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02.05.09 / Die Façon der Linken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-09 vom 02. Mai 2009

Die Façon der Linken
von Harald Fourier

Lange ist es her: Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg nahm per Potsdamer Toleranzedikt von 1685 die in Frankreich verfolgten Hugenotten auf. Und sein Urenkel, der Alte Fritz, legte die Regeln für das Zusammenleben so fest: „Die Religionen    müssen alle tolerieret werden, daß keine der anderen Abbruch tut, denn hier muß ein jeder nach seiner Façon selig werden.“

Das war damals ein großer Schritt für die Menschheit. Die Bürger mußten nicht mehr wie in den übrigen europäischen Staaten damals üblich die weltanschaulich-religiösen Auffassungen ihrer Herrscher teilen.

Mit der Pro-Reli-Niederlage ändert sich das jetzt. In Berlin war Religion seit 1945 ein  freiwilliges Zusatzfach. Dann kam der rot-rote Senat 2006 auf die Idee, ein neues Fach namens „Ethik“ einzuführen, einen atheistischen Gegenentwurf zum normalen Religionsunterricht, wie er in westdeutschen Bundesländern abgehalten wird.

„Ethik“ wurde flugs zum Wahlpflichtfach erhoben, wer Religion will, muß es zusätzlich belegen. Die Initiative Pro Reli wollte nun per Volksbegehren erreichen, daß die Schüler frei zwischen Religion und „Ethik“ wählen dürfen. Aber 51 Prozent der Berliner waren dagegen. Sie wollten mit ihrer Stimme verhindern, daß anderer Leute Kinder, die Religion statt „Ethik“ lernen wollen, dies auch dürfen.

Wer macht so etwas? Wieso dürstet jemandem danach, anderen vorzuschreiben, was sie an der Schule lernen? Dahinter steht die in den letzten Jahren verstärkt auftretende Einstellung, alles solle gleich sein: Alle sollen möglichst gleichviel verdienen, sollen möglichst die gleiche Lebensqualität haben und eben auch die gleichen religiös-weltanschaulichen Vorstellungen teilen. Es ist kein Wunder, daß die meisten Stimmen gegen Pro Reli aus dem Osten Berlins kamen, wo die Ideologie der Linken weitaus stärker vertreten ist als im Westen der Hauptstadt.

Für Liberale und Konservative steht fest: Glaube und Meinung sind frei, die Auffassungen des anderen sind zu respektieren. Links der Mitte wird das offenbar anders gesehen. Wer nicht in die Schablone paßt, der wird passend gemacht.

Toleranz führen viele nur im Munde, solange sie selbst keine Mehrheit haben. Wenn sie aber die Macht in Händen halten, dann wird diese gnadenlos ausgespielt. Ausbaden müssen das jetzt die Kinder, die diesen Ersatz-Staatsbürgerkunde-Unterricht ertragen müssen. Für die alte preußische Residenz Berlin bedeutet das Votum einen Schritt zurück hinter das 17. und 18. Jahrhundert.


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