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30.05.09 / Unbeugsame Stimme der Ostdeutschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-09 vom 30. Mai 2009

Unbeugsame Stimme der Ostdeutschen

Weit über West- und Ostpreußens Grenzen hinaus ist Carl Lange, geboren am 27. Januar 1885 in Schöneberg, durch seine „Ostdeutschen Monatshefte“ bekannt geworden, die er ab 1919 in Danzig herausgab. In dieser Zeitschrift fanden die damals schöpferischsten Schriftsteller und Künstler ihr Forum. Viele Sonderhefte mit zahlreichen Abbildungen sind heute wertvolle Zeugnisse für diese Geisteskultur. Lange betrieb seine Kulturpolitik verantwortungsvoll und in strenger Sachlichkeit. Vorurteile oder gar Feindseligkeiten waren ihm auch in einer Zeit fremd, da der Völkerhaß immer mehr um sich griff. Über 20 Jahre konnten sich die Hefte behaupten, bis liberale Zeitungen „wegen Papiermangels“ abgewürgt oder verboten wurden. 1955 konnten die Monatshefte wieder erscheinen.

Lange veröffentlichte Essays und etliche Gedichtbände, so seine Lyriksammlungen „Ruf aus der Stille“ (1933) und „Herz sei ruhig“ (1949). In seinem lyrischen Werk konnte er seine schöpferische Persönlichkeit ausleben, die sich von seiner journalistischen Produktion abhob. „Ihrer lyrischen Musikalität wegen“ wurden viele seiner Verse vertont, sogar Kaiserenkel Louis Ferdinand von Preußen war unter den Komponisten. Auch je zwei Bücher über August von Mackensen sowie den Kronprinzen hat Lange in den 30er Jahren geschrieben.

In den Märztagen 1945 war Carl Lange als reaktivierter Oberstleutnant im Danziger Generalkommando tätig. Er hielt dort bis zum letzten Augenblick aus. Ein russischer Offizier kannte sein Werk und bewahrte sein Haus vor Verwüstungen und Plünderungen.

Eine schwere Zeit begann für Lange erst 1950, als er in der neugegründeten DDR unter fadenscheinigen Gründen verhaftet und für längere Zeit eingesperrt wurde. Sein Königsberger Freund aus alten Tagen, der Schriftsteller Fritz Kudnig (1888–1979), berichtet, daß Lange „seine Gedanken damals mit einem Nagel an die gekalkten Wände seiner Gefängniszelle schrieb“, Nach seiner Entlassung entstand daraus die Sammlung „Gedanken und Gedichte aus dem Kerker“. Einige glückliche Jahre in Bremen waren Lange noch vergönnt. Er starb dort am 30. Mai 1959 im 75. Lebensjahr.

Lange muß um seinen Tod gewußt haben, denn er hat seinen eigenen Nekrolog in Verse gefaßt, die an seinem Grab verlesen werden sollten:
Ich rufe euch aus meiner Stille den Dank für eure Liebe zu:

Nicht trauern!
Hier spricht Gottes Wille,
die Seele fand ersehnte Ruh.

Dieter W. Leitner


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