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18.04.09 / Die, die sich ihre Rache ersang / Islamwissenschaftlerin haucht im Roman orientalischer Sängerin Leben ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-09 vom 18. April 2009

Die, die sich ihre Rache ersang
Islamwissenschaftlerin haucht im Roman orientalischer Sängerin Leben ein

„Bagdad, im Jahre des Herrn 819. Eine neue schwüle Sommernacht legte sich über den Kalifenpalast. Der zum Hof hin offene Festpavillon war hell erleuchtet. Eunuchen in schwarzen Seidengewändern waren damit beschäftigt, die Reste eines Mahles abzuräumen, üppig beladene Silberplatten mit gefüllten Vögeln, Mandelhalwa und mit Walnüssen gespickte Feigen wurden zurück in die Küche geschleppt … ,Wartet nur auf Arib!‘ Salim sprach den Namen aus wie etwas Verbotenes, das ebenso reizvoll wie gefährlich ist … ,Sie ist die berühmteste Singsklavin im Reich des Kalifen.‘“

In „Die Königin der Seidenstraße“ erzählt Agnes Imhof die zum Teil authentische Geschichte der orientalischen Kayna Arib, einer Singsklavin, die in den Harem des Kalifen entführt wurde und nun auf Rache an ihrem Peiniger sinnt.

Die 1973 geborene Autorin studierte Islam- und Religionswissenschaften. Dank ihrer Kenntnisse der arabischen und persischen Sprache konnte sie in Originaldokumenten über die berühmte Sängerin des Orients recherchieren. So ist belegt, daß Arib nicht nur Kalifen mit ihren weiblichen Reizen und ihrer Sangeskunst um den Verstand brachte, sondern überall im Orient verehrt wurde. Doch ihre Liebe galt nicht den Herrschern, sondern einem rotblonden Franken.

Agnes Imhof war dermaßen fasziniert von der Geschichte, daß sie sie als Grundlage für ihren vorliegenden Roman verwandte. So muß die zehnjährige Arib erleben, wie ihre ganze Familie von einem General des Kalifen, Haidar, und seinen Soldaten ermordet wird. Nur sie kann mit Hilfe der Singsklavin Theodora fliehen, stets Haidar auf ihren Spuren, der sie, die letzte Nachfahrin der Barakiden, vernichten will. Als Junge verkleidet reist Arib mit Theodora durchs Land. Bei Karawanen und in den Bergen bei den Kurden finden sie immer für kurze Zeit Schutz, bis sie weiterfliehen müssen. Keine 15 Jahre alt verliebt sich Arib auf der Durchreise Richtung Griechenland in einen Gesandten des Kaisers Karl, der auf dem Weg zum Kalifen ist. Doch unwissentlich verrät Wolfram von der Aue das Mädchen in Jungenkleidern, das nun zum Kalifen gebracht und von diesem brutal vergewaltigt wird. Dank ihrer beeindruckenden Gesangsstimme erhält sie jedoch die Erlaubnis, bei dem Meister Ishak in die Lehre zu gehen. Hier lernt sie, Singen als Mittel zur Verführung anzuwenden … und der Grundstein für ihre Unsterblichkeit wird gelegt.

Agnes Imhof entführt ihren Leser in die Welt des Orients und verwickelt ihre Heldin in die Intrigen am Hofe. Am Ende ist Arib diejenige, die den Machtwechsel auf dem Kalifenthron herbeiführt. Doch der neue Machthaber hält nicht sein Versprechen, ihr den Kopf Haidars zu liefern, da er den General für die Kämpfe an der kurdischen Grenze viel zu dringend benötigt. Arib will nun selbst ihre Rachepläne in die Hand nehmen, doch da begegnet ihr Wolfram wieder und die alte Liebe verschiebt ihre Pläne.   Bel

Agnes Imhof: „Die Königin der Seidenstraße”, Piper, München 2008, geb., 444 Seiten, 19,90 Euro


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