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13.06.09 / Geplatzte Illusion / Streik der Erzieher offenbart Defizite

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-09 vom 13. Juni 2009

Geplatzte Illusion
Streik der Erzieher offenbart Defizite

Freundlich lächelnd hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen Hoffnung bei Eltern, Erziehern, Lehrern und Unternehmen geweckt. „Das Kinderförderungsgesetz setzt Meilensteine in Deutschland − für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für mehr Bildung unserer Kinder“, pries sie 2008 die Arbeit ihres Ministeriums im Bereich der Kinderbetreuung. Doch die bundesweiten Streiks der Erzieher offenbaren − ähnlich wie die sinkenden Geburtenzahlen trotz der Einführung des Elterngeldes −, daß Wunsch und Wirklichkeit weit voneinander entfernt sind.

Offiziell geht es den rund 220000 Kita-Mitarbeiterinnen im öffentlichen Dienst um einen besseren, tariflich abgesicherten Gesundheitsschutz. Nicht nur die kommunalen Arbeitgeber sehen darin aber einen „Stellvertreter-Streik“. Aus ihrer Sicht geht es den Erziehern um mehr Geld, doch für das dürfen diese aus tariflichen Gründen derzeit nicht streiken. Aber auch wenn es stimmt, daß die Erzieherinnen nicht verstehen, warum ihr Einstiegsgehalt nur 1922 Euro brutto beträgt, während das einer Grundschullehrerin gut 1000 Euro höher liegt, ist dieses Argument wohl zu kurz gegriffen.

Ursula von der Leyen will, daß es bis 2013 bundesweit für jedes dritte Kind unter drei Jahren einen staatlichen Betreuungsplatz gibt. Für Kinder über drei sollte der Kindergarten ihrer Ansicht nach möglichst zur Pflicht werden. Dies solle den Müttern die Rückkehr in den Arbeitsmarkt erleichtern. Auch solle der Kindergarten eine Art Vorschule werden, um Kinder aus sozial schwachen Familien oder mit Migrationshintergrund noch vor der Einschulung zu fördern. Doch bei der Umsetzung hapert es. Die Kommunen, die von der Leyens Pläne finanzieren sollen, haben kein Geld. Außerdem fehlen die Erzieher. Schon jetzt sind zu wenig Betreuer in den Kleinkindergruppen. Individuelle Förderung ist da eine Illusion. Und für den Krippenausbau werden etwa weitere 50000 Erzieher gebraucht. Doch die befinden sich noch nicht mal in der Ausbildung. Und da der Beruf aufgrund mauer Bezahlung, starker emotionaler Belastung, Lärmpegel und Strukturdefiziten an Attraktivität verloren hat, fehlt auch der interessierte Nachwuchs.           Bel


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