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25.04.09 / Fälscher, Lügen und Dinos / Ein ungewöhnlicher Reiseführer lädt zu Entdeckungen ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Fälscher, Lügen und Dinos
Ein ungewöhnlicher Reiseführer lädt zu Entdeckungen ein

Schloß Neuschwanstein, das Brandenburger Tor oder der Kölner Dom werden auch in dieser Saison wieder Anlaufpunkte für Tausende in- und ausländischer Touristen sein. Diese Sehenswürdigkeiten sind in jedem Reiseführer zu finden. Wie aber steht es um all die kleinen Orte, die ebenfalls touristische Attraktionen zu bieten haben?

Die Autorin Michaela Vieser ist durch Deutschland gereist und hat kuriose Sehenswürdigkeiten aufgespürt. In dem Buch „Heimatkunde für Fortgeschrittene“ stellt sie ungewöhnliche und oft wenig beachtete Orte vor und lädt zu einer ganz besonderen Entdeckungsreise ein. Und so wird der Leser erstaunt feststellen, daß man gar nicht so weit fahren muß, um Exotisches zu finden. Manches liegt sogar direkt vor der Haustür.

Die Burg Frankenstein etwa, deren Ruine, hoch über Darmstadt gelegen, tatsächlich etwas mit Dr. Frankenstein und seinem Monster zu tun hat. Schließlich soll der Alchemist Johann Konrad Dippel von Frankenstein dort auch mit Leichenteilen experimentiert haben. Wunsiedel überrascht mit einem Felsenlabyrinth, das schon die preußische Königin Luise erfreute.

Exotisch geht’s zu in Kleinwelka. Dort hatte Franz Gruß seine Leidenschaft für Dinosaurier entdeckt und 50 Großplastiken von Tyrannosaurus und Co. geschaffen. Der Saurierpark entführt seine Besucher in ein andere Welt. Im Gegensatz zu seinen Vettern aus Zement ist das Mammutskelett im Heimatmuseum Sangerhausen echt. Es gilt als das einzige vollständig erhaltene in Deutschland. Tierisch geht’s auch zu im Dom zu Schleswig. Dort sind im Kreuzgang auf einem Gemälde zum biblischen Kindermord Truthähne zu sehen. Kurios: Der Truthahn kommt aus Amerika, und das war noch gar nicht entdeckt, als der Kreuzgang im frühen 14. Jahrhundert errichtet wurde. Auch andere Gemälde im Dom wurden später frei nachempfunden. Zu den Restautoren, die dort Hand anlegten, gehörte der aus Königsberg stammende Lothar Malskat (1913–1988). Er fälschte auch gotische Fresken in der Lübecker Marienkirche, zeigte sich aber später selber an. Im Lügenmuseum in Gantikow hat er allerdings keine Aufnahme gefunden. Dort ist allerlei Verrücktes und Versponnenes zu sehen. Ein Spaß für die ganze Familie.            

Silke Osman

Michaela Vieser: „Heimatkunde für Fortgeschrittene – Bodenlose Löcher, Lügenmuseen und kuriose Sehenswürdigkeiten“, Knauer, München 2008, Klappbroschur, 266 Seiten, schwarzweiße Abbildungen, 12,95 Euro

Foto: Nicht nur genialer Fälscher: Lothar Malskat konnte auch eigene Motive meisterhaft umsetzen, wie sein Gemälde „Wolken und Meer“ zeigt.


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