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25.04.09 / Streiter für das Plattdeutsch / Vor 125 wurde Pastor Walter Georg Schröder geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Streiter für das Plattdeutsch
Vor 125 wurde Pastor Walter Georg Schröder geboren

In Anklam wurde Walter Georg Karl Schröder am 30. April 1884 geboren, hier ging er zur Schule, hier machte er Abitur. Es folgte ab 1903 ein Studium der Theologie und klassischen Philologie in Halle und Greifswald. Bevor er 1914 das Studium mit der ersten theologischen Prüfung abschloß, arbeitete er bereits in Neubrandenburg als Lehrer und als Redakteur für eine Tageszeitung. Das Vikariat machte er an der Lutherkirche in Stettin-Pommerensdorf. 1917 bestand er die zweite Prüfung und wurde ordiniert.

Statt Gemeindepastor wurde Schröder hauptamtlicher Geschäftsführer der Pommerschen Frauenhilfe und des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins in Stettin. Daneben betätigte er sich kommunalpolitisch und kulturell. 1925 wurde seine kirchlich-soziale Arbeit durch die theologische Fakultät der Universität in Greifswald mit der Verleihung der Licentiatenwürde geehrt.

1928 übernahm er dann doch eine Pfarrstelle, und zwar in Rheinsberg. Nebenbei studierte er Volkswirtschaftslehre in Greifswald. Neujahr 1933, also noch vor der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten, räumte er dann aber der sozialen vor der kirchlichen Arbeit die Priorität ein. Er übernahm nicht etwa im Auftrage der Kirche, sondern der Stadt ein Erziehungshaus in Berlin.

Neben der Kirche und der So­zi­al­­arbeit lag Schröder ein Drittes am Herzen: die plattdeutsche Sprache. Sein diesbezügliches Engagement ist vielfältig und das Wichtigste, was von ihm blieb. Als 1920 ein pommerscher Landesverband plattdeutscher Vereine gegründet wurde, übernahm er nicht nur den Vorsitz, sondern sorgte auch dafür, daß aus Anlaß dieser Gründung Ernst Müller in der dortigen Bugenhagenkirche den ersten plattdeutschen Gottesdienst in Stettin hielt. Ein Jahr später lag ein Buch mit 41 Kirchenliedern vor. 1922 wurde das Werk um vier Kirchenlieder erweitert. 1923 wurde in Stralsund die Niederdeutsche Woche durchgeführt, zu der Sonderzüge eingesetzt wurden. Als sich 1924 der Todestag Fritz Reuters zum 50. Mal jährte, leitete er den Festgottesdienst in der Eisenacher Georgenkirche. 1927 und 1928 veröffentlichte er für an plattdeutschen Gottesdiensten interessierte Gläubige Namen und Anschriften von 115 norddeutschen Pastoren, die plattdeutsch predigten. 1934 wurde Schröder Vorsitzender des Reichspommernbundes und der plattdeutschen Vereinigung für Berlin und die Mark Brandenburg.

Nach dem Ende der NS-Herrschaft kehrte Schröder 1947 in den kirchlichen Dienst zurück. Dort arbeitete er in der Heimseelsorge. Acht Jahre nach seiner

Rückkehr starb er am 5. Mai 1955 in Berlin.

Mit seinem Engagement hat Schröder wesentlich zur Wiedereinführung von Plattdeutsch in der Kirche beigetragen. In Gesangbüchern wie „Plattdüütsche Karkenleeder un Gebeden“, „Plattdüütsch Gesangbook“ und „Plattdüütsch Gesankbauk“ finden sich Liedtexte aus seiner Feder. Sein Ziel eines Zusammenschlusses in dieser Frage gleichgesinnter Gläubiger hat er nicht mehr erlebt; es wurde 1990 mit der Gründung der Gruppe „Plattdüütsch in de Kark“ Realität. Seine Forderung nach eigener plattdeutsche Liturgie ist erst in Ansätzen realisiert.       M. R.


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