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30.05.09 / Landnahme statt Integration? / Chef der Türkischen Gemeinde: Türken sollen sich nicht einfügen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-09 vom 30. Mai 2009

Landnahme statt Integration?
Chef der Türkischen Gemeinde: Türken sollen sich nicht einfügen

Während die Bundesregierung einen Integrationsgipfel nach dem anderen durchführt, redet Kenan Kolat, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Fraktur: Er will das Wort „Integration“ aus dem Wortschatz streichen, weil das Vorhaben gescheitert sei. Stattdessen fordert er Teilhabe für die wachsende türkische Gemeinschaft in Deutschland.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, der Berliner Kenan Kolat, hat dazu aufgerufen, das Wort „Integration“ aus dem Sprachgebrauch zu streichen. Das Wort sei „nicht definiert“, zitiert ihn die türkische Tageszeitung „Sabah“ vieldeutig.

In der Tat ist in den letzten Jahren viel von Integration ausländischer Mitbürger die Rede gewesen, so daß sich ein Blick ins Lexikon lohnt: „Der Begriff Integration ist vom lateinischen integratio abgeleitet und bedeutet in der Soziologie die Ausbildung einer Wertgemeinsamkeit mit einem Einbezug von Gruppierungen, die zunächst oder neuerdings andere Werthaltungen vertreten, oder einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit einem Einbezug von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen von dieser ausgeschlossen waren.“

Stattdessen forderte Kolat nun die „Partizipierung“ (Teilhabe) seiner Landsleute an den Vorteilen und Leistungen dieses Landes. Auch hier ist ein Blick ins Lexikon hilfreich: „In der Soziologie bedeutet Partizipation die Einbindung von Individuen und Organisationen in Entscheidungs- und Willenbildungsprozessen.“

Kolats „Nein“ zur Integration geht allerdings an den Kern des Selbstverständnisses der deutschen Mehrheitsbevölkerung und berührt die Grundlagen des künftigen Zusammenlebens in Deutschland: Was Kolat ablehnt, ist die Heranführung von Zuwanderern an die hiesige Kultur, an die Werteordnung. Stattdessen fordert er Teilhabe an der politischen Macht und den wirtschaftlichen Ressourcen in diesem Lande für die Türken, ohne daß sie sich in die deutsche Gesellschaft einfügen.

Alle Erfahrungen mit sogenannten „Parallelgesellschaften“ belegen indes, daß Zuwanderer ohne Integration kaum Chancen auf ein Weiterkommen haben. Vor einigen Monaten hatte eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung aufgedeckt, daß es um die Integration von zugewanderten Türken besonders schlecht bestellt ist im Vergleich zu anderen Immigrantengruppen. Selbst für die zweite Zuwanderergeneration verbesserten sich die Werte nur geringfügig, wie die Studie zeigt. Die Gruppe der deutschen und deutschstämmigen Aussiedler schneidet dagegen bundesweit gut ab: Nur drei Prozent sind ohne Schulabschluß, 28 Prozent haben die Hochschulreife.

Auch haben Menschen mit türkischem Migrationshintergrund laut der Untersuchung den geringsten Erfolg aller Migranten im Erwerbsleben: Sie seien häufiger erwerbslos und häufiger abhängig von Sozialleistungen als andere Zuwanderergruppen. Auch auf diesem Feld verbessern sich die Werte in der zweiten Generation nur geringfügig. Hauptursache für das negative Abschneiden der Gruppe von 2,8 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln ist eine geringe oder fehlende Ausbildung, wie das Institut erklärt: 30 Prozent von ihnen haben keinen Schulabschluß, nur 14 Prozent haben Abitur - nicht einmal halb so viele wie in der deutschen Bevölkerung, weniger auch als bei den anderen Zuwanderergruppen.

Bei seinem letzten Deutschlandbesuch hatte der Ministerpräsident der Türkei Recep Erdogan seine Landsleute dazu aufgerufen, sich nicht „assimilieren“ zu lassen, er nannte die Assimilation gar „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Kenan Kolats Interview bestätigt diese Linie, die auf die Schaffung einer türkischen nationalen Minderheit in Deutschland hinausläuft: „Das Wort Integration findet bei den Migranten selbst keine Akzeptanz mehr. Denn es ist mittlerweise erwiesen, daß die Integrationspolitik Deutschlands zu nichts führt.“

In dieser drastischen Formulierung ist die Absage an die Eingliederung freilich eine Kampfansage an die Regierung Merkel, die die Integration zu einem der Hauptprojekte der deutschen Innenpolitik gemacht hat und ausdrücklich erklärt, daß dabei auch die deutsche Mehrheitsgesellschaft auf die Zuwanderer zugehen muß.
Auch türkischstämmige Kritiker(innen) wie die Berlinerin Necla Kelek weisen Kolats Vorstellungen zurück. Sie behaupten, daß es Türken-Lobbyisten wie ihm von Beginn an nie um Integration gegangen sei. Ihnen sei es wichtig, die Türken als isolierte Gruppe zu erhalten, weil davon ihre eigene Bedeutung als „Interessenvertreter“ abhänge. Integrierte Türkischstämmige bräuchten keine solchen vermeintlichen Fürsprecher mehr.

Ein Blick in türkische Medien legt noch eine ganz andere, erschreckende Deutung der Einlassungen Erdogans und nun auch Kolats nahe. Dort ist nicht selten die Rede von dekadenten europäischen Völkern, die wegen der zunehmenden Zerstörung der Familie mangels Nachwuchs keine Zukunft mehr hätten. Vitalere Völker, nicht zuletzt eben die Türken, sollten die sich auftuende Lücke füllen.

Niemand kann sagen, ob Kolat solche Gedanken selbst hegt. Seine Absage an eine Integration der Türken paßt jedoch bestens dazu.            Hans Lody

Foto: Während Bund, Länder und Gemeinden seit Jahren Millionen in Integrationsprojekte stecken, verfolgt Kenan Kolat, Chef der „Türkischen Gemeinde“ in Deutschland, ganz andere Ziele: Er fordert Teilhabe für eine ausdrücklich nicht integrierte türkische Gemeinschaft, denn: „Es ist mittlerweile erwiesen, daß die Integrationspolitik Deutschlands zu nichts führt.“


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