö erhielt er den Oberbefehl über die preußischen Truppen in den Marken. Mit letzteren marschierte er im November 1848 in die Hauptstadt und schlug dort die Revolution unblutig nieder. Er entmachtete die Bürgerwehr, löste die Versammlung der Volksvertreter im Schauspielhaus auf und verhängte über Berlin das Kriegsrecht.

Anschließend wurde Wrangel vom König vielfältig geehrt. Er wurde Träger des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler sowie des Reichspaniers, Ehrenbürger Berlins und Generalfeldmarschall. 1859 bat der 75jährige um seinen Abschied. Dieser wurde ihm aber nicht gewährt. Vielmehr wurde er 1864, als es im Ersten Einigungskrieg erneut gegen Dänemark ging, zum Oberbefehlshaber des preußisch-österreichischen Kontingentes berufen. Der 80jährige war aber durch die komplexen Planungen des genialen Generalstabschefs Moltke überfordert, so daß ihm noch während des Krieges der Oberbefehl taktvoll entzogen wurde, doch bis zu seinem Tode blieb er Oberkommandeur von Berlin-Brandenburg. Daß Wrangel keineswegs in Ungnade gefallen war, beweist neben seiner Erhebung in den Grafenstand die Tatsache, daß sein König es sich nicht nehmen ließ, ihm nach seinem Tod am 1. November 1877 die letzte Ehre zu erweisen.    Manuel Ruoff


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren