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02.05.09 / Prag und Wien gegen Mafia / Tschechien: Polizei nimmt europaweit agierenden Gangsterboß fest

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-09 vom 02. Mai 2009

Prag und Wien gegen Mafia
Tschechien: Polizei nimmt europaweit agierenden Gangsterboß fest

Der Touristen-Magnet Prag zog immer auch lichtscheues Gesindel an, aber seit 2000 zeigen Ordnungshüter wachsame Präsenz und die diversen Verbrechergruppen, vor allem die aus der Ex-Sowjetunion, wurden vorsichtiger. Wie der Prager geheime „Sicherheits- und Informationsdienst“ (BIS) ermittelte, haben die Bosse der russischen, ukrainischen, kaukasischen und weitere in Tschechien aktive Banden im Spätherbst 2007 in Moskau einen „Vor v zakone“ – einen Gangsterboß – gewählt, der ihre Unternehmen koordinieren und ihre Streitigkeiten schlichten soll. Dazu wurde ein heute 41 Jahre alter Armenier erkoren, der seit 2004 legal in Tschechien lebt.

Seit dem 23. März 2009 sitzen der „Vor v zakone“ und seine engsten Mitarbeiter in Prager Gewahrsam, wohin sie die internationale Aktion „Wolfram“ gebracht hatte. Den entscheidenden Tipp auf den Armenier gab ein inhaftierter Tschetschene, der sich davon behördliches Wohlwollen für sein Asylgesuch erhofft. Den Rest besorgten im Schulterschluß mit österreichischen und slowenischen Kollegen tschechische Polizisten vom „Sonderdienst gegen organisiertes Verbrechen“ (UOOZ), Dessen Chef Robert Slachta und sein Wiener Pendant Gerhard Joszta informierten am 21. April die Öffentlichkeit: „Das ist ein gewichtiger Schlag gegen russische Mafiosi. Deren Treiben wird damit nicht aufhören, aber sie bekamen von uns eine eindeutige Warnung.“

Für die tschechische Polizei war die Aktion auch ein Stück eigener Ehrenrettung, denn gerade sie schien die 1990er Jahre über mit dem organisierten Verbrechen eng verbandelt zu sein: Polizeiliche Untersuchungsteams und die „Solomon-Gang“, die älteste Bande der lokalen Russen-Mafia, erschienen einander verdächtig nahe – hohe Prager Polizeioffiziere landeten wegen ähnlicher Verdachtsmomente vor Gericht oder begingen unerklärliche Selbstmorde. Hier gibt es noch viel aufzuklären, nachdem tschechische Polizei mit Gangstern nicht mehr kungelt, sondern durchgreift.

Es war auch höchste Zeit. Die Russen-Mafia beging Kapitalverbrechen in Serie, der armenische Gangsterboß hetzte Killer, primitive Totschläger aus kaukasischen oder afghanischen Kriegen, auf jeden Widerspenstigen. So am 27. November 2007 auf Ales Husak, Chef des Glücksspielkonzerns „Sazka“. „Sazka“ lobte eine Millionenprämie für Täterhinweise aus, die auch „ausgezahlt wurde“. An wen? Wofür? Griffen Tschechen zur Selbsthilfe?

Die Stimmung ist schlecht im Lande, Tschechen sehen sich von ausländischen Gangstern bedroht, Internetportale wie www.chceteje.cz rufen zur Gegenwehr auf. „Chcete je“ heißt „wollt ihr die“, gemeint sind die kriminellen Russen, Ukrainer, Chinesen, Kosovo-Albaner und andere. Prag kooperiert mit Wien, wo (wie die PAZ berichtete) ähnliche Zustände herrschen. Warum nicht gleich so? Verbrecherjagd über Grenzen hinweg wurde schon in früheren EU-Regionen geprobt.    Wolf Oschlies


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