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25.04.09 / KD-Avia-Maschinen blieben am Boden / Fluggäste mußten unter den Schulden der Airline bei ihrer Leasingfirma leiden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

KD-Avia-Maschinen blieben am Boden
Fluggäste mußten unter den Schulden der Airline bei ihrer Leasingfirma leiden

Die angeschlagene Königsberger Fluggesellschaft „KD Avia“, die aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten vor dem Aus stand, ist vorerst gerettet. Die Russische Regierung hat eine weitere Finanzspritze in Höhe von vier Milliarden Rubel (90,28 Millionen Euro) zugesagt.

Seit der zweiten Jahreshälfte 2008 steckt „KD Avia“, die größte Fluggesellschaft des Königsberger Gebiets, in finanziellen Schwierigkeiten. Die Bank „Sankt Petersburg“ hatte die Gesellschaft damals vor dem Bankrott gerettet und dabei unter ihre Kontrolle gebracht. Neuer Generaldirektor wurde Gennadij Boldyrew, ein Vertreter der Bank. Heute zählen die Schulden der Fluggesellschaft zu den höchsten in der Branche.

Obwohl KD Avia nicht die einzige Gesellschaft ist, deren Maschinen Königsberg mit Rußland verbinden, stellt sie die meisten Flüge in russische Städte und ins Ausland. Von den Schwierigkeiten des Unternehmens sind sowohl das Personal als auch die Kunden betroffen. Viele Mitarbeiter haben in diesem Jahr noch kein Gehalt erhalten.

Anfang März wandte sich die Leitung von KD Avia an die russische Luftfahrtbehörde mit der Bitte um Finanzhilfe. Ohne sie müsse die Gesellschaft zum 11. März die Zahl der Flüge kürzen.

Anfang April erklärte die Russische Regierung, die Zahlung der Kredite zu übernehmen, falls das Unternehmen in zwei Teile aufgeteilt werde: in einen Flughafenbetreiber und eine Fluglinie.

Zur Zeit erhält „KD Avia“ staatliche Garantien in Höhe von 1,5 Milliarden Rubel (33,8 Millionen Euro) für eine Frist von höchstens fünf Jahren für die Begleichung ihrer Verpflichtungen gegenüber der Bank „Sankt Petersburg“. Mit der Entscheidung der Regierungskommission für die Stabilisierung der russischen Wirtschaft wurde der „Internationale Flughafen Königsberg“ zum strategisch wichtigen Unternehmen erklärt.

Dennoch kam am 7. April der Flugverkehr der KD Avia zum Erliegen. Flüge nach Düsseldorf, München, Paris, Tel Aviv, Barcelona und Mailand wurden gestrichen. Die Passagiere mußten ohne eine Erklärung lange warten, weil die Abflugzeiten stündlich verschoben wurden. Erst auf Drängen teilten Mitarbeiter der Fluggesellschaft mit, die Flugzeuge würden „technischen Überprüfungen“ unterzogen. Inzwischen waren die Wartesäle völlig überfüllt. Auch die Räume für Mütter mit Kindern waren überfüllt. Schlimmer kam es für diejenigen, die bereits die Zollkontrolle passiert hatten. Da ihre Pässe schon abgestempelt waren, konnten sie nicht zurück in den Warteraum.

Am Abend wurde bekannt, daß die Fluggesellschaft Schulden bei ihrer Leasingfirma für die genutzten Boeings hat. Nun wurden die Passagiere auf Hotels in Königsberg und Umgebung verteilt. Einige zogen es jedoch vor, Tickets anderer Fluglinien zu kaufen, als noch mehr Zeit zu verlieren.

Vertreter der Fluggesellschaft gaben bekannt, daß die Russische Regierung informiert sei und auf höchster Ebene über finanzielle Hilfe entschieden werde. Eine Konferenz unter Teilnahme von Vize-Premier Sergej Iwanow sei bereits einberufen worden.

Am zweiten Tag, dem 8. April, kam es zu einer Einigung mit der Leasinggesellschaft, so daß die Schalter wieder öffneten. Ein Teil der Schulden in Höhe von 500 Millionen Rubel (elf Millionen Euro) wurde gestundet. Die Schulden gegenüber Lieferanten und Kreditgebern betragen insgesamt über zehn Milliarden Rubel (226 Millionen Euro).

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob die Streichung der Flüge rechtmäßig war. Die Russische Flugbehörde erklärte, KD Avia die Lizenz zu entziehen, wenn es zu weiteren Verspätungen oder Streichungen kommen sollte. Die Zukunft der noch jungen Fluggesellschaft steht derzeit unter einem großen Fragezeichen. Jurij Tschernyschew

Foto: Eine der geleasten Boeings der KD Avia: Unter Leitung des russischen Vize-Premiers kam es schließlich zu einer Einigung zwischen Flug- und Leasinggesellschaft.


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