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25.04.09 / Schulden für Euroeinführung / Polen erhält 15 Milliarden Euro vom IWF

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Schulden für Euroeinführung
Polen erhält 15 Milliarden Euro vom IWF

Jacek Rostowski platzt vor Stolz. Polens Finanzminister sieht sein Land endlich im „Platinum-Club“ der ökonomisch besonders starken Länder aufgenommen, denn das Land erhält 15 Milliarden Euro Kredit vom Internationalen Währungsfonds (IWF).

Während Lettland, Ungarn und die Ukraine voller Scham bekannten, auf Geld vom IWF angewiesen zu sein, verwunderte doch die Reaktion der Polen. Doch des Rätsels Lösung liegt an der gewählten Kreditart. Polen nutzt nämlich ein neues Angebot des IWF.

Um Schwellenländer an sich zu binden, sah sich die Sonderorganisation der Vereinten Nationen gezwungen, sich etwas einfallen zu lassen. Seit der Asienkrise waren Kredite des IWF vor allem bei Schwellenländern in Verruf geraten. Die mit den Krediten verbundenen harten Auflagen engten die grundsätzlich im Wachstum befindlichen Kreditnehmer zu sehr ein. China beispielsweise begann, statt sich auf den IWF zu stützen, als Sicherheit vor Krisen Dollarreserven anzusammeln. Doch damit erlangte China auch eine ungeahnte Macht über den Dollarkurs, was weder den USA noch dem IWF gefiel. Daher wurde angesichts der sich bereits im Oktober 2008 abzeichnenden Weltwirtschaftskrise das Instrument der kurzfristigen Liquiditäts-Fazilität (SLF) aufgelegt, das ohne jegliche Auflagen speziell wachstumsstarken Schwellenländern bei momentanen finanziellen Engpässen aushelfen sollte. Allerdings sollte dieser Kredit binnen neun Monaten wieder zurück-gezahlt werden. Doch das Angebot wurde nicht genutzt, da es potentiellen Kreditnehmern angesichts des absolut nicht vorhersehbaren Verlaufs der Weltwirtschaftskrise und ihrer Folgen zu kurzfristig angelegt war. Der IWF reagierte und ersetzte den SLF durch die flexible Kreditlinie (FCL). Diese zunächst für sechs oder zwölf Monate geplante Kreditlinie kann nach Überprüfung verlängert werden, so daß der Rückzahlungszeitraum zwischen 39 und 60 Monaten liegt.

Nach Mexiko, das bereits 40 Milliarden Euro aufnahm, erhielt die polnische Regierung von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn – per E-Mail – die Zusage, eine Kreditlinie in Höhe von 15 Milliarden Euro eingerichtet zu bekommen. „Die ökonomischen Fundamentaldaten und die institutionellen Rahmenbedingungen des Landes sind stark, und die polnischen Behörden haben sich auf eine solide Politik verpflichtet“, lobte der IWF-Chef das osteuropäische Land. Polens Bruttoinlandsprodukt wuchs 2008 um 4,8 Prozent, auch für 2009 wird mit einem Wachstum von 0,3 bis 1,9 Prozent gerechnet.

Angesichts der Tatsache, daß mehrere Länder vor dem Staatsbankrott stehen, erscheint Polens Kreditaufnahme trotz Wachstum äußerst widersprüchlich, doch Polen plant langfristig. Das Land will den Euro, doch Spekulationen auf den Zloty sowie die Kapitalflucht infolge der Wirtschaftskrise haben die Landeswährung gefährlich schwanken lassen. Der Zloty verlor in den letzten Monaten im Vergleich zum Euro ein Drittel seines Wertes. Das frische Geld vom IWF soll den Absturz des Zloty beenden, denn um in die Eurozone aufgenommen zu werden, darf dessen Wert in der zweijährigen Testphase nur um 15 Prozent um den des Euro schwanken.   R. Bellano


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