© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-09 vom 30. Mai 2009

Jesus Superstar
von Silke Osmann

Die Reisetaschen und Rucksäcke sind längst ausgepackt, der Alltag hat die Besucher des Kirchentages wieder eingeholt. Was mag geblieben sein, was nachhaltig wirken? Urteilt man nach den Medienberichten, dann war es für die jugendlichen Besucher – etwa 40 Prozent waren jünger als 18 Jahre – in erster Linie ein „Riesenevent“, ein Ereignis der Superlative. Eine Tageszeitung sprach gar vom „Woodstock an der Weser“. Der (kleine) Unterschied: Jesus Superstar statt Jimi Hendrix.
Das Erlebnis der Masse zieht junge Menschen zu Hunderttausenden zu christlichen Großereignissen wie dem Evangelischen Kirchentag oder dem katholischen Weltjugendtag. Der Papst wird bejubelt wie ein Popstar. Zu christlichen Liedern, vorgetragen von Rockbands, wird getanzt.

Klar, Gespräche über den Glauben, über Gott und die Welt werden auch geführt. Ob die Jugendlichen allerdings Antworten auf ihre Fragen gefunden haben, bleibt dahingestellt. Was ist geblieben vom Kirchentag? Wieviel Kirche ist geblieben, wieviel Glaube? „Ganz ehrlich“, so ein Teilnehmer aus der Schweiz, „der Glaube steht hier für mich nicht so im Vordergrund.“ Beat statt Beten, Spaß statt Bibel. Doch es gibt noch Hoffnung: „Das Beste ist die Gemeinschaft, die man überall spürt“, meinte eine junge Frau. Und das ist gut so. Kirche lebt schließlich von der Gemeinschaft.