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16.05.09 / Zerrissenes Bürgertum / Die Parteitage von FDP und Grünen legen ein deutsches Grundsatzproblem offen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-09 vom 16. Mai 2009

Zerrissenes Bürgertum
Die Parteitage von FDP und Grünen legen ein deutsches Grundsatzproblem offen

Mit nur einer Woche Abstand haben Grüne und FDP ihre Bundesparteitage abgehalten. Die beiden Parteien bemühen sich um ganz ähnliche Wählergruppen. Ihr gespanntes Verhältnis besagt viel über die ungute Lage der gesellschaftlichen Mitte in Deutschland.

Überdurchschnittlich gut verdienend und gebildet, bevorzugt in den alten Bundesländern und in großen Städten lebend – so beschreiben Politologen die Wähler von FDP und Grünen. Weil die Überschneidung so groß ist, haben sich Grüne und Liberale schon oft „Sonderwahlkämpfe“ geliefert, wobei die FDP den ruhig-defensiven Part übernahm, während die Grünen Attacken in die blau-gelbe Mitte des Parteienspektrums hinein ritten.

Zur Überschneidung der Wählerschaft kommt in Zeiten der Großen Koalition eine weitere Gemeinsamkeit: Da die großen Parteien Union und SPD laufend Kompromisse schließen müssen, haben die (verbliebenen) Oppositionsparteien es an sich umso leichter, sich zu profilieren. Doch das gelang bisher nur der FDP, die einen Höhenflug bis an ihre Traummarke von 18 Prozent hingelegt hat.

Den Grünen fiel die Profilierung schwerer, denn sie sind trotz aller Anflüge urbaner Bürgerlichkeit ihrer Wähler immer noch eine zutiefst linke Partei und stehen als solche in doppelter Konkurrenz mit SPD und Linkspartei. Vor allem der Blick auf die Parteitage zeigt den kulturellen Graben, der Grüne und Liberale nach wie vor trennt.

Typisch für die FDP ist der Ruf nach einem Staat, der sich möglichst aus der Wirtschaft heraushält und wenig umverteilt, der aber prinzipiell und selbstverständlich bejaht wird. Die Grünen hingegen mißtrauen dem Staat nach wie vor in allen Punkten, die Staatlichkeit überhaupt ausmachen – von seinen Symbolen über die Geschichte bis hin zu den Institutionen, am meisten, wenn sie sich mit Fragen der Sicherheit befassen. Sogar das Staatsvolk selbst ist den Grünen suspekt, weswegen sie der Masseneinwanderung das Wort reden und den Bundestag lieber „der Bevölkerung“ als „dem deutschen Volke“ widmen würden. Erst seit relativ kurzer Zeit widersprechen grüne Politiker, wenn man ihrer Partei die Bürgerlichkeit abspricht, aber schier unüberwindlich ist die Aversion gegen Begriffe wie „Heimat“ und „Nation“. Und was den Staat angeht, so genießt er echte Sympathien der Grünen weiterhin nur dort, wo er Geld umverteilt oder ökologische Vorschriften erläßt.

Es verblüfft, daß so unterschiedliche Parteien, deren gegensätzliche Kulturen nun wieder im Kontrast der Parteitage zu besichtigen waren, überhaupt zu so großen Teilen um dieselben Wähler konkurrieren. Doch das ist nachweislich der Fall und sagt viel aus über die Befindlichkeit der gesellschaftlichen Mitte der Deutschen, die wegen ihrer übergroßen Distanz zu Staat und Nation politisch gesehen oft keine Mitte ist. Den Schaden davon hat das Land.      Konrad Badenheuer


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