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25.04.09 / Reise in die Eiszeit / Steine am Strand spiegeln die Erdgeschichte wider

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Reise in die Eiszeit
Steine am Strand spiegeln die Erdgeschichte wider

An den Ostseestränden gibt es eine große Vielfalt an Mineralien. Kaum ein anderer Landstrich auf dem Globus weist in solcher Dichte die unterschiedlichsten Gesteinsarten auf. Einige Steine haben auf ihrer Oberfläche Formen und Umrisse von Organismen, enthalten also Fossilien. Kinder und Erwachsene freuen sich über besondere, mitunter schön rund geschliffene Kieselsteine am Urlaubsstrand, von denen später manche als „Handschmeichler“ auf dem Büroschreibtisch landen, andere in einem Setzkästchen. Und nicht wenige Strandwanderer füllen sich die Taschen mit Steinen, um daheim die eigene Mineraliensammlung zu bestücken. So erklärt sich der Überraschungserfolg eines Bestimmungsbuchs von Frank Rudolph, das 2004 unter dem Titel „Strandsteine – Sammeln und bestimmen“ erschien und im vergangenen Jahr mit 50000 Exemplaren in die achte Auflage ging. Daran ließ sich gut anknüpfen. „Noch mehr Strandsteine – Sammeln und bestimmen an Nord- und Ostsee“ heißt der mit zahlreichen großen Farbaufnahmen, Tabellen und Grafiken ausgestattete Nachfolgeband, in dem das Spektrum der Gesteinsarten um weitere 180 auf nunmehr rund 300 Beispiele erweitert wird. Der Autor, Biologe und Paläontologe, ist Herausgeber zweier Fachzeitschriften und hat 1999 den Aufbau des an der Landesstraße 165 zwischen Lütjenburg und Schönberg gelegenen Schleswig-Holsteinischen Eiszeitmuseums initiiert.

„Eiszeitliche Landschaftsformen umgeben uns überall. Jeder Stein am Strand, auf den Feldern oder auf dem Kiesweg am eigenen Haus erzählt von seiner Reise in der Eiszeit, hat viel erlebt auf seinem Weg aus dem Norden.“ Dieselben Gesteine wie am Strand lassen sich auch im deutschen Binnenland und in Skandinavien finden. 

Die Entstehung der Gesteine und Mineralien ist eng mit der Frühgeschichte unseres Planeten verknüpft. Ihr Alter, ihre Entstehung und Herkunft sind sehr unterschiedlich, einige sind fünf bis 20 Millionen Jahre „jung“, während die ältesten vor rund zwei Milliarden Jahren entstanden sind. Gletscher haben die Geschiebe während der Eiszeiten aus Skandinavien und dem Baltikum zu uns getragen. Dabei wurden sie immer weiter zerkleinert und durch Wellenschlag abgeschliffen. Der Ufersand selbst, größtenteils Quarzsand, ist durch Zerfall und nachfolgenden Transport an die Meeres-küsten gelangt. Einzelne Findlinge in Norddeutschland wie etwa der im Jahr 2000 entdeckte „Alte Schwede“, der mit seinen 400000 Jahren zum „ältesten Einwanderer Hamburgs“ erklärt wurde, gelangten in Rekordlisten. Wer genau wissen will, wie die Strandsteine im einzelnen heißen, woher sie stammen und wie alt sie sind, kann diese Fragen, ausgerüstet mit beiden Bestimmungsbüchern, an Ort und Stelle oder in aller Ruhe zu Hause klären. Man erhält darin Auskunft über sämtliche Geschiebe, die sich an Nord- und Ostsee finden lassen. Auch der neue Band ist übersichtlich aufgebaut. Auf 31 Seiten werden zunächst die Bestimmungsmerkmale erläutert. Praktische Tips für den Aufbau einer Sammlung schließen sich an. Im Katalogteil wird auf jeder Seite eine Gesteinsart mit einem Farbfoto vorgestellt und durch Angaben zu Alter, Herkunft, Besonderheiten und Häufigkeit charakterisiert. Die Herkunftsregion ist jeweils auf einer kleinen Karte des gesamten Ostseeraums gekennzeichnet. Im Anhang findet der Leser geologische Zeittafeln, Literaturangaben, Index und ein Glossar. Dagmar Jestrzemski

Frank Rudolph: „Noch mehr Strandsteine – Sammeln und Bestimmen an Nord- und Ostsee“, Wachholtz Verlag, Neumünster 2008, broschiert, 224 Seiten, zahlr. farbige Abbildungen, 16,80 Euro


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