19.03.2024

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25.04.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

es gibt wieder Erfreuliches zu berichten, und wenn es auch nur kleine Erfolge sind, so bedeuten sie für die Betreffenden, die sie uns mitteilen, auch weitaus mehr. Frau Herta Rudau aus Bad Berka spricht sogar von einem „Osterwunder“ – so mag sie es empfinden, denn sie hat endlich einige Hinweise auf das Schicksal ihres Vaters erhalten, nach dem wir in Folge 13 fragten. Fritz Rudau sollte, wie seine letzte Mitteilung an die in Königsberg ausgebombte Familie lautete, im Herbst 1944 zur Partisanenbekämpfung in Griechenland eingesetzt werden. Von da an gab es kein Lebenszeichen mehr von Herta Rudaus Vater, alle Nachforschungen verliefen ins Leere – bis jetzt. Aber nun zeichnen sich doch neue Möglichkeiten ab, über die Frau Rudau uns sofort berichtet hat. Sie schreibt:

„Mit großer Freude habe ich das Foto und den Bericht im Ostpreußenblatt gesehen, und bedanke mich sehr herzlich dafür. Ich hatte die Zeitung gerade erhalten und war beim Lesen, da bekam ich schon einen wichtigen Anruf von einem Herrn aus München. Er erklärte mir, daß die angegebene Feldpostnummer falsch sei. Ich habe tatsächlich einen Buchstaben als Zahl gelesen. Sofort habe ich ihm eine Ablichtung der Postkarte meines Vaters übersandt. Herr M. sagte mir, daß er sich zur Zeit ein Buch mit Feldpostnummern ausgeliehen habe, da er auch jemanden suche. Wir haben nun schon ein paar Mal telefoniert, da er noch einiges wissen wollte. Herr M. will nun weiter recherchieren, da auch einige Daten nicht ganz stimmen. Es könnte sein, daß mein Vater in einem Lazarett in Athen verstorben ist.“

Na, das ist doch schon mehr als ein Hoffnungsstrahl. Vor allem weiß nun Frau Rudau, daß nach Richtigstellung einiger fehlerhafter Angaben eine erneute Suche Erfolg haben könnte, zumal ihr mit Herrn M. aus München ein guter Helfer zur Seite steht. Auch mit den von ihr gemachten Angaben zur Familie Mrosek, die Anfang September 1944 die ausgebombte Familie Rudau – Mutter Engelberta und vier Kinder – aufnahm, stimmt etwas nicht. In der Einwohnerliste von Drugehnen ist sie nicht zu finden. Auf der letzten Postkarte des Vaters, die eintraf, als Frau Rudau mit ihren Kindern den Evakuierungsort verlassen hatte, und ihr deshalb nachgesandt wurde, steht als Wohnort der Familie Mrosek „Wicken, Post Drugehnen“ – ein Ort dieses Namens ist aber im Samland nicht verzeichnet: Kann es sich um Willkau handeln? Wie auch immer – wir werden mit Sicherheit noch mehr hören.

Auch Frau Ilse Meier aus Bad Salzuflen kann – wieder – einen Erfolg melden. Ihre russische Freundin Olga Popova wohnt mit ihren Großeltern in einer alten deutschen Villa in Königsberg-Maraunenhof. Es ist das Eckhaus Ernst-Wichert-Straße 1/2, jetzt Gogolja-Straße. Die heutigen Bewohner wissen das schöne Haus zu schätzen, besonders haben es ihnen die Fresken im Flur angetan. Frau Meiers Freundin hat schon seit langem versucht, etwas über die deutschen Besitzer des Hauses zu erfahren, leider vergeblich – bis wir in Folge 3 die von Frau Meier übermittelte Frage veröffentlichten. Sie erhielt eine Zuschrift von einem ehemaligen Königsberger aus Schwarmstadt, der zwar keine direkte Verbindung zu den gesuchten Besitzern hat, aber genaue Angaben machen kann. Die Villa gehörte der Steinmetzwitwe Anna Kliesch, als Verwalter zeichnete der Baumeister Emil Kliesch, vermutlich ihr Sohn. Er wohnte mit seiner Mutter zusammen in der Hoverbeckstraße 29. Dieses Haus besaß Anna Kliesch ebenfalls wie auch die in dieser Straße gelegene Gärtnerei und Baumschule. In der Villa in Maraunenhof wohnten mehrere Personen, es befand sich dort auch der Steinmetzbetrieb K. Kliesch, der wohl ihrem verstorbenen Mann gehört hatte. Es ist anzunehmen, daß die künstlerischen Arbeiten in der Villa von Angehörigen der Familie ausgeführt wurden. Das sind doch sehr konkrete Angaben, und Frau Meier ist ebenso froh und dankbar wie ihre russische Freundin über diese präzise Auskunft. Ihnen, lieber Königsberger Landsmann, sage ich ebenfalls herzlichen Dank. Es kamen übrigens keine weiteren Zuschriften, wie Sie vermutet hatten, und es war gut, daß Sie Frau Meier diese Informationen „zur Sicherheit“ mitteilten. Da ich annehme, daß sich jetzt aufgrund der genannten Namen doch noch Leserinnen und Leser melden, hier noch einmal die Anschrift von Frau Ilse Meier: Bergstraße 62 in 32108 Bad Salzuflen, Telefon (05222) 82921.

