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06.06.09 / Säbelrasseln in Korea / Nordkoreas »Geliebter Führer« reizt die Welt bis an die Grenze des Tolerierbaren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-09 vom 06. Juni 2009

Säbelrasseln in Korea
Nordkoreas »Geliebter Führer« reizt die Welt bis an die Grenze des Tolerierbaren

Das Regime in Nordkorea hat seinem zweiten Atomtest weitere Drohungen folgen lassen. Experten rechnen vorerst nicht mit einer militärischen Auseinandersetzung mit Südkorea, weil Nordkorea dabei nur verlieren könnte. Die Folgen für die Stabilität der Region sind dennoch gravierend.

Der kommunistische Diktator Nordkoreas Kim Jong-il reizt die Welt und versetzt die Nachbarstaaten in Aufregung. Nach dem zweiten Atombombentest drohte die Regierung in Pjöngjang offen mit einem Militärschlag. Die Regierung in Seoul wiederum teilte unlängst mit, das Land werde dem von den USA geführten Programm zur Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen beitreten. Pjöngjang hatte bereits früher erklärt, dies als „Kriegserklärung“ zu betrachten. Jeder „feindliche Akt gegen unsere Republik“ werde einen „starken Militärschlag“ nach sich ziehen, hieß es aus Pjöngjang. Nordkorea könne nicht mehr für die Sicherheit der Schiffahrt vor seiner Westküste garantieren. Die amerikanische Initiative, in der Südkorea bisher nur Beobachter war, erlaubt unter anderem die Durchsuchung verdächtiger Schiffe.

Auch wenn Nordkorea sich mit dieser Quasi-Kriegserklärung nicht mehr länger an den nach dem Korea-Krieg vereinbarten Waffenstillstand von 1953 gebunden fühlt, sind kriegerische Auseinandersetzungen, zumal mit atomaren Waffen, derzeit wohl kaum zu befürchten.

Potentielle Verbündete Nordkoreas wie Rußland oder China rück-ten in Erklärungen von dem Regime ab und forderten entschlossene UN-Erklärungen und gegebenenfalls Sanktionen. Rußland, das derzeit den Vorsitz im Sicherheitsrat führt, will zudem seine militärische Aufklärung an der nordkoreanischen Grenze verstärken. Auch für den US-Präsidenten, der jüngst in Prag die Vision einer atomwaffenfreien Welt verkündet hatte, ist die Entwicklung eine starke Herausforderung.

Eine militärische Auseinander-setzung mit Südkorea und damit mit den USA, heißt es aus militärischen Kreisen, gliche aber einem Selbstmordkommando für das nordkoreanische Militär und ist daher wenig wahrscheinlich. Die Raketentests und Atombombenversuche alarmieren dennoch die Nachbarstaaten wie etwa Japan, das nun eigene Atomwaffen anstreben könnte.

Wer nach Gründen für das Säbelrasseln sucht, wird in der Innenpolitik Nordkoreas fündig, offenbar will das Regime von inneren Probleme ablenken. Schon lange halten sich Gerüchte, daß der Diktator nach einem Schlaganfall nicht mehr voll handlungsfähig sei. Der 67jährige „Geliebte Führer“, der die Macht von seinem Vater, dem „Ewigen Präsidenten“ Kim Il-sung nach dessen Tod 1994 übernommen hatte, will offenbar die Macht dem jüngsten seiner drei Söhne, dem 25jährigen Kim Jong-un übergeben. Das stößt in der kommunistischen Erb-Diktatur offenbar auf Widerstände, die der Diktator durch außenpolitische Drohmanöver zu kontern versucht.

Die Entwicklung der beiden koreanischen Staaten, die – ähnlich wie Deutschland – nach einem Krieg die Teilung erlebten, könnte gegensätzlicher kaum sein. Während der Süden ein wohlhabendes Land geworden ist, blieb der Norden bettelarm. Bedeutenden Anteil am Aufstieg Südkoreas hat die Christianisierung des Landes. Seit 1960 erlebt das Christentum, das lange Zeit hart unterdrückt wurde, einen beispiellosen Aufstieg. Heute sind rund 26 Prozent der Bevölkerung Christen, die fast alle aktiv am Leben der Kirchen teilnehmen. Am Sonntag sind in Seoul die Kirchen so voll wie bei uns am Heiligabend.

Südkoreaner, befragt wegen einer Wiedervereinigung, reagieren in der Regel skeptisch auf die Perspektive, das nordkoreanische Armenhaus übernehmen zu sollen. Die Wiedervereinigung nach deutschem Vorbild gilt vielen als Negativbeispiel. Werden die Probleme Nordkoreas jedoch nicht bald gelöst, ist das Land auf dem besten Weg, ein sicherheitspolitisches Problem der ganzen Welt zu werden. Weniger die USA, sondern vor allem China ist heute als ehrlicher Makler gefragt. Sonst rückt ein präventiver Militärschlag immer näher ins Blickfeld. H. E. Bues

Foto: Den Feind provozieren: Ein nordkoreanischer Soldat fotografiert einen südkoreanischen Grenzsoldaten.

 

Zeitzeugen

Kim Jong-il – Der „Geliebte Führer“ ist ein Mysterium. Einige zweifeln daran, daß er noch lebt. Vom Westen wird er wegen seiner Plateau-Schuhe, der immer gleichen Sonnenbrille oder der toupierten Fönwelle gern belächelt. Im eigenen Land agiert er jedoch als rücksichtsloser Diktator und ist gefürchtet. Sein Volk leidet. Zwischen 1996 und 1999 sollen eine Million Nordkoreaner verhungert sein.

 

Kim Jong-un – Vom 25jährigen Sohn des nordkoreanischen Diktators ist nicht viel bekannt. Nach Berichten des südkoreanischen Geheimdienstes wurde er im Januar 2009 von seinem Vater als Nachfolger im Amt des Generalsekretärs der kommunistischen Partei der Arbeit Koreas benannt. Seine Schulbildung erhielt Jong-un in einer Schweizer Schule, die er 1998 als 14jähriger ohne Abschluß verließ. Der ehemalige Schuldirektor berichtet, daß Jong-un gut Englisch (die Unterrichtssprache) spreche. Nach Aussagen eines früheren Mitschülers begeisterte er sich vor allen Dingen für Basketball und Filme mit Jean Claude van Damme.

 

Wen Jiabao – Der chinesische Regierungschef zügelt die Medien in seinem Land nicht mehr, wenn sie Nordkoreas Verhalten harsch kritisieren. Offenbar wird Pjöngjang auch für die großen Nachbarn im Norden zur „strategischen Belastung“. Auf Schutz kann Kim Jong-il von dieser Seite nicht hoffen.

 

Barack Obama – Als blamierter Visionär muß sich Obama spätestens nach dem nordkoreanischen Atombombenversuch fühlen. Schon nach seiner Rede über eine „atomwaffenfreie Welt“ Anfang April in Prag, die Nordkorea mit einem Test einer Langstreckenraktete begleitete, zerschellte seine Vision an den Realitäten dieser Welt. Diktatoren und Terroristen halten sich nicht an Sonntagsreden. Jetzt fordert Obama eine Bestrafung und Sanktionen gegen das nordkoreanische Regime.

 

Machmud Ahmadinedschad – Der iranische Präsident fühlt sich ebenfalls von Visionen getrieben. Nach einer Hetzrede gegen Israel  vor der Uno im Jahr 2005 bekannte er, daß er sich von einem Licht umgeben gesehen habe, berichtete die „FAZ“. Angesichts des nordkoreanischen Nuklearprogramms reibt er sich jetzt die Hände, denn nun kann er seines umso leichter voranbringen.


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