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23.05.09 / »Verdienste« um eine ethnisch saubere CSR / Vor 125 Jahren wurde der tschechoslowakische Präsident Benesch geboren – Treibende Kraft hinter Assimilation, Vertreibung und Mord

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-09 vom 23. Mai 2009

»Verdienste« um eine ethnisch saubere CSR
Vor 125 Jahren wurde der tschechoslowakische Präsident Benesch geboren – Treibende Kraft hinter Assimilation, Vertreibung und Mord

Wäre Adolf Hitler 1939 gestorben (hat Sebastian Hafner einmal phantasiert), die Deutschen hätten ihn als einen ihrer „Größten“ in Erinnerung behalten. Denn er habe deutsches Gebiet „arrondiert“, friedlich und im Einvernehmen mit europäischen Mächten.

Aus deutscher Sicht mag man die jüngere Geschichte so sehen, aus tschechischer nicht. Was Hafner Hitler als Verdienst anrechnet, war in tschechischen Augen ein Unglück, das 1938/39 im Untergang des tschechoslowakischen Staates kulminiert sei, einem „friedlichen“ Untergang, weil Prag von Paris und London verraten worden sei. In der Gestalt des Präsidenten Edvard Benesch habe sich das damalige Unglück personifiziert – so sehr, daß Beneschs Politik gegenüber Deutschen Revanchepolitik, eine Kopie von Hitlers Politik gegenüber Juden und Slawen gewesen sei. So lautet ein tschechischer Vorwurf, der 1945 erstmalig erhoben wurde und seither nicht verstummt. Benesch ist seit 61 Jahren tot, aber die antike Mahnung „de mortuis nihil nisi bene“ (über Tote nur Gutes) zu reden, erfüllt sich an ihm immer weniger.

Edvard (Eduard) Benesch wurde am 28. Mai 1884 im südböhmischen Kozlany als zehntes Kind einer Bauernfamilie geboren. Er war von hoher Intelligenz, studierte in Prag, Paris und Berlin und engagierte sich ab 1914 für die politische Emanzipation seiner Heimat von Österreich-Ungarn. Dieses Ziel war mit der Staatsgründung der Tschechoslowakischen Republik (CSR) am 28. Oktober 1918 erreicht und wurde elf Monate später im Friedensvertrag von Saint-Germain bestätigt. Benesch hatte als erster Prager Außenminister fast alle Territorialforderungen von Tschechen und Slowaken durchgesetzt, was zuungunsten von Deutschen ging und ihn auch wegen der alsbald beginnenden Drangsalierung der Sudetendeutschen früh zum Haßobjekt deutscher Nationalisten machte.

Beneschs Außenpolitik verfolgte, jedenfalls in seinem eigenen Verständnis, drei Ziele: Eine europäische Friedensregelung im Rahmen des Völkerbundes, die enge Anlehnung an Frankreich sowie eine „Kleine Entente“ mit Jugoslawien und Rumänien zur Absicherung gegen den befürchteten „Revisionismus“ Ungarns.

Innenpolitisch beging auch Benesch den Kardinalfehler der Prager Politik, die über drei Millionen Deutschen als „Minderheit“ statt als drittes Staatsvolk zu behandeln. Aggressive Kolonisatoren und heimtückische Unterwanderer waren sie für ihn, der ab dem 18. Dezember 1935 Staatspräsident der Tschechoslowakei war. Trotz zahlreicher tschechischer und anderer Warnungen hielt er an dieser unsinnigen Sicht fest, die letztlich nur deutschen Radikalen nützte. Benesch fühlte sich sicher, geschützt durch die Verteidigungsbündnisse mit Frankreich (1924) und Sowjetrußland (1935), und fähig, Hitlers kriegsbereite Außenpolitik international zu isolieren.

Das Gegenteil trat ein. Westliche Appeasement-Politik überantwortete dem Deutschen Reich 1938 das Sudetenland. Tief verzweifelt dankte Benesch ab und floh Ende Oktober 1938 in die USA. Mit Kriegsausbruch ging er 1939 nach England, um als Chef einer von den Alliierten nur zögernd anerkannten Exilregierung in der Anti-Hitler-Koalition mitzuarbeiten. Dabei hatte er bald Erfolg: Nach dem von ihm mitorganisierten Attentat auf Reinhard Heydrich ließ die deutsche Reaktion im Protektorat Böhmen und Mähren Frankreich und England vom Münchner Abkommen abrücken – schon wenig später bekam er nach und nach die Zustimmung der Alliierten zur Vertreibung der Deutschen. Der Preis war die enge Anlehnung der Nachkriegs-CSR an die Sowjetunion, die er im Dezember 1943 mit Josef Stalin bei einem mehrtägigen Mos­kau-Besuch besiegelte. Benesch war sicher, daß das tschechoslowakische Beispiel eine Lehre für Europa sein werde: „Im gegenwärtigen Krieg wurden deutsche Minderheiten zur Hauptgefahr, nämlich zum passiven oder aktiven Instrument des deutschen Imperialismus. Kein mitteleuropäisches Land wird unser Risiko mit ihnen wiederholen wollen.“

Ab 1944 fühlte sich Benesch als Champion aller Klassen, der daheim Hitler zu Paaren trieb, im Westen die Alliierten hinter sich aufreihte und mit Stalin Weltpolitik auf Augenhöhe betrieb. Tatsächlich war er ein Schwanz, der mit dem Hund wedeln wollte, was Stalin ihn laufend spüren ließ: Nur über Moskau durfte er am 16. Mai 1945 nach Prag zurückreisen. Der nominell wieder eingesetzte Präsident stand real einer „Halbdemokratie“ vor, in der Kommunisten das letzte Wort hatten. Als Prag im Sommer 1947 am Marshall-Plan teilnehmen wollte, verbot ihm Stalin das. Beneschs Billigung und Förderung der Vertreibungsgreuel an Deutschen hatte ihn viele Sympathien im Westen gekostet, und als im Februar 1948 die Kommunisten putschartig die alleinige Macht übernahmen, ließ Benesch es einfach geschehen. Am 7. Juni 1948 dankte er ab, am 3. September starb er – im Wissen darum, gescheitert zu sein. Zwei Wochen vor seinem Tod gestand er der US-Autorin Amelie Posse-Brazdova: „Alle Kommunisten sind Lügner, und mein größter Fehler war, daß ich bis zuletzt nicht glauben wollte, daß Stalin mich kaltblütig und zynisch belogen hat, schon 1935 und auch später, daß alle seine Versicherungen mir gegenüber gezielter Betrug waren.“

Wer erinnert sich noch an Benesch und wie? Anfang 2004 brachten kommunistische und andere linke Abgeordnete ein Gesetz ein, das aus einem einzigen Satz bestand: „Edvard Benesch hat sich um den Staat verdient gemacht.“ Der Senat verwarf das Gesetz, Präsident Václav Klaus unterzeichnete es nicht, niemand weiß so recht, ob es gilt oder nicht. Seine zahlreichen Kritiker empfanden es als Übertreibung oder gar als antideutschen Affront, da ein solcher Gesetzestext die von Benesch zu verantwortenden Vertreibungen Deutscher legitimiere.

Der eher kleinwüchsige Asket Benesch hätte unter besseren Umständen womöglich das Zeug zum Staatsmann gehabt, wurde aber zum eifernden Haßprediger gegen Deutsche und auch Ungarn, weithin wie ein Pendant des Tschechenhassers Hitler. Beider „Erbe“ wirkt nach – zum Schaden einer Nachbarschaft, die politisch längst zur Partnerschaft geworden ist. Wolf Oschlies


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