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09.05.09 / Curie: Nobelpreis im Doppelpack

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Curie: Nobelpreis im Doppelpack

Hinter einem starken Mann – so sagt ein gängiges Bonmot – steht immer eine starke Frau. Manchmal sogar eine noch stärkere. Wie bei dem Traumpaar der Wissenschaftsgeschichte, Marie und Pierre Curie. Der vor 150 Jahren, am 15. Mai 1859, geborene französische Physiker hätte seine Genialität wohl nicht annähernd so nobelpreiswürdig entfalten können, hätte ihm die acht Jahre jüngere gebürtige Polin nicht zur Seite gestanden, ihm in kritischen Phasen über Resignation und Depression hinweggeholfen und in entscheidenden Momenten eigene Genieblitze eingebracht.

Die Frucht solch außergewöhnlicher Harmonie im privaten wie beruflichen Umfeld: 1903 ein Nobelpreis (Physik) für beide, 1911 ein weiterer Nobelpreis (Chemie) für Madame. Das ist Weltrekord: Marie Curie ist die einzige Frau, der zweimal diese höchste Forscherehrung zuteil wurde, zudem von insgesamt vier Personen die einzige, die in zwei verschiedenen naturwissenschaftlichen Fächern „genobelt“ wurde.

Doch in gleichem Maße, wie sie den wissenschaftlichen Höhenflug ihres Mannes förderte, profitierte sie auch von dessen Forscherdrang – perfekte Synergie, würden neuzeitliche Wirtschaftstheoretiker es formulieren. Gemeinsam haben Pierre und Marie Curie Wissenschaftsgeschichte geschrieben, ja, die Welt verändert. Nicht nur das Wort „radioaktiv“ ist ihre Erfindung, das damit beschriebene physikalische Phänomen bestimmt das Leben moderner Industriegesellschaften – in einer Bandbreite von der medizinischen Anwendung über die Energiegewinnung und die militärische Nutzung bis hin zur Grundlagenforschung im mikrokosmischen wie im universal-kosmologischen Maßstab.

Pierre Curie beschäftigte sich schon als 20jähriger Student in seiner Heimatstadt Paris mit bahnbrechenden Forschungen zur Physik der Kristalle. Mit 26 Jahren wurde er Professor an die Ècole de physique et de chimie. Hier lernte er die Polin Marya Sklodowska kennen, die in ihrer Heimat nicht studieren durfte und daher nach Paris ausgewandert war. 1895, nach Studienabschluß in Mathematik, Physik und Chemie, heirateten der Professor und seine Lieblingsschülerin.

Auf der Suche nach einem Thema für Maries Doktorarbeit stießen sie auf die in der Fachwelt unbeachteten Arbeiten des Physikers Antoine Henri Becquerel, der zufällig die Strahlung des Urans entdeckt hatte. Gegen alle Widerstände experimentierten sie solange, bis ihnen die Interpretation dieser Erscheinung gelang; dafür erhielten sie, gemeinsam mit Becquerell, 1903 den Nobelpreis.

Pierre Curie kam 1906, vier Wochen vor seinem 47. Geburtstag, bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Marie Curie baute auf seinen Forschungen auf, übernahm als erste Frau seinen Lehrstuhl an der Sorbonne, führte das gemeinsame Lebenswerk fort.             Hans-J. Mahlitz


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