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02.05.09 / Er durfte sogar Schlachten verlieren / Heinrich August de la Motte Fouqué genoß das besondere Vertrauen und Wohlwollen Friedrichs II.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-09 vom 02. Mai 2009

Er durfte sogar Schlachten verlieren
Heinrich August de la Motte Fouqué genoß das besondere Vertrauen und Wohlwollen Friedrichs II.

Heinrich August de la Motte Fouqué verband eine jahrzehntelange vertrauensvolle Beziehung mit Friedrich dem Großen. Dessen Anhänglichkeit ging soweit, daß sie sogar des Generals Niederlage in der Schlacht bei Landeshut überdauerte.

Es ist verbürgt: Fast immer wenn Friedrich der Große zwischen 1763 und 1774 in Richtung Magdeburg unterwegs war, machte er in der Stadt Brandenburg Station. Im Domstift auf der Havel-Insel besuchte er seinen alten Vertrauten Heinrich August de la Motte Fouqué. Friedrich II. war da längst nicht mehr der junge, dynamische Reformer, sondern eher der Alte Fritz, von allerlei körperlichen Gebrechen gequält. Und Motte Fouqué nicht mehr der verwegene General, sondern ein älterer Herr im Rollstuhl. Den König und den General im Ruhestand verband eine Art Freundschaft. Es sei mal dahingestellt, ob Freundschaft wirklich das treffende Wort ist, denn Friedrich tat sich außerordentlich schwer, selbst ihm sympathische Zeitgenossen auf gleicher Augenhöhe zu behandeln.

Seit früher Jugend kannte er Motte Fouqué, der als Page im Hause des Fürsten Anhalt-Dessau aufwuchs. Auch während der Inhaftierung des Kronprinzen auf der Festung Küstrin ließ der adlige Offizier den Kontakt nicht abreissen. Ob das mit Billigung des Soldatenkönigs geschah, der mit diesem Arrest auf die geplante Flucht Friedrichs nach England reagierte, ist unbekannt. So gehörte denn auch der junge Mann aus der alten Hugenotten-Familie während Fritzens Rheinsberger Jahre zu dem Kreis handverlesener Offiziere, Künstler und Wissenschaftler, in denen der damals noch junge Fritz mehr Berater und Gleichgesinnte als Untergebene sah. Mehr noch – Motte Fouqué zählte zu den Gründungsmitglieder eines Geheimordens, dem neben Friedrich auch die Prinzen Wilhelm August und Heinrich angehörten. Der in Den Haag geborene Baron wurde sogar zum Großmeister erhoben. Als Devise wählten die Jungadligen „Sans peur – sans reproche“ – „Ohne Furcht und Tadel“.

Motte Fouqués Geburtsjahr ist umstritten. Manchmal ist nämlich neben 1698 auch 1689 zu lesen. Sollte 1689 stimmen, würde in diesem Jahr der 320. Geburtstag des preußischen Generals liegen.

Im Laufe der Jahre war Motte Fouqué Stufe um Stufe die militärische Karriereleiter emporgestiegen. Lediglich unterbrochen von einer „dänischen Episode“. Er hatte sich nämlich mit seinem „Ziehvater“, dem Alten Dessauer, überworfen und trat deshalb in die Dienste des Königshofes von Kopenhagen. Als 1740 Friedrich II. den Berliner Thron bestieg, kehrte er jedoch sofort zurück und stellte sich seiner Majestät als Offizier zur Verfügung. An allen wichtigen Schlachten der Schlesischen Kriege hat er teilgenommen. Im Siebenjährigen Krieg kämpfte er für seinen König auch in Kunersdorf und vor Prag. Hochgeachtet, selbst wenn manche der Schlachten für Preußen verlorengingen.

