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16.05.09 / Schmuckvoller Patriziersitz / Vor 400 Jahren wurde das Steffensche Haus in Danzig errichtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-09 vom 16. Mai 2009

Schmuckvoller Patriziersitz
Vor 400 Jahren wurde das Steffensche Haus in Danzig errichtet

Der Danziger Bürgermeister und Kaufmann Ritter Hans Speymann von der Speye begann nach Plänen von Abraham von dem Block im Jahre 1609 mit dem Bau seines Hauses auf dem Langen Markt in der Nähe des Artushofes. Es sollte das schönste Haus mit überreicher goldverzierter Fassade im Stil der italienischen Hochrenaissance auf dem Platz werden. Vom Rostocker Bildhauer Hans Voigt stammen die goldenen Reliefs und Statuen an der Fassade. Speymann hat persönlich die Anregungen für den Figurenschmuck gegeben und wählte als Thema Beispiele aus der Vorstellungswelt römischer Bürgertugend und Vaterlandsliebe und ließ mit diesem Stoff die drei breiten, zwischen den vier Geschossen gelagerten Friese füllen. Die verlorengegangenen Figuren auf der Attika wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch Kleopatra, Ödipus, Achilles und Antigone ersetzt, überkrönt von Fortuna auf dem Dachfirst. Über der Tür befinden sich die Symbole für Glaube, Hoffnung und eine Statuette der Liebe.

Um 1900 wurde das Haus Langer Markt 41 nach den späteren langjährigen Besitzern Steffenssches Haus genannt. Zuletzt gehörte es der Stadt, die in ihm die Naturkundliche Abteilung des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte unterbrachte. Für die Polen ist es heute das Goldene Haus.

Erich Volmar, verdienstvoller letzter Landeskonservator von Danzig, schrieb im Januar 1946 – noch aus seiner Heimatstadt – über das Schicksal des Hauses: „Ein Hymnus auf den Waffenruhm erstarb in der Märzkatastrophe 1945. Durch den Feuersturm in die Tiefe gerissen, lag etwa zwei Drittel der Fassade in einzelnen Werkstücken auf und vor dem Beischlag. Jetzt sieht es hier wesentlich anders aus. Die durcheinandergeworfenen Teile wurden, einem Geduldspiel ähnlich, an ihren rechten Ort gebracht, gelegentlich wohl auch ergänzt, mit dem Ergebnis, daß die Ansicht des Steffenshauses auf dem Langen Markt aus dem wüsten Haufen wieder emporgefunden hat zu der Harmonie ihrer toskanischen, ionischen und korinthischen Ordnung.“ Volmar hat neben vielen anderen Kunstschätzen auch das Interieur des Rechtstädtischen Rathauses und den Neptunbrunnen gerettet.

Die polnischen Restauratoren haben nach dem Krieg Bewundernswertes geleistet. Im jetzigen Goldenen Haus befindet sich heute der Sitz des Meeresinstitutes. Es ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.          Dieter W. Leitner

Foto: Steffensches Haus (Mitte): Zustand des Gebäudes Anfang der dreißiger Jahre


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