29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.05.09 / 500 Kinder gerettet / Ehrung für engagierte Hebammen – Die wirtschaftliche Existenz riskiert, um nicht abtreiben zu müssen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-09 vom 02. Mai 2009

500 Kinder gerettet
Ehrung für engagierte Hebammen – Die wirtschaftliche Existenz riskiert, um nicht abtreiben zu müssen

Etwa 200 000 Kinder werden in Deutschland Jahr für Jahr abgetrieben. Gegen diese menschliche und moralische Katastrophe haben fünf engagierte Hebammen mit ihrem konsequenten „Ja“ zu ungeborenen Kindern ein Zeichen gesetzt. Jetzt wurden die fünf Frauen, die für ihre Haltung große Nachteile in Kauf genommen haben, mit dem Walter-Künneth-Preis ausgezeichnet.

Die Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern (KSBB) würdigte mit dem Walter-Künneth-Preis fünf Hebammen, die sich in herausragender Weise für den Schutz ungeborener Kinder einsetzen. Die aus Sachsen stammenden evangelischen Christinnen Andrea Käppler, Tamar Küchler, Aline Queck und Kirsten Zeil gaben ihre Stellung in einem Chemnitzer Krankenhaus auf, um nicht länger an Abtreibungen mitwirken zu müssen. „Viele haben uns für verrückt erklärt, eine unbefristete Stelle einfach so aufzugeben“, berichtete Tamar Küchler. Für die heute 35jährige alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern ging es um die materielle Existenz. Inzwischen hat sie sich als Hebamme mit einem eigenen „Geburtshaus“ selbständig gemacht. Die katholische Hebamme Maria Grundberger (München) spricht Frauen vor einer Abtreibungspraxis an, um sie auf die Folgen ihrer Entscheidung aufmerksam zu machen. Zusammen mit anderen Gehsteigberaterinnen hat sie im Laufe mehrerer Jahre über 480 Kinder und ihre Mütter vor der Abtreibung bewahrt. Auch im Internet berät sie Schwangere in Not.

Der Vorsitzende der theologisch konservativen Vereinigung in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Andreas Späth, würdigte den Mut und Glaubensgehorsam der Frauen, die um ihrer christlichen Überzeugung willen Nachteile und Anfeindungen in Kauf genommen hätten. Schreck-lich sei, daß die Abtreibungsindustrie − vielfach auf Kosten des Steuerzahlers − sehr gut verdiene.

Nach Ansicht des familienpolitischen Sprechers der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Johannes Singhammer (CSU), hängt die Zukunft eines Landes entscheidend davon ab, „wie man mit Menschen am Anfang und am Ende ihres Lebens umgeht“. Er zeigte sich hoffnungsfroh über die Aussichten eines verbesserten Schutzes vor Spätabtreibungen.

Der Europaabgenordnete Bernd Posselt lobte den Namensgeber des Preises, Walter Künneth, für seinen Mut, Widerstand gegen das totalitäre NS-Regime zu leisten. Im Vergleich damit sei es „eigentlich nicht mutig“, in einer Demokratie seine Meinung zu sagen. Doch lebe die Demokratie ganz entscheidend vom „Mut des Alltags“. Diesen hätten die Preisträgerinnen bewiesen.

Die EU sei weder durch ihre rund 80 Prozent nominell christlichen Bürger automatisch christlich, noch sei sie umgekehrt eine Art antichristliches System. Vielmehr sei sie nur eine weitere, vierte politische Ebene über der kommunalen, Landes- und Bundesebene. Und dort träfen wie auf allen Ebenen unterschiedliche Auffassungen aufeinander, appellierte Posselt zu christlichem und wertkonservativem Engagement im politischen Bereich.

Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), bezeichnete Abtreibungen als die „allerschlimmste Menschenrechtsverletzung“. In seiner Laudatio für die vier sächsischen Hebammen grüßte er die Anwesenden als „Trauergemeinde“, da es angesichts des Sieges der „Kultur des Todes über die Kultur des Lebens“ nichts zu feiern gäbe. Der vorsätzlich herbeigeführte Tod von − laut amtlicher Statistik − rund 115 000 ungeborenen Kindern im vergangenen Jahr in Deutschland sei aus christlicher und rechtsstaatlicher Sicht „unakzeptabel“. Steeb forderte die evangelischen Landeskirchen auf, in ihren Beratungsstellen für Schwangerschaftskonflikte keine Beratungsscheine mehr auszustellen. Organisationen, die solche Scheine ausstellten wie beispielsweise „Pro Familia“ mit ihrem irreführenden Namen, dienten geradezu verfassungsfeindlichen Zielen, wehnfache Familienvater Steeb dafür, daß Abtreibungen nicht mehr aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden, sondern von den Vätern.

Der katholische Weihbischof von Salzburg, Professor Andreas Laun, nannte in seiner Laudatio auf Maria Grundberger Abtreibungen einen „Holocaust der anderen Art“. Es gäbe weltweit eine „gespenstische Situation“ bezüglich des Lebensschutzes, die sich durch US-Präsident Barack Obama noch verschlechtert habe. Was Europa dringend brauche, seien Kinder. Wenn schon die Verantwortung vor Gott nicht helfe, müßte doch der bloße Eigennutz die Europäer vor der Tötung ihres Nachwuchses bewahren. Die Finanzierung der Beseitigung des eigenen Nachwuchses in Europa sei damit zu vergleichen, wenn Mercedes die Begrünung von Autobahnen finanzieren würde.  Abtreibung als Menschenrecht zu propagieren sei „pervers“, redete der Bischof Klartext. Der Protest dagegen werde wegen der „Antidiskriminierungsgesetze“ immer schwieriger.

Wie die sächsischen Hebammen ergreifend berichteten, löste ihre Weigerung, sich an Abtreibungen zu beteiligen, teilweise „wütende Ablehnung“ aus. Man habe ihnen eine „übertriebene Auslegung des Glaubens“ vorgeworfen. Selbst in Beratungsstellen würden die Abtreibung und ihre Folgen verharmlost. Maria Grundberger wurde nach eigenen Angaben zur Lebensschützerin, als sie während ihrer Ausbildung plötzlich ein totes, abgetriebenes Kind in den Händen halten mußte. Ihre Schockreaktion sei von einem Arzt mit den Worten kommentiert worden: „Daran gewöhnt man sich.“

Der Künneth-Preis, der zum sechsten Mal verliehen wurde, ist nach dem Erlanger Theologieprofessor Walter Künneth (1901−1997) benannt. Ausgehend vom Zentrum des christlichen Glaubens, der Auferstehung Jesu Christi, nahm Künneth wiederholt Stellung zu Fragen von Politik und Ethik. So geriet er mit beiden totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts in Konflikt. Die Nationalsozialisten belegten ihn mit reichsweitem Schreib- und Redeverbot. In der DDR waren seine Bücher unerwünscht und ihr Besitz konnte negative Konsequenzen haben. In den 1960er Jahren wurde Künneth zu einer der profiliertesten Vertreter der evangelischen Bekenntnisbewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Angriffe einer vermeintlich modernen Theologie auf die Autorität der Bibel und des christlichen Bekenntnisses abzuwehren.            idea/K.B.

Foto: Lebensretterinnen: Die Hebammen Aline Queck, Tamar Küchler, Maria Grundberger, Andrea Käppler und Kirsten Zeil (1. Reihe, 2. v. l. bis 2. v. r.). Rechts Hartmut Steeb


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren