19.04.2024

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30.05.09 / Widerstand oder Landesverrat?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-09 vom 30. Mai 2009

Widerstand oder Landesverrat?

Die „Rote Kapelle“ war bis zu ihrem Ende die wohl effektivste Spionageorganisation des Zweiten Weltkrieges. Der sowjetische NKWD hatte frühzeitig in Deutschland und im übrigen Westeuropa Zuträger zumeist kommunistischer Überzeugung angeworben. Ein in Berlin ansässiger Funker der „Roten Kapelle“ war Hans Coppi, dessen Ehefrau Hilde Coppi vor 100 Jahren, am 31. Mai 1909, in Berlin geboren wurde. Beide waren kleine Rädchen im großen Getriebe der Geheimdienste.

Am 26. Juni 1941, vier Tage nach dem Beginn der Feindseligkeiten zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee, begann der erste Sender der „Roten Kapelle“ die Nachrichten an „Direktor“ (Zentrale in Moskau) zu funken. Im Juli 1942 waren es sage und schreibe 325 Sender. Die vom früheren Führer des kommunistischen Studentenbundes und nunmehrigen Oberleutnant der Luftwaffe Harro Schulze-Boysen geleitete Berliner Sektion der Roten Kapelle hatte weitverzweigte Informationsquellen. Als am 28. März 1942 im „Führerhauptquartier“ die Ziele der deutschen Sommeroffensive erörtert wurden, funkte die „Rote Kapelle“ die Ergebnisse der Konferenz drei Tage später an „Direktor“.

Ausgangspunkt für ihre Enttarnung waren die Funkstellen in Brüssel und Paris, wo Leopold Trepper die Organisation führte. Im Juli 1942 dechiffrierte die Gestapo ein Telegramm aus Moskau nach Brüssel, in dem Namen und Adresse des ebenfalls der „Roten Kapelle“ angehörenden Offiziers im Reichsluftfahrtministerium Harro Schulze-Boysen standen. In der Folge wurden neben dem Luftwaffenoberleutnant fast alle Zuträger verhaftet und die meisten nach Gerichtsurteilen hingerichtet. Das war zu Kriegszeiten in keinem Land der Welt anders. Hilde Coppis Hinrichtung wurde aufgeschoben und erfolgte erst am 5. August 1943. Der Grund war Rücksichtnahme auf ihren neugeborenen Sohn. Er ist es auch, der heute die Darstellung seiner Mutter als „Widerstandskämpferin“ kultiviert. Ihre Verurteilung im Januar 1943 wurde aber nicht einmal im Zuge der großen pauschalen „Rehabilitation“ von während der NS-Zeit Verurteilten durch die rot-grüne Bundesregierung aufgehoben. Landesverrat kann eben kein Vorbild für einen demokratischen Staat sein, eine Rehabilitierung Coppis, die in der DDR gefeiert wurde, wäre auch ein Schlag ins Gesicht der Männer und Frauen des 20. Juli.

Als sowjetisches Spionagenetz wurde die „Rote Kapelle“ in der DDR glorifiziert. Das SED-Regime widmete ihr Briefmarken, ließ Fernsehfilme über sie drehen und benannte Straßen und Schulen nach ihr. Das betraf auch das Ehepaar Coppi. Es gibt in Ost-Berlin immer noch eine Hans-und-Hilde-Coppi-Oberschule und eine Coppistraße. Allerdings beschränken sich diese Erscheinungen weitgehend auf die ehemalige DDR samt Ost-Berlin.            Bruno Schmitt


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