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16.05.09 / Noch kein Dammbruch / Europäische Zentralbank weiterhin solider als US-Notenbank

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-09 vom 16. Mai 2009

Noch kein Dammbruch
Europäische Zentralbank weiterhin solider als US-Notenbank

Die Notenbank der USA (Fed) tut es massiv, ebenso die der Japaner, die der Schweizer und die der Briten. Jetzt weicht auch die Europäische Zentralbank (EZB) dem Druck und kauft Anleihen. Doch das, was vor allem in den USA einer Politik des Gelddruckens gleichkommt, wird im Euroraum derart zaghaft und mit vielen Einschränkungen getätigt, daß man schwer von einem Dammbruch im Verhalten der EZB sprechen kann. Es sei denn, sie weitet ihren bisher nur angekündigten Plan, für bis zu 60 Milliarden Euro sogenannte Covered Bonds, mit Hypotheken gedeckte Bankanleihen, aufzukaufen, auf der EZB-Ratssitzung am 4. Juli aus.

Zu diesen Bonds zählen auch die deutschen Pfandbriefe. Der europäische Markt an gedeckten Anleihen dürfte rund 1,5 Billionen Euro ausmachen. Davon sind 800 Milliarden Euro die klassischen deutschen, gut abgesicherten Pfandbriefe. Neben Deutschland verfügen noch Frankreich und Spanien über nennenswerte Covered-Bonds-Märkte.

Doch die vor allem durch Immobilienkredite gedeckten Anleihen haben heute gleich mehrere Probleme, Abnehmer zu finden. Jene Anleihen, hinter denen spanische, irische oder britische Immobilien stehen, haben an Wert verloren. Gleichzeitig leiden alle unter ihrer eher geringen Verzinsung. Zwar ist das allgemeine Zinsniveau derzeit niedrig, doch die Anleihen der derzeit nach Krediten dürstenden Staaten sind zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz geworden. Noch gelten die meisten Staaten als mindestens so sicher wie der inzwischen ebenfalls unter der Krise leidende Hypothekenmarkt, daher ist der Sicherheitsfaktor bei der Kaufentscheidung nicht maßgeblich. Und weil die meisten Staaten eine bessere Verzinsung bieten, haben die Covered Bonds ein Problem.

Hier will die EZB also ausgleichend wirken. In dem sie solche Anleihen kauft, steigt allgemein die Nachfrage, da die EZB eine Vorbildfunktion hat, auch wenn sie nur vier Prozent des Gesamtmarktes an gedeckten Anleihen nachfragt. Auf diese Weise stützt die EZB auch das Bau- und Hypothekengeschäft, da sie es den Banken ermöglicht, liquide zu bleiben. Früher konnten die Banken ihre Kreditrisiken in Form von „strukturierten“ Kreditpapieren an die Märkte weitergeben, doch genau an dieser Stelle begann die Weltwirtschaftskrise und demzufolge liegt die Nachfrage auf diesem Sektor nahe Null. Nur die englische Notenbank stützt diesen Bereich noch künstlich. Auch kauft sie wie ihr US-amerikanisches Pendant Staats- und Unternehmensanleihen.

Da die EZB Covered Bonds bisher auch als Sicherheit für vergebene Kredite angenommen hat, hat sie ihr Verhalten nicht massiv verändert. Da die Banken die zu den gedeckten Anleihen gehörigen Kredite in den Bilanzen behalten, haben sie jetzt auch keineswegs mehr Spielraum für eine weitere Kreditvergabe. Um mehr Liquidität geht es der EZB in diesem Fall nach eigener Darstellung auch gar nicht. Ihr Ziel ist es, Covered Bonds als Finanzierungsinstrument zu erhalten. Viel spannender ist es da schon, daß sie es den Banken ab sofort ermöglicht, sich statt bisher nur für sechs Monate jetzt zwölf Monate zum Leitzins über die EZB zu refinanzieren.   Rebecca Bellano


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