Schon einmal haben wir nach Angehörigen oder Bekannten der Familie Abrodat aus Adamsheide gefragt, jetzt wendet sich der Suchende Frank Abrodat aus Berlin noch einmal an uns. Erfreulich ist, daß es damals vor vier Jahren einen Erfolg gegeben hat, und so hofft er auf einen weiteren anhand des nun zur Verfügung stehenden Fotos seines Großvaters Otto Abrodat, der seit April 1944 auf der Krim vermißt wird. Natürlich wird der Kreis ehemaliger Kameraden und Landsleute, die sich an den Abgebildeten erinnern könnten, immer kleiner, aber jede neue Information kann weiterhelfen. In diesem Fall ist es das aufgefundene Bild, das den Großvater in Uniform zeigt, es ist sein letztes Foto. „Wer kann sich an Otto Abrodat erinnern, wer war mit ihm eventuell auf der Krim zusammen und weiß etwas über sein Schick­sal?“ fragt der Enkel, der sich sehr um die Familiengeschichte bemüht. Die geht zurück bis auf seinen Urgroßvater, den Kämmerer Friedrich Abrodat und dessen Ehefrau Fritze Wilhelmine geborene Basenau, die in dem Ortsteil Sonnenberg der Gemeinde Adamsheide wohnten. Zu dieser im Kirchspiel Karpauen/früher Karpowen im Kreis Angerapp (Darkehmen) gelegenen Gemeinde gehörten auch die Güter Luisenpark und Friedrichsfelde. Auch sein Sohn Otto und dessen Ehefrau Johanna Karolina geborene Köhli lebten dort mit ihren Kindern Horst, Gerhard, Elfriede, Gerda und Marga. Horst Abrodat, Vater von Frank, ist leider schon verstorben. In Erinnerung geblieben sind für den Sohn die Erzählungen seines Vaters, aus denen zu entnehmen war, daß er sich mit seinem Bruder Gerhard zerstritten hatte. Dieser etwa 1906 ausgetragene Zwist hatte zur Folge, daß eine Namensteilung in Abrodat/Abrutat erfolgte. Wenn also nach eventuellen Verwandten gesucht wird, muß man beide Namensformen berücksichtigen. Unsere Veröffentlichung im Jahre 2005 erbrachte zwar keine die Familienchronik betreffenden Erfolge, aber für die Geschichte des Heimatortes war sie wichtig. Frank Abrodat bekam Kontakt zu Herrn Manfred Allies, und gemeinsam konnten sie die Einwohnerliste vom Gut Sonnenberg ergänzen. Sie ist heute auf der Internetseite vom Kirchspiel Karpauen einzusehen. Ohne Echo blieb jede Suche nach Großvater Otto Abrodat, nicht nur durch uns, auch beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder beim Suchreferat in Moskau ergaben sich keine Hinweise auf Schicksal oder Tod des Vermißten. Über jeden Hinweis, jede Zuschrift würde sich der Nachkomme dieser alten ostpreußischen Familie sehr freuen. (Frank Abrodat, Niemegker Straße 3 in 12689 Berlin, Telefon 030/9326665, Fax 030/93493664, E-Mail: FAbrodat@t-online.de)

