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16.05.09 / Keine Angst vor offener Debatte in Rußland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-09 vom 16. Mai 2009

Keine Angst vor offener Debatte in Rußland

Es gibt Blätter, um derentwillen man eine Fremdsprache lernen sollte. Etwa Russisch, um eine seit 2002 in Moskau erscheinende Zweimonatszeitschrift lesen zu können. „Rossija w globalnoj politike“ (Rußland in der Globalpolitik, RGP) heißt sie, hinter ihr stehen führende Kreise der russischen Politik und Wirtschaft, zu ihrer Redaktion gehören Prominente aus aller Welt wie etwa der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl. Deutsche Autoren finden sich in fast jeder Ausgabe, in der aktuellen Wolfgang Schäuble mit seinen Gedanken zu Staat und Ökonomie, die er im Februar vor der „London School of Economics“ vortrug.

So etwas läßt sich die von Fedor Lukjanow kundig und flexibel geführte Moskauer Redaktion nicht entgehen. getreu ihrer Gründungskonzeption, gegen die Selbstisolierung Rußlands und dessen Abkoppelung von globalen Aktionen und Akteuren anzugehen. Die Zeitschrift versteht sich als „Instrument der intellektuellen Integration russischer und ausländischer Eliten aus Wirtschaft und Politik“.

Rußland hat Probleme mit sich und seiner Identität, mit den ex-sowjetischen Nachbarn, mit Nato und EU, mit dem Rest der Welt. Rußland wehrt sich gegen seine Degradierung von einer Weltmacht zur regionalen Mittelmacht, ist ökonomisch aber zu schwach und technologisch zu rückständig, um diese umzukehren. Es droht und zündelt auf dem Kaukasus und treibt diesen dem Westen in die Arme. Moskau hat das Baltikum völlig verloren, verspielt gerade Georgien und die Ukraine und hofft, seinen schwindenden Einfluß in Zentralasien zu bewahren.

Alle diese Befunde, Kritiken und Empfehlungen sind in „RGP“ nachzulesen, verfaßt von Politikern und Wissenschaftlern heimischer und fremder Provenienz. Vielfalt der Meinungen, gekoppelt mit Kompetenz von Autoren, ist Grundprinzip des Blattes. Jede Ausgabe steht unter einem Generalthema, das von einem Dutzend Autoren pluralistisch und strittig abgehandelt wird.     Wolf Oschlies


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