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09.05.09 / Deutschlands volksnaher Reichsverweser / Vor 150 Jahren verstarb mit Erzherzog Johann von Österreich einer der beliebtesten Habsburger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Deutschlands volksnaher Reichsverweser
Vor 150 Jahren verstarb mit Erzherzog Johann von Österreich einer der beliebtesten Habsburger

Der vielleicht beliebteste Habsburger überhaupt kam am 20. Januar 1782 in Florenz zur Welt. Sein Vater Peter Leopold, dessen 13. Kind er war, regierte dort als Großherzog der Toskana. Nach dem Tode seines kinderlosen Bruders Joseph II. wurde Peter Leopold als dessen Nachfolger Kaiser und die Familie zog nach Wien um. 1800 kam Johann das erste Mal nach Tirol und war begeistert. Der Kaiser beauftragte den vielseitig Interessierten und Begabten mit der Landesverteidigung in der Provinz. Nach dem verlorenen Dritten Koalitionskrieg mußte Österreich zwar 1805 Tirol an Bayern abtreten, aber Johann blieb weiterhin im Kontakt mit den dortigen Habsburgtreuen. Nach dem Ausbruch des Fünften Koalitionskrieges unterstützte er den asymmetrischen Krieg der Tiroler Freiheitskämpfer um Andreas Hofer. Napoleon siegte, Tirol blieb verloren, und Österreich wurde – ähnlich wie Preußen nach dem verlorenen Vierten Koalitionskrieg – nolens volens Verbündeter seines Bezwingers Frankreich. Aus Rück­sicht auf den neuen Verbündeten verbot der Kaiser Johann das Betreten Tirols.

So wandte sich dieser der in mancher Hinsicht Tirol vergleichbaren Steiermark zu. Hier wirkte der Habsburger ungemein segensreich. Er bekleidete keine nennenswerten Ämter, aber er hatte Beziehungen und verfügte über finanzielle Mittel. Er schob ungemein viel an, brachte dem Land Fortschritt und wurde der Bevölkerung in der Steiermark mit seinen vielen Unternehmungen ein leuchtendes Vorbild. Er war ein rechter Volksfreund. So vermählte er sich denn auch mit einer Tochter des Volkes. 1829 heiratete er die Ausseer Postmeistertochter Anna Plochl.

Neben seiner Volkstümlichkeit und Volksverbundenheit war es seine über Österreich hinausgehende Liebe zum ganzen Deutschland, die ihn zum Hoffnungsträger und Aushängeschild der nationalliberalen Revolution von 1848 machte. Mit einer überzeugenden Mehrheit von 436 Stimmen bei 548 Anwesenden wählte ihn die Nationalversammlung am 29. Juni 1848 in der Frankfurter Paulskirche zum Reichsverweser und damit zum provisorischen Staatsoberhaupt. Mit großer Integrationskraft nahm der Reichsverweser sein Amt wahr, doch konnte auch er das Scheitern der Revolution nach der Ablehnung der Kaiserwürde durch Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nicht verhindern. Den Realitäten Rechnung tragend, trat er Ende 1849 zurück und zog sich in seine steiermärkische Heimat zurück, in deren Hauptstadt Graz er am 10. Mai 1859 verschied.     Manuel Ruoff


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