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09.05.09 / Jury lehnt alle 500 Entwürfe ab / Geplantes Denkmal zur deutschen Einheit in Berlin: Wettbewerb vorerst gescheitert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Jury lehnt alle 500 Entwürfe ab
Geplantes Denkmal zur deutschen Einheit in Berlin: Wettbewerb vorerst gescheitert

Einen herben Rückschlag haben die Bemühungen zur Errichtung eines Einheits- und Freiheitsdenkmals in Berlin erlitten. Es wird nicht mehr bis zum 20. Jahrestag des Mauerfalls fertig. Schon in der Planungsphase ist das Projekt jetzt steckengeblieben. Grund: Es gab laut Jury keine geeigneten Entwürfe.

Das Aus kam plötzlich und unerwartet. Die 20 besten Entwürfe sollten in eine Endausscheidung gehen. Aber von den über 500 Einsendungen war den Kuratoren zufolge keine für das Finale gut genug. Der Trägerverein „Deutsche Gesellschaft e.V.“ hat versucht, den Reinfall zu verschleiern. Doch das hat den Schaden nur vergrößert.

Woran es genau gelegen hat, ist noch nicht durchgesickert. In der Jury sitzen insgesamt 32 Personen, darunter so illustre Zeitgenossen wie Christoph Stölzl (Historiker), Bärbel Bohley (DDR-Bürgerrechtlerin), Christian Führer (1989 Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche), Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) oder Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD). Dazu kommen Gäste, Sachverständige und Vorprüfer. Manch Kritiker vermutet nun, daß es womöglich an der Menge und Verschiedenheit der Entscheider gelegen habe, daß keine Einigkeit zu erzielen war.

Vor anderthalb Jahren hatte der Bundestag beschlossen, ein solches Denkmal zu errichten. Mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und FDP wurde die Bundesregierung aufgefordert, eine Konzeption zu entwickeln.

Die Vorgaben an die Künstler waren kompliziert: Sie sollten sich ein Denkmal ausdenken. das a) an die Revolution von 1848 erinnert, b) architektonisch zum Berliner Schloßplatz paßt und c) einen Bezug zu Leipzig, der Stadt der ersten Montagsdemonstrationen, herstellt, wo ein weiteres Denkmal geplant ist. Das alles war wohl zuviel des Guten.

Denn schon wenig später mußten die Verantwortlichen ihren Terminplan korrigieren. Bald schon hieß es nur noch: 2009 werde nur der Sieger des Wettbewerbs bekanntgegeben. Gebaut werde später.

Aber vielleicht war es nicht nur Zufall, daß der Termin geplatzt ist. Immerhin wurde 2007 auch eine Menge Kritik an dem Denkmal laut. Der Grünen-Abgeordnete Peter Hettlich aus Sachsen bemängelte seinerzeit das „Hauruckverfahren“, in dem das Denkmal angeblich beschlossen worden sei. Erstmal hätte es eine grundsätzliche Debatte geben sollen, in die nicht näher genannte „Verbände“ einzubeziehen seien. Ob eine „ausführliche Diskussion“ das Vorhaben beschleunigt hätte, wird in Berlin indes bezweifelt. Bezeichnenderweise war es gerade die Linke, die sich eine solche Debatte gewünscht hatte. Wie Beobachter vermuten, waren die SED-Nachfolger 2007 von der Hoffnung getrieben, sie könnten das Denkmal so zerreden und seinen Bau hinauszögern. Zunächst war diese Strategie erfolglos. Durch das Scheitern der Jury sind die Postsozialisten ihrem Ziel wieder einen Schritt nähergerückt.

Jetzt beginnt ein neues Verfahren. Am 3. Oktober 2010 ist der 20. Tag der deutschen Vereinigung. Bis dahin könnte es noch klappen.           Patrick O’Brian.

Die Entwürfe sind im Berliner Kronprinzenpalais zu sehen. Das Berliner Denkmal soll unweit davon auf der Schloßfreiheit errichtet werden, nahe dem inzwischen abgerissenen Palast der Republik.


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