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06.06.09 / Die gepanzerte Angst / Mitten in der tiefsten Krise haben Tresorbauer Hochkonjunktur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-09 vom 06. Juni 2009

Die gepanzerte Angst
Mitten in der tiefsten Krise haben Tresorbauer Hochkonjunktur

Eigentlich sollen Safes, Tresore oder Panzerschränke vor allem Wertsachen aller Art vor Einbrechern sichern. Die globale Finanzkrise hat ihnen nun eine weitere Funktion zugewiesen: Schutz vor Bankpleiten, Geldwertschwund oder gar − im Falle neuerer Hiobsbotschaften − dem Absturz der Ökonomie auf das Niveau einer Tauschwirtschaft. Doch die vermeintliche Sicherheit hat ihre Kehrseite: Allein in der Bundesrepublik werden jährlich über 100000 Wohnungseinbrüche begangen, die Aufklärungsquote ist mit 21 Prozent bescheiden.

Dennoch, immer mehr Menschen lagern ihre Werte in den gepanzerten Stahlkästen mit den schier unknackbaren Sicherheitsschlössern. Dank tief verunsicherter Anleger und Sparer boomt die Branche der Safehersteller wie nie zuvor, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Die Umsätze stiegen in den letzten Monaten  um bis zu 45 Prozent. Und es sind auch nicht mehr nur Reiche und Superreiche, die einen Teil ihres Vermögens lieber zuhause bunkern. Gerade der Run auf Gold als krisensicherem Sachwert hat auch beim Mittelstand die Nachfrage nach Tresoren förmlich explodieren lassen. Der Vertrauensschwund in die Geldhäuser, Brooker und Fondsgesellschaften sowie ihre oft zweifelhaften, hazardierenden Anlageberater ist immens. Wegen der Schieflage vieler Landesbanken mißtrauen sie sogar den einst als felsenfest sicher geltenden Sparkassen. Zudem erspart der Tresor im Hause die Depotgebühren für die aushäusige Lagerung von Gold.

Die Firma Burgwächter etwa verzeichnet Zuwächse um gut 30 Prozent, weist auf Lieferengpässe hin und spricht von einem regelrechten „Nachfrage-Hype“. Auch Thies Hartmann von der Hamburger Stahltresor GmbH bestätigt den Trend und nennt den Grund: „Die Kunden zeigen in den Gesprächen mit uns ein geringes Vertrauen in die Banken.“ Hugo Gervaise, Verkäufer der Firma Solon in Paris: „Wir hatten schon im Oktober 2008 Zuwächse um 40 Prozent. Die Leute wollen Geld in Gold tauschen und zuhause lagern.“  Ein Sprecher von Cubb and Sons in London assistiert: „Die Leute suchen nach Sicherheit, wie wir es in unserer langen Firmengeschichte noch nie erlebt haben.“

Nach Aussagen der Hersteller  sind die Käufer meist 50 Jahre und älter und legen gesteigerten Wert auf solide Produkte, die auch Schutz bei Feuer garantieren. Solche Tresore kosten für den privaten Gebrauch zwischen 2000 und 5000 Euro. Den Markt in Deutschland teilen sich rund 20 Firmen, die alle dem Verband der Schadensversicherer, etwa in Fragen der Schlösserzulassung, vom Bartenschloß über Nummernschlösser bis zu elektronischen Sicherungen, in Fragen der Mehrwandigkeit und der Sicherheitseinstufungen, unterworfen sind.

Seit die Furcht vor Amokläufern auch in Deutschland zunimmt, boomen sogar die gesicherten Waffenschränke mit Zahlenkombinationen. Dann kann ein durchgeknallter „Sohnemann“ nicht mehr so einfach die Sport- oder Jagdwaffen des Vaters an sich nehmen und ein Blutbad an-richten.        Joachim Feyerabend


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