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25.04.09 / Schönheit des historischen Erbes / Schwerin und Oranienburg zeigen Gartenschauen und entfalten neue Pracht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Schönheit des historischen Erbes
Schwerin und Oranienburg zeigen Gartenschauen und entfalten neue Pracht

Eine wahre Blütenpracht erwartet nicht nur die Besucher des Charlottenburger Schloßparks, sondern auch die der Gartenschauen in Schwerin und Oranienburg.

Rechtzeitig zum Beginn der schönen Jahreszeit haben die Gärtnerinnen und Gärtner der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) den Schloßgarten Charlottenburg in ein prächtiges und farbenfrohes Blütenmeer verwandelt. Neben rund 30000 Zwiebelgewächsen in 30 Arten und Sorten wie Kaiserkronen, Tulpen, Hyazinthen und Narzissen können Spaziergänger sich jetzt auch an etwa 24000 Pflanzen in 15 Arten und Sorten wie Tausendschön, Goldlack, Doronicum, Lunatria, Vergißmeinnicht, Primeln, Hornveilchen und Akelei erfreuen. Die Zusammenstellung der Pflanzen erfolgte in Anlehnung an historische Pflanzungen aus der Zeit um 1700, als der Schloßgarten von Kurfürstin Sophie Charlotte, der späteren ersten Königin in Preußen, angelegt wurde.

Blumen- und Gartenfreunde werden ihre Freude auch in Schwerin (seit 23. April) und in Oranienburg (ab 25. April) haben, wo auf der Bundes- und der Landesgartenschau Hunderttausende  Blumen ihre Pracht entwickeln. Auch die zwei Städte blühen auf und erinnern in aller Schönheit an ihr historisches Erbe.

Zur Bundesgartenschau (Eintritt 16 / 14 Euro) zeigt sich das Schweriner Märchenschloß erstmals seit 1990 ohne Baugerüste. Mehr als 100 Millionen Euro hat das Land Mecklenburg-Vorpommern in die Sanierung gesteckt. Bis auf einen kleinen Bereich der Nordbastion ist die Außenfassade vollständig wiederhergestellt.

Der Burggarten, dieses beeindruckende 1,8 Hektar große Gesamtkunstwerk zu Füßen des ehemaligen Großherzogssitzes, konnte bereits von 1999 bis 2002 im Originalzustand von 1857 wiederhergestellt werden. „Eine wahre Puzzlearbeit“, so der damalige Landschaftsarchitekt Stefan Pulkenat. Mit neu angelegtem Rosenhügel bildet er das Herzstück der Bundesgartenschau mit ihren insgesamt sieben Gärten.

Ursprünglich auf über 300 Hektar geplant, präsentieren sich diese jetzt zwar nur noch auf 55 Hektar. Dafür aber fein und überschaubar im Zentrum der alten Residenzstadt rund um den Schweriner See. Da das Geld zunächst nicht reichte, findet die von Hofbaumeister Georg Adolph Demmler (1804–1886) geplante Erweiterung der Schloßpromenade erst jetzt ihre Verwirklichung. Angelegt nach seinen Plänen, allerdings durch Steinschlag-resistente Stablampen modernisiert, führt sie direkt zum Garten des 21. Jahrhunderts, dem Eingangs- und Empfangsbereich der Schau. Damit hat Schwerin nun auch seinen ebenfalls schon von Demmler geplanten Volksgarten erhalten. Ohne BuGa wäre auch die aufwändige Restaurierung des benachbarten Schloßgartens nicht denkbar. In dem 24 Hektar großen historischen Gar-tenareal aus dem 18. bis 20. Jahrhundert wurden in den letzten drei Jahren Kanäle saniert, 730 Bäume neu gepflanzt, alte Wege, Sichtachsen und Figuren sowie ein Hecken-Labyrinth wiederhergestellt.

Wohl einmalig bleibt der Spaziergang über den Schweriner See, dessen Ufer eine Ponton-Brücke verbindet. Man erlebt Küchen-, Ufer- und Naturgarten im Süden mit dem ebenfalls nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten angelegten Garten am Marstall im Norden, wo der Rundgang durch die Gartenbaukunst vom Barock bis zur Moderne endet.

Der Zufall will es, daß sich Schwerin und Oranienburg, 30 Kilometer nördlich von Berlin, mit ihren zeitgleichen Gartenschauen einen interessanten Wettstreit liefern. Mehr als in Schwerin, dessen Altstadt schon seit Jahren wieder glanzvoll erstrahlt, verhilft die LaGa Oranienburg, seine historische Mitte zurückzugewinnen. Am augenfälligsten ist neben der Neuanlage des Schloßparks die des Schloßplatzes, der durch die Verlegung der B 273 und den Neubau der Schloßbrücke eine wahre Renaissance erfuhr.

Das Schloß selbst war bereits von 1997 bis 1999 grundlegend saniert worden. Unter dem Motto „Traumlandschaften einer Kurfürstin“ erinnert die Oranienburger Gartenschau im Schloßpark an Louise Henriette von Oranien-Nassau (1627–1667), die Gemahlin des Großen Kurfürsten. Friedrich Wilhelm hatte ihr das Amt Bützow, das sich zwei Jahre später in „Oranienburg“ umbenannte, 1650 geschenkt. Als ein Kind des Goldenen Zeitalters von den Niederlanden in die vom Dreißigjährigen Krieg arg gebeutelte Mark Brandenburg verschlagen, hatte sie alles daran gesetzt, dem verwüsteten Landstrich einen Entwick-lungsschub zu versetzen. Sei es durch die Ansiedlung von Glaubensflüchtlingen oder die Anwerbung holländischer Siedler, sei es durch die Einführung bis dato unbekannter Pflanzen und Früchte. Mit Erfolg: Oranienburg wurde zum Synonym für wirtschaftlichen Aufschwung und kulturelle Blüte.

Entsprechend sollen auf dem 30 Hektar großen Areal der LaGa 1,2 Millionen Blumen blühen, 85000 Stauden wachsen und die Besucher an fast zwei Kilometer neuen Hecken entlang flanieren. Viermal in den 177 Tagen, während die Gartenschau geöffnet ist, wird das Gelände neu erblühen und dabei den historischen Schloßpark, den neuen Park und Teile des neuen Wasserwanderstützpunktes an der Havel zu einer Einheit aus barocker Anlage, holländischem Garten und lebendigem Hafenareal verschmelzen. Besondere Attraktion wird die holländische Staatsyacht aus dem 17. Jahrhundert sein, die im Hafen vor Anker geht. Das 18 Meter lange und 4,5 Meter breite Segelschiff wurde nach Originalplänen in zwölfmonatiger Arbeit auf einer Oranienburger Werft maßstabsgetreu nachgebaut. Mag das Schiff auch wieder Segel setzen, der restaurierte und neu gestaltete Schloßpark wird bleiben, voraussichtlich jedoch auch er eintrittspflichtig.

In den Eintrittspreis der LaGa (12/9,50 Euro) eingeschlossen ist der Besuch des Schloßmuseums, das neben dem Silberschatz der Hohenzollern seit Januar 2009 für die Dauer von zwei Jahren auch die preußischen Kroninsignien ausstellt, Spitzenwerke der Gold- und Silberschmiedearbeiten des 16. und 17. Jahrhunderts.

Helga Schnehagen

Foto: Schwerin: Blütenmeer vor dem Schweriner Schloß


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