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25.04.09 / Unterdrückt und verjagt / Ein Westpreuße erzählt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Unterdrückt und verjagt
Ein Westpreuße erzählt

„Wir sollten versuchen, nach Berlin zu kommen“, diesen Vorschlag machte die Mutter von Wolfgang Peller ihrem Vater im Herbst 1944. Doch ihr Vater zögerte … zu lange. Als sich die Familie − bestehend aus dem Jungen Wolfgang, seiner Mutter und seinen Großeltern − im Januar 1945 dazu durchrang, vor der herannahenden Roten Armee zu fliehen, war es zu spät. In „Meine fremde Heimat“ schildert Wolfgang Peller nun, wie die aus Schönwarling, einem Dorf nahe Danzig, stammende Familie mitten in die größten Flüchtlingsströme gelangte. „Flüchtlinge – dieses Wort galt bisher immer nur für andere. Wulf wurde jetzt erst bewußt, daß er nun auch ein Flüchtling unter den anderen war … Alle waren sie jetzt Leidensgefährten. Ostpreußen und Westpreußen in einer Scheune.“

Allerdings erkrankte der Großvater schwer, so daß die Großmutter darauf drängte, wieder umzukehren. Doch kaum waren sie daheim angekommen, flohen sie aufgrund der herannahenden Front bald wieder. Dieses Mal zu einer Nachbarin. Und hier erleben sie erstmals die Hölle auf Erden: Im Keller versteckt müssen sie mit ansehen, wie der Stall in Flammen aufgeht und die Tiere um ihr Leben schreien, doch da die Sowjets im Haus sind, können sie den Kühen und Pferden nicht zur Hilfe eilen. Trotzdem werden sie entdeckt und tagelang im Keller gefangengehalten sowie Wolfgangs Mutter und die Nachbarin vergewaltigt.

Wolfgang Peller hat einen bewegenden autobiographischen Roman verfaßt, der nach Aussagen des Autors auf Tatsachen beruht, die er allerdings dramaturgisch und sprachlich ein wenig ausgeschmückt hat. Das Ergebnis ist bewegend und schockierend zugleich, auch wenn man stets im Hinterkopf behält, daß der Autor Vorfälle schildert, die zwar passiert sind, aber nicht ganz so wie dargestellt. Die einzige Schwäche ist, daß die Neben-Charaktere nicht gut genug ausgestaltet sind. Die Großeltern, die Mutter und Nachbarn wirken neben dem Jungen Wulf ein wenig wie Statisten.

Wolfgang Peller berichtet, daß seine Familie nach ihrem mißglückten Fluchtversuch für einige Monate wieder in ihrem Haus wohnte, doch schon nach wenigen Monaten wird sie von hinzuziehenden Polen in ein weniger schönes, leerstehendes Nachbarhaus vertrieben. Da außer Wolfgangs Familie noch drei weitere deutsche Familien zurück-kehren – zufälligerweise gerade die seiner beiden besten Freunde – erlebt das Jungs-Trio auf ihrer Suche nach Lebensmitteln so manches gefährliche Abenteuer.

Am Ende der Lektüre stellt der Leser ein wenig verwundert fest, daß der Autor den zumeist mörderischen Russen weniger gram ist als den später hinzugezogenen Polen, deren Freizeitbeschäftigung es offenbar war, die Deutschen zu schikanieren – Schikanen, die am Ende für ein Familienmitglied tödlich enden.             Bel

Wolfgang Peller: „Meine fremde Heimat“, Rohrbecker Weg 2, 39606 Königsmark, Telefon 039390/82118, broschiert, 240 Seiten, 11,80 Euro


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