Im Juni 1760 hatte ihm Friedrich eine besonders heikle Aufgabe gestellt. In der Nähe der niederschlesischen Stadt Landeshut sollte er die österreichischen Streitkräfte aufhalten, am besten gleich ganz vernichten. Den 8000 Preußen standen aber 32000 Soldaten in Diensten von Maria Theresia gegenüber. Wer über Landeshut verfügte, kontrollierte die Verbindung zwischen Preußen-Brandenburg und Böhmen-Sachsen. Für Friedrich, der ohnehin in dieser Zeit nicht sonderlich vom Kriegsglück verwöhnt wurde, eine lebenswichtige Nachschublinie. Auch in Landeshut blieb den Preußen der Erfolg versagt. 800 preußische Soldaten sind an jenem 23. Juni am Bober gefallen, fast 2500 wurden verwundet. Unter letzteren war auch Motte Fouqué, der Verletzungen an Kopf und Schulter davontrug.

Sein Reitknecht soll ihn mit dem Körper vor den Säbelhieben gegnerischer Reiter geschützt haben. Wollt ihr denn den kommandierenden General umbringen, soll der „brave Mann“ geschrien haben. Der österreichische Dragoner-Oberst Voit rettete Fouqué. Die vaterländisch-deutsche Geschichtsschreibung will wissen, daß der Oberst dem Verwundeten sein bestes Pferd angeboten habe. Der Preuße lehnte allerdings ab mit der Begründung, er würde das schöne Sattelzeug mit seinem Blut beschmieren. Darauf der Österreicher: „Dann wird es mit dem Blut eines Helden gefärbt.“ Und als ein einzelner gegnerischer Offizier den General beleidigte, soll sich das ganze Offizierskorps bei Fouqué entschuldigt haben. Der zuckte laut Überlieferung lediglich mit den Schultern: „Lassen Sie ihn sprechen, meine Herrn. Das geht so im Kriege. Heute mir, morgen dir!“ So höflich begegneten sich Anno dazumal die Offiziere gegnerischer Armeen – so wird es ihnen zumindest nachgesagt. Eine Anekdote, ganz im Sinne der Hof-Historiographen aus dem Hause Hohenzollern.

Den preußischen General brachte man als Kriegsgefangenen nach Wien. Standesgemäß lebte er dort im Schlößchen Trautmannsdorf des Feldmarschalls Batthyanyi. Über seine Auslieferung an Berlin wurde verhandelt. Man vereinbarte ein Lösegeld – zu zahlen in holländischen Gulden. Preußische Taler waren in ihrem Wert so sehr gesunken, daß sie von Wien als minderwertig abgelehnt wurden. Die Freilassung kam indes zu Kriegszeiten nicht mehr zustande. Der Gefangene habe seinen König Friedrich zu sehr gelobt und sich zu Ausfällen gegen die Donaumonarchie hinreißen lassen, wird es später heißen. So wurde Motte Fouqué auf die Festung Karlstadt in Kroatien gebracht und kam erst 1763 wieder frei – nach dem Frieden von Hubertusburg.

Trotz der Niederlage von Landeshut nahm ihn Friedrich der Große wohlwollend bei Hofe auf. Das ist ungewöhnlich, denn vom König ist bekannt, daß er mit Verlierern ausgesprochen ungnädig umging. Da machte die eigene Familie keine Ausnahme, wie das Beispiel seines Bruders August Wilhelm zeigt. General Motte Fouqué wurde dagegen zum Domprobst in Brandenburg an der Havel ernannt; seinen militärischen Rang behielt er. Am 3. Mai 1774 ist er gestorben.

Eine Gedenktafel im Hof des Doms erinnert an den Vertrauten des Königs. Wie wichtig ihm sein General war, zeigte Friedrich II. Jahre später. Der König übernahm die Patenschaft über den Enkel: Friedrich de la Motte Fouqué wird Anfang des 19. Jahrhunderts einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. K. Chemnitz

Foto: Feldherr und Vertrauter des Königs: Heinrich August de la Motte Fouqué


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