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25.04.09 / Burschikos und zerbrechlich / Zum 100. Geburtstag der Schauspielerin Marianne Hoppe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Burschikos und zerbrechlich
Zum 100. Geburtstag der Schauspielerin Marianne Hoppe

Sie war eine Darstellerin psychologisch vielschichtiger Charaktere und beherrschte feinste Gebärden und Sprachnuancen. Sie verkörperte verletzliche und dekadente wie auch vitale und humorvolle Figuren. Marianne Hoppe wurde am 26. April 1909 in Rostock geboren. Der Vater war ein wohlhabender Gutsbesitzer, der seiner Tochter zunächst Privatunterricht erteilen ließ, bevor sie ab 1924 das elitäre Internat „Königin-Luise-Stift“ in Berlin-Dahlem besuchte. Mit 17 Jahren entdeckte sie ihre eigentliche Berufung und bewarb sich erfolgreich an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin. 1928 stand sie erstmals auf der Bühne. Nach verschiedenen Engagements kam sie 1935 zum Preußischen Staatstheater, das damals unter der Leitung von Gustaf Gründgens stand. Marianne Hoppe war dem Theatermann sehr zugeneigt und ging mit ihm, obwohl oder vielleicht auch gerade wegen seiner homosexuellen Veranlagung, die Ehe ein.

Marianne Hoppe profitierte von ihrem Verhältnis zu Gründgens. Er vertraute ihr gute Theaterrollen an, und zweimal konnte sie in Filmen unter seiner Regie mitwirken. 1934 spielte sie gleichzeitig in fünf Filmen mit. Darunter war die Verfilmung der Theodor-Storm-Novelle „Der Schimmelreiter“, in der sie die weibliche Hauptrolle spielte, und das Heldenepos „Schwarzer Jäger Johanna“, das in den Befreiungskriegen spielt. Sonst waren unpolitische Unterhaltungsfilme wie „Capriolen“ (1937), „Kongo Express“ (1939), „Auf Wiedersehen Franziska“ (1941) oder „Romanze in Moll“ ihre bevorzugten Tätigkeitsfelder. In der Fontaneverfilmung „Der Schritt vom Wege“, bei dem  Gründgens Regie führte, spielte sie die bis heute wohl überzeugendste Effie Briest aller Zeiten – vor allem wenn man die Neubearbeitung mit Julia Jentsch zum Vergleich heranzieht.

Nach Kriegsende beendete Marianne Hoppe ihre (Schein) Ehe mit Gustaf Gründgens. 1946 kam ihr Sohn Benedikt zur Welt. Der Vater war ein britischer Journalist. Zunächst spielt die Rostockerin wieder Theater. Das Schauspielhaus Düsseldorf stand in diesen Tagen unter der Leitung von Gründgens, und so wunderte es wenig, daß sich dort auch bald Marianne Hoppe einfand. Als in Deutschland wieder Filme gedreht wurden, war auch Hoppe mit dabei. Die Zuschauer wollten nach all der Not und dem Elend wieder eine „heile Welt“ erleben. Dazu leistete der Film „Dreizehn alte Esel und der Sonnenhof“ von 1958 seinen Beitrag, in dem Marianne Hoppe an der Seite eines der Stars des deutschen Films, Hans Albers, spielen konnte.

Als die Edgar-Wallace-Welle auf das Land zurollte, bekam sie in dem Streifen „Die seltsame Gräfin“ eine Rolle. Mehrfach spielte sie im Fernsehen in der Krimireihe „Der Kommissar“ mit. 1986 holte Helmut Dietl sie für seine vergnügliche Gesellschaftssatire „Kir Royal“ für die Folge „Adieu Claire“ noch einmal vor die Kamera.

Bis ins hohe Alter trat die Schauspielerin im Theater auf. 1965 wurde sie Mitglied der Akademie der Künste in West-Berlin, deren Abteilung Darstellende Kunst ihr nach Roma Bahn 1976 als zweiter Trägerin auf Lebenszeit den Hermine-Körner-Ring verlieh. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie in Oberbayern, wo sie am 23. Oktober 2002 in einem Seniorenheim bei Siegsdorf starb.           Hans Lody


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