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09.05.09 / Die linke Front bröckelt / Gesine Schwan kann nicht auf alle Stimmen ihrer Genossen zählen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Die linke Front bröckelt
Gesine Schwan kann nicht auf alle Stimmen ihrer Genossen zählen

Gesine Schwan ist unsere Kandidatin. Sie hat unsere Stimmen, und zwar alle“, trotzte SPD-Chef Franz Müntefering den Skeptikern. Man wollte „durchwählen, bis sie gewonnen hat“, so Müntefering. Doch ausgerechnet Egon Bahr, der SPD-Altvordere, bisher nicht durch konservative Neigungen aufgefallen, hat seiner Partei bereits die Tour vermasselt. Es gehe, so der 87jährige Ex-Minister, am 23. Mai nicht um Parteipolitik, sondern „darum, wer ist die beste Persönlichkeit zur Repräsentation unseres Staates“, und das sei Horst Köhler.

Damit scheinen Schwans Hoffnungen, für den Fall der von ihr beschworenen Unruhen Zuflucht im Schloß Bellevue zu finden, begraben. Gleichzeitig mit Bahrs Appell an die Genossen, in der Bundesversammlung dem CDU-Kandidaten die Stimme zu geben, bekundeten die SPD-Bundestagsabgeordneten Gunter Weißgerber und Rainer Fornahl, Schwan nicht wählen zu wollen. Und auch beim grünen Wunschpartner der SPD bröckelt die Front. Laut „FAZ“ ist sicher, daß die baden-württembergische Abgeordnete Uschi Eid nicht auf Schwan schwört.

Auf der anderen Seite hingegen sind die Reihen geschlossen. Union, FDP und Freie Wähler sind sicher, daß es bei ihnen keine Abweichler gibt, Köhler also auf 614 Stimmen – eine über der absoluten Mehrheit – bekommen wird.

Bahrs Wahlaufruf zugunsten Köhlers wirkt pikant, wenn man auf dessen Karriere zurückblickt. Der Erfinder des „Wandels durch Annäherung“, als solcher bei Vertriebenen in schlechter Erinnerung, rückte nach der Bundestagswahl 1969 in Willy Brandts rot-gelbes Kabinett auf und tat sich als dessen „Architekt der Ostpolitik“ hervor. Diesem Machtwechsel war die Wahl Gustav Heinemanns zum ­ersten SPD-Bundespräsidenten vorangegangen. Eine ähnliche Signalwirkung könnte nun die Wiederwahl Köhlers haben – schließlich geht es, wie 1969, wieder einmal um die Ablösung einer Großen Koalition. H.-J. Mahlitz


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