Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009
Vergessen und doch da „Hampelmann“ − verschreckt lauschte die in Litauen lebende Luise Quietsch damals ihren eigenem Wort als sie vor dem Schaufenster eines Spielwarengeschäftes stand. Hampelmann? „Ein Wort, das sie nicht mehr kannte, aus einer Sprache, die sie seit 35 Jahren vergessen hatte“, schreibt Karl-Markus Gauß in „Die versprengten Deutschen“. Der Österreicher hat in den letzten zehn Jahren osteuropäische Länder auf der Suche nach Einwohnern mit deutschen Wurzeln bereist. Dabei traf er auf so manch bewegende Geschichte, stieß aber auch auf Menschen, die Dinge als deutsche Tradition pflegen, die bei uns seit zwei Jahrhunderten keiner mehr kennt. Auch lernte er deutsche Vereine kennen, die Mitglieder anderer deutscher Vereine als Ansammlung von Hochstaplern betrachteten, da sie selbst echter deutsch seien als die anderen. So sind sich beispielsweise in Litauen der Verein der Rußlanddeutschen, der der Wolfskinder und der der seit Jahrhunderten auf litauischem Boden lebenden deutschen Volksgruppe nicht grün. Jeder von ihnen definiert Deutschsein anders. Nahe Odessa trifft er wiederum einen Ukrainer, der sich bei ihm entschuldigt, weil er in seiner Funktion als Bauingenieur vor gut 40 Jahren in einem Ort, den einst Deutsche aus dem Elsaß gegründet hatten, eine Kirche zu einer Turnhalle umgebaut hat. Gott habe ihn dafür aber schon bestraft, da er seine Tochter im Alter von 27 Jahren an Krebs hat sterben lassen, so der Mann. Andere hingegen haben kein Problem damit, daß sie die Spuren, die Deutsche über Jahrhunderte hinterlassen haben, verwischen. Bel Karl-Markus Gauß: „Die versprengten Deutschen − Unterwegs in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer“, dtv, München 2008, brosch., 234 Seiten, 9,90 Euro |
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