Eine aktuelle Mitteilung, die vor allem unsere katholische Leserschaft betrifft! Schon einmal konnte sich Herr Anton Olbrich aus Netphen für die erfreulich rege Unterstützung unserer Ostpreußischen Familie beim Aufbau einer „Heimat-Lese-Begegnungsstube“ in Siegen bedanken, nun möchte der Erste Vorsitzende der LS Gruppe West-Ostpreußen in Siegen diesen erneut aussprechen, denn der Erfolg geht weiter. Schwierigkeiten macht aber mitunter der Transport von mehreren Büchern und Heimatbriefen, vor allem, wenn es sich um ältere Spender handelt. Nun bietet sich eine günstige Gelegenheit für diejenigen, die am 3. Mai an der Ermländer-Wallfahrt in Werl/Westfalen teilnehmen, und das werden Tausende aus dem ganzen Bundesgebiet sein. Die Anreise erfolgt in Privatwagen oder Sonderbussen, so daß in diesen Bücherspenden mitgenommen werden können, zumal für Busreisende eine direkte Verkehrsanbindung von den in Werl vorgesehenen Parkplätzen zur Basilika bestehen wird. In der Basilika selbst werden Herr Olbrich und der Kulturwart der Gruppe, Herr Frank Schneidewind, anwesend sein. Bücher, ältere Heimatbriefe und heimatliche Andenken für die Heimatstube können am Bücher-/Infostand der Kreisgemeinschaft Allenstein-Land auf dem Vorplatz der Basilika abgegeben werden.

Und es „pergelt“ immer noch weiter. Aus der Schweiz kam jetzt eine E-Mail, die unsere bisherigen Auswertungen dieses Wortes bestätigt und ergänzt. Herr David Moore aus Cressier fand in einem Buch über die deutsche Sprache in Estland von Erich Kobolt das Wort „Pergel“ aufgezeichnet. Das bedeutet zum Beispiel in der Stadt Pernau Lichtspan oder Kienspan. Zum Vergleich gibt das Buch auch folgendes an: Peerg/Pirg: Estnisch für Span, Kienspan/Perge: Schweiz, für Kienbaum/Pergel: Preußisch, bedeutet Kienspan. Da hat eine solch kleine Frage in der Ostpreußischen Familie aber gezündet! Und der Funke scheint noch nicht erloschen …

Ach ja, einen ganz herzlichen Dank muß ich noch nach Augsburg senden. Mein Königsberger Landsmann und treuer Familienfreund Burkhard Lubbe sandte mir ein selbstverfaßtes Oster-Poem, einfach herrlich! In ihm kommt alles vor, was unser heimatliches Osterfest so unverwechselbar machte: vom Osterwasserholen bis zum Osterpietschen – und es endete mit einem Schmackostern aus der Ferne! Das Schlagen mit Birkenruten soll ja Glück und Gesundheit bringen – ich hoffe, das tut es auch symbolisch.

Die nächste Frage ist ein Leichtgewicht, und ich glaube sicher, daß wir Erfolg haben werden. Die Mittelschule Verden/Aller feiert ihr 150jähriges Bestehen. Zu diesem Anlaß planen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 1940 bis 1947 erstmalig in der Schulgeschichte nach 70 Jahren ein Klassentreffen. Da zu diesen Jahrgängen auch Flüchtlingskinder gehören, die nach Flucht und Kriegsende dort wieder eine Schule besuchen konnten, wenden sich die Planer des Klassentreffens an uns. Es handelt sich bei den ehemaligen Mitschülern um die Geschwister Inge Vorrath * 12. Oktober 1929, Liselotte Vorrath, * 25. Oktober 1930 und Harry Vorrath. Ihr Vater war der Büroangestellte Gotthard Vorrath aus Königsberg. Die Familie wohnte nach der Vertreibung bis etwa 1963 in Langwedel 34, Kreis Verden. Wer weiß, wo die Genannten heute leben? Die Mädchen könnten durch Heirat einen anderen Namen tragen. Die ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler würden sich freuen, wenn die Suche Erfolg hätte und die Genannten sich melden würden bei Hans Bremer, Kolberger Straße 41 in 28201 Bremen, Telefon/Fax (0421) 551318, E-Mail: hfbremer@web.de Eure Ruth Geede

Foto: Otto Abrodat: Seit April 1944 auf der Krim vermißt


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